Bürgergespräch in Bietigheim-Bissingen Verkehr, Taubenplage und Sportstättenausbau

Von hevo
Gibt es irgendwann einen Prioritätsplan innerhalb des erstellten Mobilitätsplans? Foto: /Helmut Pangerl

Am Donnerstagabend stand OB Jürgen Kessing in Bietigheim-Bissingen Bürgern und Bürgerinnen Frage und Antwort im Bürgergespräch im Kronenzentrum. Die angesprochenen Themen waren vielfältig.

Gut 30 Bürger und Bürgerinnen waren am Donnerstagabend ins Kronenzentrum nach Bietigheim-Bissingen gekommen, um am Bürgergespräch der Stadt teilzunehmen. Oberbürgermeister Jürgen Kessing sowie Vertreter des Gemeinderats und der Stadtverwaltung hatten ein offenes Ohr für Fragen aus der Bürgerschaft.

„Es sind fast mehr städtische Vertreter da als Vertreter aus der Bürgerschaft“, stellte der OB zu Beginn der knapp einstündigen Veranstaltung fest und mutmaßte, dass die Stadtteilgespräche erst wieder Fahrt aufnehmen müssten, nachdem sie coronabedingt so lange ausfallen mussten.

Unterschiedliche Themen

Und doch gab es einige Fragen zu unterschiedlichen Themen, die von den anwesenden Bürgern und Bürgerinnen vorgetragen wurden. Ein Bürger fragte, ob es innerhalb des Mobilitätsplan, der ja ein üppiges Programm umfasse, irgendwann einen Prioritätsplan geben werde und wie man sich einige, beispielsweise bezogen auf die Gegenwehr der Werbegemeinschaft gegen die geplanten Parkgebühren. Der OB setze auf den Dialog, antwortete er und führte aus: „Diese Diskussion müssen wir führen. Wenn er allen weh tut, ist es ein guter Kompromiss.“ Es gehe schließlich um viel Geld, etwa bei der Westumfahrung und auch eine Erhöhung der Taktung im ÖPNV koste richtig Geld.

Ein anderer Bürger interessierte sich für den aktuelle Stand, was die Pläne des Sportstättenausbaus anbelangt. Kernaufgabe seien aktuell Schulen und Kindergärten, sagte Kessing. „Wir haben den Bedarf im Blick“, jedoch müsse abgewägt werden. Es bestehe Bedarf nach einer weiteren Trainingshalle, aber „die Handballer hätten auch gern eine Spielstätte“ – zwischen diesen Varianten liegen gut 15 Millionen Euro Unterschied. Selbes gelte für die Hallenbad-Diskussion. Noch sei Bietigheim-Bissingen in einer recht guten Situation mit den beiden Hallenbädern und einem „schönen Freibad“, so Kessing. Bislang hätten die Stadtwerke die Betriebe auch noch gut hinbekommen, was die Kosten anbelange – trotz Energiekrise.

Für die Fernwärme und ob diese auch auf das Wohngebiet Sand ausgeweitet werde, interessierte sich eine Bürgerin. Aktuell liege der Fokus auf der Energiezentrale Mitte (EZM), nach und nach werde das Fernwärmesystem ausgebaut, versicherte der OB. Zuerst würden die verdichteten Gebiete sowie Neubaugebiete ans Netz angeschlossen.

Eine andere Bürgerin beklagte sich über die Zunahme des Verkehrs in der Metterzimmerer Straße. Seit 1973 wohne sie im Helenenburgweg und schaue auf die Straße hinab, die immer lauter und voller werde, obwohl sie an das Naherholungsgebiet sowie den Spielplatz angrenze. „Das ist nicht mehr tragbar“, sagte sie. Der Rathauschef übertrug die Prüfung an den Leiter des Amts für Stadtentwicklung und Baurecht, Thomas Feiert. Dieser melde sich zeitnah bei ihr.

Ein Thema, das in vielen Stadtteilgesprächen schon aufgeploppt ist, kam erneut zur Sprache, dieses Mal aus Sicht einer Bewohnerin der Altstadt: Die Taubenplage. „Wann passiert endlich etwas? Was macht die Stadt dagegen?“, fragte die Frau und berichtete, dass Dächer, Fensterläden und Autos mit Taubenkot bedeckt seien und die Vögel sie morgens um vier Uhr bereits mit ihrem Gurren wecken. Sie wohne seit 37 Jahren dort, das Problem habe aber in letzter Zeit massiv zugenommen. „Menschen füttern die Tauben auch noch, schmeißen sogar Futter in unseren Hof.“ Schilder, die das Füttern untersagen, seien zwar angebracht worden, das helfe jedoch nicht, so die Frau, die ein Einschreiten des Ordnungsamts forderte. „Wir sind dran – auch in Abstimmung mit anderen Kommunen“, sagte Kessing und bestätigte: „Das Problem sind die zweibeinigen Taubenfreunde.“

Optionen werden geprüft

Kommunen hätten verschiedene Möglichkeiten wie Taubenhäuser, Vergrämungsmaßnahmen und den Erlass von Fütterungsverboten. In Kassel sei das Paramyxovirus (PMV) ausgebrochen, was die Population verkleinert habe, „mittlerweile sind die Tauben aber zurück“, berichtet Kessing aus einem Gespräch mit Vertretern der Stadt Kassel. Die Stadt arbeite an einer Lösung dieses „hausgemachten Problems“, so der OB.

Info/Update: Wie Julia Bischoff vom Stadttaubenprojekt Stuttgart der BZ mitteilte, funktionieren die Taubenhäuser in der Landeshauptstadt sehr gut. Es würden keine Taubenhäuser geschlossen, wie es OB Kessing beim Stadtteilgespräch angerissen hatte, sondern ganz im Gegenteil: noch weitere Taubenhäuser werden gebaut. „Auch wenn man’s nicht plakativ abzählen kann, dass es weniger Tauben werden, werten wir es als großen Erfolg, dass es nicht mehr werden“, so Bischoff. Auch sagt sie, dass in Bezirken, in denen Taubenhäuser aufgestellt wurde, ihr keine Beschwerden mehr von Anwohnern bekannt seien. Das System mit dem Austauschen der Taubeneier gegen künstliche Eier funktioniere sehr gut. Die Aktionen in Bietigheim wiederum seien sehr lobenswert, es stecke viel ehrenamtliches Engagement dahinter. Mehr HIlfe von offizieller Seite, etwa ein Taubenhaus, könnte auch in Bietigheim-Bissingen helfen, schätzt die Tauben-Expertin die Situation ein.

OB informierte über den Stand der Südumfahrung: „Da kommt einiges auf uns zu“

„Der Verkehr wird uns noch erheblich beschäftigen“, sagte OB Jürgen Kessing in der Bürgersprechstunde. Das Landratsamt Ludwigsburg (LRA) sowie das Regierungspräsidium Stuttgart (RP) hätten nun die Pläne, die Südumfahrung „erheblich auszubauen“, festgezurrt.

Der Kreis verlängert die Zweispurigkeit auf der K 1671 zwischen Porsche-Hochhaus und Fritz-Lieken-Straße in Fahrtrichtung Grotztunnel. Zudem stellt er eine zusätzliche Rechtsabbiegespur in die Porschestraße her. Im Anschluss wird zwischen Fritz-Lieken-Straße und Böhringer Kreuzung eine Deckensanierung durchgeführt, sagt Dr. Andreas Fritz, Pressesprecher des LRA auf Anfrage der BZ und weiter: „Das RP verbessert die Fahrbahn auf der B 27 Fahrtrichtung Bietigheim durch Herstellung der Fahrspuren in Beton. In Fahrtrichtung Autobahn wird, aus der K 1671 kommend, ein Einfädelstreifen hergestellt. Zudem wird die L 1110 zwischen dem neuen Kreisverkehr im Norden von Tamm und der Böhringer-Kreuzung saniert.“

Kosten wird das den Kreis 2,5 Millionen Euro, inklusive neuer Ampeln und Schilder.

Beginn ist am 11. April, verkehrsführende Maßnahmen werden dann eingerichtet. Ab 22. April wird die K 1671 zwischen Porsche-Kreuzung und Fritz-Lieken-Straße voll gesperrt und die Bauabschnitte nacheinander durchgeführt. Die Maßnahme endet Anfang der Sommerferien, so Fritz.

Die Umleitung über die B 27 werde „in den ersten Tagen zu viel Stau führen“, prophezeite Kessing, bis sich die Autofahrer auf die Baustelle eingestellt hätten.

 

 

 
 
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