Bürgermeistergespräch Mundelsheim Seitz: „Über Jahrzehnte hat sich keiner rangetraut“

Von Heidi Falk
Bürgermeister Boris Seitz an seinem Schreibtisch im Rathaus. Foto: /Oliver Bürkle

Im Gespräch mit der BZ spricht Bürgermeister Boris Seitz im Jahresgespräch über nötige Sanierungen, Modernisierungsmaßnahmen und die Zukunft Mundelsheims. 

Müsste er das Jahr 2024 in einem Wort beschreiben, dann wäre das „Großbaustelle“, sagt Mundelsheims Bürgermeister Boris Seitz im Jahresgespräch mit der BZ. Das liege allem voran an der Lange Straße, die im vergangenen Jahr von März bis November saniert wurde und den Bürgerinnen und Bürgern der 3400-Einwohner-Gemeinde an der Neckarschleife einiges abverlangte. „Über Jahrzehnte hat sich keiner rangetraut, weil man wusste, was man damit auslöst. Jetzt aber haben wir es durchgezogen“, sagt Seitz. 1,3 Millionen Euro hat dieses Straßenbauprojekt gekostet: Die Wasser- und Schmutzwasserleitungen wurden nicht nur erneuert, sondern auch verbreitert, der Fahrbahnbelag wurde neu gelegt, teilweise auch betoniert.

Die Straßensanierung sei zeitgleich auch eine Starkregenmaßnahme. Nicht unerheblich für Mundelsheim, das beim Starkregen im Mai 2022 eine der am schlimmsten betroffenen Kommunen der Region war. Straßen waren überschwemmt und noch Tage später war man mit den Aufräumarbeiten beschäftigt.

„Jedes Jahr eine Straße“

Getreu seinem Motto „Jedes Jahr eine Straße“ wird auch 2025 eine Straße saniert: die Käsbergstraße. Beginn ist bereits im März, die Kosten liegen bei 865.000 Euro für den Straßenbau und 70.000 Euro für die Wasserleitungen. „Es steht bereits ein Straßen-Sanierungskonzept für die nächsten acht Jahre“, kündigt Seitz an. Erneuert werden sollen nach und nach die Kappelstraße, der Lange Weinbergweg, der obere Teil der Weinbergstraße sowie die Sylvanerstraße. Das grobe Konzept stehe fest, über jede Maßnahme soll aber jährlich nochmals im Rat abgestimmt werden.

Weitere Projekte 2024

Doch 2024 hatte weitere Projekte zu bieten. 450.000 Euro wurden in die Sammelkläranlage und eine Phosphatfällmittelstation investiert. „Etwas Wichtiges für die Zukunft, für den Neckar und für das Klima“, sagt Seitz.

„2024 haben die vorbereitenden Untersuchungen im Ortskern III begonnen“, so der Schultes. Anträge seien eingereicht, man stehe im Austausch mit dem Regierungspräsidium Stuttgart. „Und dann können wir über die nächsten 15 Jahre hier im Ortskern hoffentlich etwas bewegen.“ Auch die Käsberghalle soll saniert werden. Im vergangenen Jahr wurde eine Machbarkeitsstudie für 34.000 Euro beauftragt. Es stehe eine Kernsanierung an, inklusive energetischer Ertüchtigung. „Wir müssen anfangen, etwas zu machen. Wir haben so viele alte Gebäude im Bestand. Das wird uns die nächsten Jahre verfolgen“, so der Bürgermeister. Geplant sei, in einem Anbau auch einen Gastronomiebetrieb anzubinden.

In Sachen Erneuerbare Energien sei die Gemeinde auf den Dächern der gemeindeeigenen Betriebe 2024 aktiv geworden. So seien der Gemeinde-Kindergarten im Dammweg sowie der Kindergarten Seelhofen im Hartweg mit Photovoltaikanlagen ausgestattet worden. „Gerade bei viel Tagesbetrieb macht eine PV-Anlage Sinn“, so der Bürgermeister. Auch das Rathaus wurde mit einer PV-Anlage ausgestattet und sei nun „klimaneutral – zumindest tagsüber“, so der Rathauschef. 2025 soll auch die Georg-Hager-Grundschule folgen.

Im Zuge der Sanierung der Ottmarsheimer Straße wurde ein Stromanschluss an den Aussichtspunkt „Mundelsheimer Böckler“ gelegt. Kostenpunkt: rund 100.000 Euro. Die Stromversorgung sorge für neue Möglichkeiten für Vereine und die Weingenossenschaft, Veranstaltungen inmitten der Natur auszurichten. Auf die Aggregate, mit denen man sich bislang beholfen habe, könne damit verzichtet werden. Auch wurde eine Bodenplatte betoniert. „Die Plattform wurde bereits beim Silvestertreff genutzt“, so Seitz. Das sei auch Teil der Steillagenförderung.

So steht’s um den Haushalt

Finanziell stehe Mundelsheim noch gut da, sagt der Rathauschef. Es seien noch einige Rücklagen vorhanden. Allerdings sei die Kreisumlage erhöht worden. Die Gemeinde habe darauf reagiert und die Grund- und Gewerbesteuer ein wenig erhöht. „Es ist soweit okay, wir müssen aber jetzt schon auch sparen“, sagt Seitz. Man überlege, wo man reduzieren könne. Etabliert hätten sich seit Jahren die Quartalsberichte im Gemeinderat. Indem man stets auf dem aktuellen Stand sei, könne nachjustiert werden, wenn nötig. So sei 2024 beispielsweise die geplante Dacherneuerung in der Hindenburgstraße 25 für gut 50.000 Euro nochmals verschoben worden.

Das größte Projekt im Jahr 2025

Das größte Projekt 2025 ist der Glasfaserausbau mit der Deutschen Glasfaser, der im April mit gut einem Jahr Verspätung beginnen soll. Der Nachbarort Hessigheim, mit dem Mundelsheim dabei kooperiert, soll 2026 folgen. „Jeder Gehweg wird dafür geöffnet“, kündigt Seitz an.

Flüchtlingsunterbringung

Aktuell gibt es in Mundelsheim sieben Standorte, an denen Geflüchtete untergebracht sind. Vor zwei Jahren habe die Gemeindeverwaltung das Gebäude Neuweilerstraße 17 gekauft, im vergangenen Jahr wurden die Leistungen für den Umbau vergeben. Der Umbau wird gut 330.000 Euro kosten, jedoch liegt ein Förderbescheid von Bund und Land über 80 Prozent der Kosten vor.

Baubeginn ist nach den Sommerferien, bis Ende 2025 soll das Gebäude bezugsfertig sein. 25 Menschen können dann darin untergebracht werden. Ziel ist laut Seitz eine Zentralisierung der Unterbringung, wodurch andere Liegenschaften der Gemeinde umgenutzt werden können. Aktuell hat Mundelsheim 70 Menschen in der Anschlussunterbringung. Es sei ruhiger geworden, derzeit gebe es auch wieder Platz in den Gebäuden.

Und die Integration? Die klappe eigentlich gut, sagt der Schultes. „Mundelsheim ist offen. Wenn jemand sich im Verein oder bei Festen engagieren möchte, kann er das gerne. Wir lassen niemanden hängen.“ Es gebe auch eine Integrationsklasse in der Schule.

Gewerbegebiet Benzäcker: Das ist der Status quo

„Bis Sommer 2024 haben wir noch mit den ganzen Genehmigungen gekämpft“, sagt Boris Seitz. Im Juli sei der Kreditvertrag über 44 Millionen Euro unterzeichnet worden. „Seit Dezember sind wir nun offiziell ein regionaler Gewerbeschwerpunkt.“ Es habe sechs Jahre gedauert, den Grünzug auf der Planungsebene in einen regionalen Gewerbeschwerpunkt umzuwandeln – also seine gesamte Zeit als Bürgermeister. „Mit diesem Projekt habe ich eigentlich täglich zu tun.“

 
 
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