Bürgermeistergespräch in Mundelsheim Seitz: „Benzäcker bleibt meine Lebensaufgabe“

Von Heidi Vogelhuber
Mundelsheims Bürgermeister Boris Seitz im Rathaus vor einer Stadtansicht Mundelsheims. Foto: /Oliver Bürkle

Mit der BZ spricht Mundelsheims Bürgermeister Boris Seitz über intensive Herzensprojekte, den ländlichen Glasfaserausbau und die Fortschritte beim Gewerbepark „Benzäcker“.

Das Jahr 2023 war ein schönes Jahr, weil es endlich mal wieder ein ‚normales’ Jahr war“, resümiert Mundelsheims Bürgermeister Boris Seitz. Zwei Projekte haben den Schultes übers Jahr besonders beschäftigt. Der geplante Gewerbe- und Innovationspark „Benzäcker“ habe ihn auf Trab gehalten (siehe Infobox) und wird das auch weiterhin. „Benzäcker bleibt meine Lebensaufgabe“, sagt Seitz und lacht.

Intensives Herzensprojekt

Das andere Großprojekt ist der Landschaftspark Neckar, eines seiner Herzensprojekte, wie Seitz sagt. „Das war aber auch ein Kraftakt“, sagt er und erklärt, dass diverse Anträge durch mehrere Instanzen wie das Landratsamt Ludwigsburg und das Wasserschifffahrtsamt mussten. Es gab letztendlich noch elf Planänderungen umzusetzen. Im vergangenen Sommer habe die Gemeindeverwaltung die Genehmigungen bekommen, nun sei das Projekt finalisiert und könne fortan genutzt werden. Unter anderem vom Wassersportgeräte-Verleiher „Die Zugvögel“, die seit 2022 auch einen Standort in Mundelsheim haben. „Man merkt, dass der Landschaftspark Neckar mit der dortigen Gastronomie, dem Schwimmsteg und dem Spielplatz immer mehr angenommen wird“, so Seitz. Genutzt werde der Park durch Einheimische, aber auch Touristen, die oft über den dort entlang führenden Neckartalradweg anreisen. Für gut 330 000 Euro sei das Projekt umgesetzt worden, quasi ein Schnäppchen, so der Bürgermeister, was vor allem am Arbeitseinsatz der städtischen Mitarbeiter liege.

Weitere Projekte 2023

Ein großes Thema sei auch der Glasfaserausbau gewesen. Die Vorvermarktung war bereits 2022 abgeschlossen, 2023 liefen die Planungen auf Hochtouren. „Wir sind aktuell dabei, den Backbone-Ausbau zu starten“, so Seitz. Über die Außenleitungen werde Mundelsheim ans Netz angeschlossen. „Wir machen das mit Hessigheim zusammen“, sagt der Rathauschef. Der innerörtliche Baustart soll im März 2024 erfolgen. Für gut fünf Monate werde sich die Hauptstraße in eine große Baustelle verwandeln. Nach und nach würden alle Gehwege geöffnet, um die Glasfaserkabel zu verlegen. Mit zwei Kolonnen rücke die Deutsche Glasfaser, die den Glasfaserausbau auch in Pleidelsheim, Hessigheim und Großbottwar übernimmt, an. Der Bürgermeister zeigt sich zufrieden, dass der Ausbau in Mundelsheim so flott vorangeht.

Wärmeplanung im Konvoi

Auch in Sachen Wärmeplanung tut sich etwas. Mundelsheim geht das Thema im Konvoi mit den Gemeinden Hessigheim, Gemmrigheim und Walheim an. Derzeit würden die Anträge gestellt und Angebote eingeholt. Man wolle mit dem Ortskern beginnen und sich nach außen voranarbeiten. Die Konvoi-Planung vereinfache die Antragstellung und vermeide unnötige Bürokratie, so Seitz. Die Energieagentur Kreis Ludwigsburg (Lea), die befragte wurde, gehe von einem Investitionsvolumen von drei Millionen Euro aus.

Klimaschutz und Digitalisierung

Drei PV-Anlagen wurden im vergangenen Jahr für rund 80 000 Euro gebaut. Auf den Dächern des Freibads, der Kläranlage und der frisch sanierten Leichenhalle. „Die Investitionen werden sich rechnen“, prophezeit Seitz. Zum Energiesparen habe man die Georg-Hager-Schule auf LED-Beleuchtung umgerüstet, die Flutlichtanlage am Sportplatz soll folgen. Apropos Modernisierung: Rathaus und mittlerweile auch Kindergärten, Bauhof, Kläranlage et cetera arbeiten mit einem elektronischen System zur Zeiterfassung. Auch ein digitales Ratsinformationssystem sowie Tablets für die Gemeinderatsmitglieder wurden angeschafft.

Flüchtlingsunterbringung

„Wir haben die Quote übererfüllt“, berichtet der Schultes von der Unterbringung von Geflüchteten in Mundelsheim. Mittlerweile würden in neun innerörtlichen Gebäuden rund 100 Menschen untergebracht. 2024 soll ein größeres Gebäude umgebaut und zur Unterbringung von Geflüchteten genutzt werden. Dadurch soll die Unterbringung auf weniger Immobilien (Seitz: „Vielleicht sieben?“) verteilt werden, auch gehe es darum, die ortsprägenden Gebäude wieder anders zu nutzen. Vor zwei Jahren hat die Gemeinde das neue Gebäude gekauft. Der Umbau sei mit 300 000 Euro angesetzt, dabei würde die Gemeinde mit 200 000 Euro gefördert. Dort würden 18 Personen Platz finden. Neben den finanziellen Auswirkungen birgt die Flüchtlingsunterbringung auch ein personelles Problem, berichtet Seitz von ausgelasteten Rathausmitarbeiterinnen. Jedoch betont er auch: „Wir erleben jeden Tag aufs Neue, dass viele den Absprung schaffen und nach rund zwei Jahren gut integriert sind und auf eigenen Beinen stehen“, lobt der Rathauschef.

Steillagenförderung

Mundelsheim hat sich zum Jahresende 2023 dazu entschlossen, ein Steillagenförderungsprogramm im Rahmen von 50 000 Euro in den Haushalt einzustellen, um Wengerter in ihrer aufwendigen Arbeit in den Steillagen finanziell zu unterstützen. Dabei gehe es um die Sanierung der für die Region charakteristischen Steillagen-Mauern. „Man kann sich dafür bewerben und bekommt 200 Euro pro Quadratmeter sanierte Mauer“, so Seitz.

Status quo des Mundelsheimer Gewerbe- und Innovationsparks „Benzäcker“

Das Projekt „Benzäcker“ begleitet den Bürgermeister schon seine gesamte Amtszeit, also seit Ende 2018. „2019 hat das Projekt Fahrt aufgenommen“, erinnert sich Boris Seitz im Gespräch mit der BZ an den steinigen Weg bis zum Beschluss, dass der Gewerbe- und Innovationsparks Mundelsheim kommt. 2022 wurde ein Bürgerentscheid durchgeführt: 57 Prozent der Mundelsheimer haben sich für das Gewerbegebiet entschieden.

 
 
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