Eine moderne Bücherei soll in Bau II im Schulzentrum entstehen. Der Verwaltungsausschuss empfiehlt daher dem Gemeinderat, dem aktualisierten Büchereikonzept mit einer digitalen Ausstattung zuzustimmen. Außerdem soll eine Fachfirma mit der Möblierungsplanung beauftragt werden.
Bücherei Bönnigheim Weg von den Regalschluchten
Eine moderne Bücherei soll in Bau II im Schulzentrum entstehen. Sie soll zum Ort der Begegnung und Bildung werden.
50 Jahre alte Regalwände
Wer heute die Bücherei betritt, fühlt sich um Jahrzehnte zurückversetzt: Trotz aller Anstrengungen von Büchereileiterin Tordis Oder und ihrem Team, eine einladende Atmosphäre zu schaffen, bleiben die Rahmenbedingungen mit den 50 Jahre alten Regalschluchten bestehen. Aber nicht mehr lange. „Ziel ist es, von der reinen Ausleihbibliothek hin zu einem „Dritten Ort“ zu gelangen“, erläuterte Daniela Jantos-Lange von der Fachberatung des Regierungspräsidiums.
Beim sogenannten „Dritten Ort“ handelt es sich um Aktionsräume, die zum Lesen, Reden oder Surfen einladen. „Es ist ein konsumfreier, kostenfreier Raum“, betonte Jantos-Lange, der altersgemäß zoniert werden sollte. Denn gerade die Bevölkerungsstruktur mache deutlich, dass es viele ältere Menschen gebe, die allein leben und dort Kontakte knüpfen könnten. „Doch die Kernkompetenz der Bücherei, die Lese- und Sprachförderung, steht im Mittelpunkt“, sagte Jantos-Lange.
Sie verwies auf zahlreiche Untersuchungen, die belegen, dass die Lesekompetenz bei Schülern sinke. Zuverlässige Informationen statt „Fake News“ sollen natürlich in der Bücherei geboten werden. Zwei Medien pro Einwohner (also rund 17 000), die regelmäßig erneuert werden, seien empfehlenswert.
Für Tordis Oder liegt ein Schwerpunkt des Angebots bei Kindern bis zur sechsten Klasse. Denn selbst bei der geplanten Erweiterung der Bücherei auf rund 433 Quadratmeter können nicht alle Wünsche erfüllt werden. „Für eine Schulbibliothek müsste man mit fünf Medien pro Schüler rechnen, das ist auf der Fläche nicht machbar“, stellte Jantos-Lange klar.
Flexible Möblierung
Ein Rückzugsort für die Schüler aber schon. „Deshalb brauchen wir eine flexible Möblierung“, sagte Oder und betonte, dass es wünschenswert wäre, ein spezielles Möbelstück für Kinder und eines für Erwachsene zu haben, das es nur in Bönnigheim gibt.
Angesichts der knappen Finanzen kommt die Bücherei nicht um eine Digitalisierung herum, wenn sie ihr Personal nicht aufstocken möchte. So könnte die Ausleihe und Rückgabe digitalisiert und eine servicefreie Öffnung beispielsweise am Sonntag angeboten werden.
Richtig toll fand Stadträtin Renate Opiolla (SPD) die Neukonzeption. Sie verbessere die Chancengleichheit unter den Kindern und Jugendlichen und biete den Senioren eine Kontaktmöglichkeit. „Wir müssen uns das leisten können“, schränkte Stadtrat Dittmar Zäh (UWG) die Begeisterung seiner Kollegin ein. „27 000 Euro pro Jahr für die Bücherei ist schon ein Wort.“
Der Gemeinderat habe ja bereits die Fläche der Bücherei planerisch reduziert, erinnerte Bürgermeister Albrecht Dautel. Allen sei bewusst, dass nicht alles Wünschenswerte verwirklichbar sei. Stadträtin Christa Häußer (CDU) riet zu Bescheidenheit, während Stadträtin Dorothea Bechtle-Rüster (SPD) ein „Idealkonzept für die Zukunft“ sah, das nicht herabgewürdigt werden sollte.
Besucherzahlen steigen
Ob die Bücherei überhaupt Zukunft habe, angesichts der Tablets und der digitalen „Onleihe“, fragte sich Stadtrat Jens Hofäcker (UWG). Da konnte ihn Daniela Jantos-Lange beruhigen: Die Besucherzahlen sind nach der Schließung während der Pandemie wieder stark angestiegen.