Die Besigheimer erlebten am Dienstag in der Stadthalle Alte Kelter drei ganz unterschiedliche Vorstellungsreden der drei Kandidaten für das Bürgermeisteramt: Achim Schober, 34, Jurist, CDU, seit 2009 Mitglied des Gemeinderates, präsentierte ein detailliertes Programm für zentrale Punkte der Stadtentwicklung: Klimawandel, Mobilität, Bürgerbeteiligung, Entwicklung der Innenstadt. Dr. Florian Bargmann, 40, parteilos, Jurist, Finanzfachmann, unabhängig, gab sich als Conférencier, der die Zuhörer mit Geschichten über die Begegnung mit Besigheimern unterhielt. Erst gegen Ende seiner Rede, schon in Zeitnot, ging er auf Konkretes ein und erläuterte seine Ideen zu einem Gesamtverkehrskonzept und zur Innenstadtbelebung. Kurz und prägnant in nur dreieinhalb Minuten - erlaubt waren 15 Minuten - sprach Michael Schopf, 60, stadtbekannter Gastronom, zentrale Punkte der Entwicklung von Besigheim an: Familie, Vereine, Tourismus und vor allem die Jugend.
Bürgermeisterwahl Besigheim Die Kandidaten zur Rede gestellt
Achim Schober, Florian Bargmann und Michael Schopf – die drei Bewerber für das Amt des Bürgermeisters präsentierten sich in der Stadthalle Alte Kelter.
Neugierde der Wähler ist groß
Die Neugierde auf den neuen Bürgermeister ist groß, die Alte Kelter war bis zum Rand gefüllt. Innenstadtprobleme, die persönliche Motivation der Bewerber, Lärm bei Veranstaltungen, aber auch Interessen wie ein Haus der Geschichte oder kulturelle Veranstaltungsmöglichkeiten, all das kam bei der anschließenden Fragerunde zur Sprache, bei der viele Besigheimer die Kandidaten zur Rede stellten. Teils wurden diese Fragen im Saal gestellt, teils gelangten sie online in die Kelter. Denn die Veranstaltung wurde per Live-Stream im Internet übertragen.
Achim Schober setzt ganz auf seine Erfahrung als Stadtrat, auf die Kenntnis der Vorgänge und Probleme in Besigheim. Er brenne für die Stadt, in der er sich schon als Jugendlicher engagiert habe. Die Zukunft Besigheims müsse in einem gemeinsamen Prozess mit den Bürgern entwickelt werden, sagte er, am Konzept für die Innenstadt müssen die Akteure beteiligt werden. Mehr Bürgerversammlungen, eine Bürgersprechstunde, mehr Begegnungsmöglichkeiten für Jung und Alt, das sind zentrale Ideen Schobers.
Bürgerentscheid über Brücke
Die schwierige Situation für Fußgänger und Radfahrer an der Neckarbrücke müsse verbessert werden. In der umstrittenen Frage einer weiteren Brücke von der Altstadt hinüber Richtung BASF sprach er sich für einen Bürgerentscheid aus. Man könne darauf verzichten, verzichte dann aber auch auf Fördermittel. Eine komplette Sperrung der Innenstadt hält Schober kurzfristig für nicht realisierbar, auch wenn es allen guttun würde, „wenn es keinen Durchgangsverkehr mehr gibt“. Die Idee, das Parken nur für Anwohner freizugeben, hält er für ein K.o.-Kriterium für die Innenstadt. Seine Vorstellung von Führung lautet „sauber, geradlinig und transparent“.
Florian Bargmann sieht sich als „integrierende Führungspersönlichkeit, die neue Wege gehen möchte“. Mit seiner Frau und seinen drei Kindern werde er nach Besigheim ziehen, sollte er gewählt werden. „Ich sehe das Amt nicht als Durchgangsstation“, versicherte er auf eine Frage aus dem Publikum. Bei Gesprächen auf der Straße, beim Besuch von Veranstaltungen aller Art, durch Klingeln an der Haustür hat er sich bekannt gemacht in der Stadt. „Bürgernähe habe ich in den letzten Wochen gelebt“, sagte er.
Das Gesamtverkehrskonzept, das sich Bargmann vorstellt, betrifft vor allem den Stadtlinienverkehr und die Bahn, mit dessen Pünktlichkeit nur wenig Menschen zufrieden seien. Busse und Bahnen müssten vor allem in den Zeiten funktionieren, in denen sie für Pendler wichtig sind. Möglicherweise können zu anderen Tageszeiten, wenn viele Busse leer bleiben, das Konzept der Bestellbusse ausgebaut werden, das Besigheim jetzt mit anderen Gemeinden zusammen einführt.
Für ein Nahwärmekonzept
Bargmann sprach sich zudem für ein Nahwärmekonzept und konkret für eine Heizzentrale auf dem Fritz-Areal aus. Die Altstadt Besigheims lebe von ihrer Vielfalt, sie dürfe nicht aussterben. Werde ein Laden aufgegeben, möchte Bartmann bundesweit nach Nachfolgern suchen. Wer über eine Sperrung nachdenke, müsse „an vernünftiger Stelle ausreichend Parkplätze schaffen“, sagte er. Das wäre beispielsweise auf dem Gelände des heutigen Bauhofes möglich, um von dort mit einem Fahrstuhl in die Stadt zu kommen.
Michael Schopf nahm in seiner Stellungnahme all denen den Wind aus den Segeln, die seine Kandidatur eher lächelnd zur Kenntnis genommen hatten. Die Verantwortung als Bürgermeister bestehe darin, Besigheim mit seiner reichhaltigen Geschichte für eine nachhaltige Zukunft vorzubereiten, die Attraktivität für Familien zu erhöhen, die Vereine zu fördern, die Wirtschaft zu motivieren, in der Stadt zu investieren, argumentierte er. Die Bedürfnisse und die Aktivitäten der Jugendlichen dürften nicht vernachlässigt werden.
Kultur wichtig für Zusammenhalt
„Innenstadt heißt Leben“, hielt Schopf allen denjenigen entgegen, denen es in der Altstadt zu laut ist, die Veranstaltungen begrenzen wollen und sich weniger Verkehr wünschen. Die Menschen seien nicht zufrieden, wenn das Auto nicht vor der Tür stehe. Ob ein weiteres Parkhaus in der Nähe möglich sei, fragte er? Kulturelle Veranstaltungen wie diejenigen auf dem Niedernberg oder im Enzpark seien wichtig für den Zusammenhalt. Man könne „vorweg nicht immer nur dagegen sein“, sagte er. Der ÖPNV funktioniert, muss sich aber der Frage stellen, wie wirtschaftlich er ist. Er frage sich, ob man kleinere Busse einsetzen oder die Fahrzeiten ändern könne.