Bürgergenossenschaft Wohnen Überschüsse sollen für günstige Mieten im Kreis sorgen

Von Jörg Palitzsch
Im Dezember hat die Bürgergenossenschaft Wohnen in Bönnigheim das Baugesuch für ihr erstes Neubauprojekt eingereicht. Im Bild Bürgermeister Albrecht Dautel (links) und Genossenschaftsvorsitzender Andreas Veit. Foto: BGW/Stadt Bönnigheim

Die Bürgergenossenschaft Wohnen eG hofft auf weitere kommunale Mitglieder, um bezahlbare Mietwohnungen anbieten zu können.

Nach der Gründungsversammlung im Februar 2022 blickt die Bürgergenossenschaft Wohnen eG auf ihr einjähriges Bestehen zurück. Inzwischen machen von 39 Kommunen im Landkreis sechs als Mitglieder mit, die alle ein Ziel eint: langfristig preisgedämpfte Mietwohnungen zur Verfügung zu stellen.

Dabei könne man den Mangel zwar nicht beheben, sondern mit dem ergänzenden Angebot den Schmerz am Wohnungsmarkt nur lindern, sagte Landrat Dietmar Allgaier, der auch Vorsitzender des Aufsichtsrates der Genossenschaft ist, bei einem Pressegespräch vor der ersten Mitgliederversammlung im Ludwigsburger Kreishaus.

Trotzdem gibt sich die Genossenschaft, die sich aus dem „Bündnis für bezahlbaren Wohnraum“ heraus entwickelt hat, zuversichtlich. Mit einem ersten Mietshaus müsse man zwar noch passen, aber in Bönnigheim läuft im Neubaugebiet Schlossfeld II derzeit ein Baugesuch der Genossenschaft, wo 22 neue Mietwohnungen entstehen sollen.

Kommune hat Vorschlagsrecht bei Belegung

Die Wohnflächen der 1,5 bis 5 Zimmer-Wohnungen betragen 30 bis 118 Quadratmeter. Die Kommune hat das Vorschlagsrecht bei der Belegung, angestrebt werde eine soziale Durchmischung, so Genossenschaftsvorsitzender Andreas Veit.

Die Regularien für den Einstieg in den preiswerten Mietwohnungsbau sind für Städte, Kommunen, soziale Träger als auch für Bürger gleich. Sie bringen bebaubare Grundstücke oder Bestandsgebäude in die Genossenschaft im Gegenwert von Genossenschaftsanteilen ein, die gehalten werden, und erhalten durch ihre Mitgliedschaft, wie die späteren Mieter auch, ein Mitspracherecht. Die Genossenschaft baut und bewirtschaftet dann die Gebäude, um langfristig Wohnungen zu preisgedämpften Mieten anzubieten. Anders als bei gewinnorientierten Wohnbauunternehmen ist die Ausrichtung der Bürgergenossenschaft Wohnen eG gemeinwohlorientiert. Erzielte Überschüsse werden dafür verwendet, die Mieten günstig zu halten, sie dienen der Instandhaltungen und Investitionen in einen Neubau.

„Der Schlüssel sind bezahlbare Grundstücke“, so Veit, sprich die Genossenschaft braucht liquide Mittel, um ihre Ziele verfolgen zu können. Vom Landkreis kam eine Anschubfinanzierung in Höhe von 400 000 Euro, von der Kreissparkassenstiftung 1,5 Millionen, so Vorstand Eric Schüürmann.

Kritik an Zurückhaltungvon Land und Bund

Unisono wurde die Zurückhaltung von Land und Bund kritisiert. Man habe sich außer Applaus mehr erhofft, etwa eine konkrete Förderung für das Miet-Modell des Landkreises. Auch das reduzierte Programm zur Wohnraumförderung des Bundes sei untauglich und an zu hohe Anforderungen geknüpft, monierte Veit. Vom Ziel, bundesweit 400 000 neue Wohnungen zu schaffen, sei man weit entfernt. Hinzu kommen stark gestiegene Baupreise, Bauen sei mit einem Wust von Vorschriften verknüpft und der Druck nehme jeden Tag weiter zu. Deshalb brauche es jetzt schnelle Lösungen, verlässliche Förderklassen und bei öffentlich geförderten Wohnungen einen gänzlichen Verzicht auf die Grunderwerbssteuer.

Trotz aller Kritik spricht sich das Miet-Modell im Landkreis herum. Mit dabei sind inzwischen auch die Stadt Remseck, die Stadt Sachsenheim, Schwieberdingen, Hemmingen, Korntal-Münchingen und Freudental. Das Interesse sei groß, so Andreas Veit, Ziel sei es, 600 Mietwohnungen in den Bestand zu bekommen. „Jedes Grundstück hilft“, so der Appell von Landrat Allgaier an jene Landkreiskommunen, die nicht, wie etwa Bietigheim-Bissingen, über eine eigene Wohnbaugesellschaft verfügen, aber etwas für bezahlbares Wohnen tun wollen.

 
 
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