Bürgergespräch in Untermberg Zu viel Verkehr, zu wenig Leben im Stadtteil

Von Heidi Vogelhuber
Der Blitzer in der Bissinger Straße hat positive Effekte auf die Raser in Untermberg. Jedoch werde kurz nach dem Blitzer wieder Gas gegeben, beklagen Anwohner. Verkehr, fehlende Parkmöglichkeit und damit verbundenes Wildparken sind Aufregerthemen der Bürger. Foto: /Martin Kalb

Im Untermberger Bürgergespräch am Montagabend ging es um die Verkehrsbelastung, die Nutzung der Sporthalle und die Gas-Panne.

Einen Gast durften die Untermberger beim alljährlichen Bürgergespräch, zu dem die Stadt geladen hatte, am Montagabend in der Gymnastikhalle begrüßen: Lucas Reiber, den technischen Leiter der Stadtwerke Bietigheim-Bissingen (SWBB). Reiber leitete den Krisenstab als es vor zwei Wochen zu der Gas-Panne in Bissingen und Untermberg kam (die BZ berichtete). Applaus für Reiber und den Einsatz der SWBB gab es von den gut 50 Bürgern und Bürgerinnen, die gekommen waren.

Noch 20 Heizungen mit Störungen

Eine Bürgerin merkte an, dass die Informationen nachlässig auf der SWBB-Homepage geteilt und aktualisiert wurden, auch seien sie dort schwer zu finden gewesen. Reiber stimmte ihr zu: „Wir arbeiten auch an der Übersichtlichkeit der Homepage.“ Aktuell seien es noch gut 20 Heizungen, die noch Störungen aufweisen, sagte Erster Bürgermeister Michael Hanus.

Dominierend war am Montagabend aber ein ganz anderes Thema: der Verkehr. Das Hauptproblem, so formulierte es Bernd Klein, Vorsitzender des Vereins Sympathie für Untermberg, sei, dass Untermberg aus einer langen Durchgangsstraße mit wenig Seitenstraßen bestehe. Das führe zu zahlreichen Problemen. So berichtete eine Bürgerin, dass die Autofahrer, seit der Blitzer aufgestellt wurde, zwar ihr Tempo drosseln würden, jedoch werde, sobald man aus dem Wirkungsbereich der Radarkontrolle sei, wieder Gas gegeben. „Der Blitzer ist für die Katz’, weil ihn jeder kennt.“ Matthias Volk, Leiter des Ordnungsamts, versprach, dass man zusätzlich von Zeit zu Zeit einen Blitzeranhänger aufstellen werde.

Das nächste Problem seien die Wildparker, berichteten zahlreiche Anwohner der Bissinger Straße. „Die Busfahrer hupen uns nachts aus dem Bett, weil sie nicht durchkommen“, so eine Bürgerin. Eine andere Bürgerin fragte an, ob nicht wieder ein Zebrastreifen, wie es ihn früher gab, die Überquerung der Straße erleichtern könnte – auch mit Blick auf Buspassagiere und Kinder. Das sei nicht sinnvoll, erläuterte Volk. Der Zebrastreifen sei entfernt worden, da er „nicht regelkonform war“ und weiter: „Er suggeriert eine Scheinsicherheit, die es in der Realität nicht gibt.“

Ohne Zebrastreifen sicherer

Es habe in Untermberg zu wenig Querungen gegeben, wodurch der Zebrastreifen für die Autofahrer nicht mehr wahrnehmbar gewesen sei. „Es ist ohne Zebrastreifen sicherer“, so Volk. Ein Bürger meinte, dass durch den Tafelladen, der seit Juni in der Flößerstraße ist, die Frequenz möglicherweise gestiegen sei. Volk sagte zu, das zu prüfen. Neben dem „zu viel“ (an Autos) wurde auch ein „zu wenig“ angesprochen. Ein Bürger beklagte: „Es gibt in Untermberg keine Gaststätte, keine Bäckerei, keine Metzgerei, keinen Lebensmittelladen. Untermberg ist tot.“ Es handle sich dabei nicht um eine kommunale Aufgabe, das sei dem freien Markt überlassen, sagte Hanus. „Der Ort stirbt“, setzte der Bürger nach. „Ich verstehe uns als Stadt Bietigheim-Bissingen“, so Hanus. Es gebe in nicht allzu weiter Entfernung Einkaufsmöglichkeiten in Bietigheim-Bissingen. Er glaube nicht, auch wenn er es den Untermbergern wünschen würde, dass sich der Standort in einer Marktanalyse als lukrativ erweisen würde.

Fernab der Einkaufsmöglichkeiten meldete sich eine Mutter zweier Kinder zu Wort und beklagte, dass es keine Angebote für Kinder gebe. Man müsse für Aktivitäten in andere Stadtteile fahren. Michael Selle, Vorsitzender des TSV Untermberg, bestätigte dies. „Wir bekommen viele Anfragen zu Angeboten für Kinder“, sagte er. Jedoch sei es bislang nicht möglich gewesen, Zeiten in der Halle zu buchen. Der Tischtennisclub beanspruche die Halle größtenteils für sich. „Steht die Halle nur dem TTC oder auch Kindern und dem Breitensport zur Verfügung?“ Hanus versprach, sich mit dem Sportamt zusammenzusetzen und eine Möglichkeit zu finden, dem TSV Hallenzeiten zu organisieren, sodass dieser beispielsweise Kinderturnen anbieten könnte.

 
 
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