In Vaihingen war 2024 einiges los: Der Flächenverkauf der Gewerbegebiete stand auf dem Plan, auch in Sachen Energieversorgung und Klimaneutralität hat die Stadt Fortschritte gemacht. Zudem wurde über einen potenziellen S-Bahn-Anschluss von Sersheim nach Kleinglattbach diskutiert. Was sonst noch passiert ist und was Vaihingen 2025 vorhat, verrät Oberbürgermeister Uwe Skrzypek im BZ-Interview.
Bürgermeistergespräch Vaihingen Gartenschau als großes Privileg
Oberbürgermeister Uwe Skrzypek zieht im Jahresgespräch Bilanz. Auch 2025 wird es in Vaihingen keinen ausgeglichenen Haushalt geben – die Lage bleibt angespannt.
Können Sie einen kleinen Rückblick auf das vergangene Jahr geben?
Uwe Skrzypek: Die große Zäsur 2024 ist sicherlich die Kommunalwahl gewesen. Uns ist es meiner Meinung nach sehr gelungen, bei der Klausur in der Sommerpause den Blick nach vorne zu richten. In der vergangenen Legislatur haben wir ein großes Schwerpunktthema gehabt, nämlich die Kindertagesstätten. Wir haben drei neue städtische Kindergärten im Stadtgebiet gebaut, das war eine riesige Herausforderung, die wir aus wesentlichen Eigenmitteln finanziert haben. Wir haben zudem vereinbart, dass die Perspektive der neuen Legislatur einen klaren Schwerpunkt im Hinblick auf Investitionsoffensive einer funktionierenden Schulinfrastruktur lauten soll.
Was war Ihr persönliches Highlight?
Der Maientag ist jedes Jahr ein Highlight. Ich durfte zum zweiten Mal den Festumzug mit meiner Frau anführen und auch Eröffnung und Abschlussfeier mitgestalten. Wenn man die ganze Stadtgemeinschaft fröhlich erlebt, dann sind das die besonders schönen Momente.
Stichwort Finanzen: Wie ist die Lage in Vaihingen?
Wir werden 2025 keinen ausgeglichenen Haushalt hinbekommen und müssen uns auch im Investitionshaushalt viel Geld leihen. Die Möglichkeit, sich Geld zu leihen, wird endlich sein, deswegen müssen wir uns sehr disziplinieren. Wir müssen immer wieder Abwägungsentscheidungen treffen und schauen, welche Mittel wir wo anwenden und wo wir die besten Förderquoten haben.
An welchen Stellen muss dann konkret eingespart werden?
Unsere neun Ortsteile zu verwalten gestaltet sich als schwierig. Die strukturelle Schwäche, dass wir zu wenig Gewerbe im Ort haben, dürfen wir nicht aus dem Blick verlieren. Immer mehr Gewerbeflächen in Wohnraumflächen zu entwickeln, bedeutet, die Situation zu verschärfen. Dem müssen wir uns stellen – wo wir Geld ausgeben, muss gut überlegt sein. Gleichzeitig haben wir dieses Riesenprivileg der Gartenschau. Das ist das größte Stadtentwicklungsprogramm des Landes, welches es uns erlaubt, Geld zu leihen. Das bedeutet aber nicht, dass wir unseren Kernhaushalt nicht seriös bestreiten müssen.
Wie läuft es mit dem Flächenverkauf im Gewerbegebiet Fuchsloch III?
Es läuft sehr gut. Wir haben über die Hälfte der Flächen vergeben und das entspricht unseren Erwartungen und Wünschen. Es haben sich viele Firmen beworben.
Und wie sieht es im Gewerbegebiet am Wolfsberg aus? Da haben ja erst vor kurzem archäologische Untersuchungen stattgefunden.
Dort läuft ebenfalls alles nach Plan. Wir müssen die archäologischen Untersuchungen erst abschließen und dann gehen wir in die Erschließung. Bis dato gibt es keine Stolpersteine, wobei wir eine klare Strategie haben. Das Gewerbegebiet am Wolfsberg befindet sich an der B 10. Dort haben wir vor, in verkehrstechnisch günstiger Lage Handel zu verorten.
Sie haben vorhin die Gartenschau angesprochen. Wie schreiten die Planungen 2025 voran?
Wir werden schwungvoll Fahrt aufnehmen. In der ersten Hälfte des Jahres werden wir sicherlich einen Förderverein, der das bürgerliche Engagement der Stadt zusammenfassen soll, auf den Weg bringen. Zudem werden wir viele Menschen dazu animieren, Ideen zu entwickeln und diese in die Umsetzung zu bringen.
Das Enztalbad hat auch 2024 immer wieder für Diskussionen gesorgt. Wie geht es da weiter?
Wir hatten 2022 ein sehr holpriges Jahr mit vielen Schließtagen, weil uns das Personal zusammengebrochen war. In einem Konzept, ergänzt durch einen externen Dienstleister, haben wir 2023 und 2024 eine verlässliche Saison hingelegt. Wir haben aber auch da in Abwägungsentscheidungen beschlossen, dass wir das Hallenbad im Sommer, wenn das Freibad offen hat, schließen. Das hat positive Auswirkungen gehabt, da wir immens Energie und Wasser gespart und gleichzeitig die enge personelle Ressource so eingesetzt haben, dass das Freibad kontinuierlich offen hatte. Wir werden gezielt in das Freibad investieren, damit es nachhaltig im Betrieb gesichert ist. Das Thema Hallenbad wollen wir uns für einen Zeithorizont jenseits von 2030 vornehmen.
Wind- und Solarenergie ist in jeder Kommune ein Thema. Wie sieht es hier mit der Ausweisung von Flächen aus?
Wir haben einige kleinere, eigene Flächen. 2025 werden wir in Ausschreibungen gehen, um die passenden Investoren zu finden. Parallel dazu haben wir Windpotenzialflächen, wo die Stadt selbst kaum Flächen besitzt. Die größte Fläche ist auf dem Weitfeld, da gibt es konkrete Umsetzungsinitiativen, die sich aber rein privatwirtschaftlich organisieren. Gleichzeitig haben wir eine Initiative von einer erheblich großen Freiflächen-Photovoltaikfläche, die sich von den Privilegierungsflächen ableitet. Da wir viele Bahntrassen in Vaihingen haben, ergeben sich große Potenziale. Gerade im Teilort Kleinglattbach.
Wenn Sie von der Bahn sprechen: 2024 wurde ja über den S-Bahn-Anschluss von Sersheim nach Kleinglattbach diskutiert. Um was ging es da konkret?
Grundsätzlich wünschen wir uns eine Mobilitätswende und unterstützen diese als Stadt auch. Es darf allerdings nicht zu Kosten unserer Anbindung gehen, die vom Fernbahnhof ausgeht. Gleichzeitig haben wir natürlich Interesse daran, dass die Lage des Haltepunktes attraktiv ist. Das ist aus unserer Sicht dann der Fall, wenn die S-Bahn im Bahnhof hält. Wir arbeiten sehr konstruktiv mit der Region Stuttgart zusammen, die an der Stelle die Planungshoheit hat. Auch der Enzkreis ist involviert. Durch enge Zusammenarbeit mit meinen Bürgermeisterkollegen in Illingen und Mühlacker haben wir die Initiative gestartet, die Trasse so zu überdenken, dass der S-Bahn-Anschluss weiterführbar über Illingen bis Mühlacker hinaus wäre. Für uns in Vaihingen wäre es wünschenswert, wenn wir bis Mühlacker denken könnten.
Stichwort Energieversorgung: Wie ist da der aktuelle Stand in Vaihingen?
Wir haben die Initiative ergriffen und werden das Wärmenetz im Norden der Kernstadt selbst betreiben. Das ist der Situation geschuldet, dass wir da in ein Wärmenetz investiert hatten und jetzt Wärme brauchen, um es in Betrieb nehmen zu können. Unterstützt werden wir von der Ludwigsburger Energieagentur.
Zudem werden wir ab Februar den ersten Mitarbeiter haben, der sich mit Wärme und Energie auskennt. Das wird uns im Sinne der Leistungsfähigkeit und Kompetenz ein Stück weit voranbringen.
Wie ist der Stand beim Schloss Kaltenstein?
Wir als Stadt sehnen uns den Baugerüsten entgegen, die Baugenehmigungen sind erteilt. Die Planungen haben mittlerweile eine Konkretisierung und es sind sicherlich noch Fragen der Finanzierung zu klären, aber das ist jenseits des städtischen Horizontes. Wir hoffen und gehen stark davon aus, dass das Schloss zur Gartenschau in neuem Glanz erstrahlt. Ich bin also zuversichtlich, dass bis 2029 alles machbar ist.
Auf was freuen Sie sich im Jahr 2025 besonders?
Was mich immer besonders berührt, ist der Kontakt zu den Menschen, wie zum Beispiel Kindern und Jugendlichen hier in der Stadt. Es sind für mich die kleinen Momente, wenn ich in Schulen bin oder die Kindergärten aktiv werden. Oder wenn ich erleben darf, was auf dem Marktplatz los ist – das sind für mich die kleinen großen Highlights im Amt.
Vielen Dank für das Gespräch.