Bürgermeister Sersheim und Sachsenheim Foto-Freunde Scholz und Fiedler

Von Walter Christ
Sersheims Bürgermeister Jürgen Scholz (links) und Sachsenheims Ex-Bürgermeister Horst Fiedler haben ein gemeinsames Hobby: die Fotografie.⇥ Foto: Werner Kuhnle

Das Bürgermeister-Duo Jürgen Scholz und Horst Fiedler findet gemeinsam Muße in der Kunst der Fotografie.

Martinstag, 20 Uhr, Blüba in Ludwigsburg. Das Residenzschloss und sein Umfeld sind von insgesamt 11 570 zusätzlichen, bunten Lichtquellen illuminiert.  Eine Augenweide für das Publikum. Ganz besonders gilt das für Horst Fiedler, Ex-Bürgermeister von Sachsenheim, und Rathauschef Jürgen Scholz aus Sersheim. Das Duo hat das nächtliche Spektakel  zur kreativen Foto-Session auserkoren.

Schultes zu sein ist heutzutage kein Zuckerschlecken – und das Rentner-Dasein bekanntlich immer stressig. Grund genug also für Horst Fiedler (64), von 2003 bis 2019 Stadtoberhaupt in Sachsenheim, und Jürgen Scholz (60), seit 31 Jahren Chef im Sersheimer Rathaus, „neben dem Sport einen geistigen Ausgleich zu suchen“, wie es Scholz formuliert. Fiedler spricht von „sinnvollem Herunterkommen, Muße finden“. In der Fotografie sind sie neben Sport (Württembergs Leichtathletik-Verbandspräsident Scholz) und Lautsprecher bauen (Tüftler Fiedler) fündig geworden.

Mußestunden mit der Kamera

Seit gut einem Jahr gehen sie miteinander auf Schnappschuss-Jagd. Beide entdeckten bereits vor vielen Jahren eine Affinität zum Bildermachen. „Ich hatte schon immer ein gewisses Faible dafür und 1983 angefangen, analog zu fotografieren, machte aber in den Neunzigern eine Pause.  Dank Wolfgang Fessler war dann das digitale Virus 2013 gesetzt“, sagt der Sersheimer. Sein Kollege Fiedler hatte sich von Scholz vollends inspirieren lassen. Da beide gleiche Interessen haben, passt der Schulterschluss umso besser.

Inzwischen hat Jürgen Scholz  allein in den vergangenen vier digitalen Jahren annähernd 90 000 Fotos „geschossen“. Sein Hobby-Partner aus Sachsenheim freut sich „über bestimmt 10 000 Bilder“ in seinem Archiv. Fotos, die übrigens bei beiden nur privaten Zwecken dienen.

Den Fotografen aus den Amtsstuben ist offensichtlich kein Weg zu lang, kein Licht zu diffus. So führten ihre allwöchentlichen Exkursionen neben lokalen Motiven auch schon beispielsweise nach Stuttgart, Karlsruhe, Heidelberg und Nürnberg – und gar bis nach Venedig. „Fotografiert wird alles, was vor die Linse kommt – bei mir außer Makro“, erläutert der Sersheimer Amtsmann. Bei seinem Freund Fiedler durfte „schon auch mal meine Frau Modell stehen“. Beide sind spürbar motiviert, „bei unserem Freizeit-Spaß so nah wie möglich ans Künstlerische heranzukommen“, bestätigt  Fiedler diverse tief beeindruckte Betrachter.

Scholz und Fiedler an Volkshochschule

War es für Fiedler bei der gemeinsamen Drei-Tages-Tour Venedig „besonders reizvoll, auch Hinterhöfe, bunte Häuser  oder gar eine Gondel-Manufaktur abzulichten“, so haben sich für Scholz seine diesbezüglichen Visionen nach mehreren „Einsätzen“ beispielsweise in Irland oder in der italienischen Partnerstadt Canale insbesondere in Finnland erfüllt: „Die Polarlichter zu sehen und zu fotografieren war für mich persönlich ein absoluter Traum!“, freut er sich erst recht auch über virtuose Aufnahmen.

Nach weiterer Fortbildung bei der Volkshochschule bereitet sich das badisch-schwäbische Team nun gedanklich auf die Weihnachtszeit vor. Horst Fiedler: „Da ist die Jagd nach Motiven, insbesondere in der blauen Stunde, geradezu einfach.“

Dass es an diesem Abend im Blüba stark neblig-trüb auf den „Leuchtenden Traumpfaden“ ist, stört die beiden Künstler, die mit Rucksäcken und  professionellem Equipment  antreten, offensichtlich nicht. Im Gegenteil: Sie stellen sich mit Gespür und Engelsgeduld völlig cool und nahezu dialoglos der gehobenen Herausforderung, machen sich die beinahe gespenstische Atmosphäre zunutze. Fernauslöser und Fingerspitzengefühl sorgen für die nötige Tiefenschärfe. Gegen die lausige Kälte helfen Hut und Skimütze.

 
 
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