Ich bin politisch engagiert seit ich 14 Jahre alt war“, sagt Mario Sickinger im Gespräch mit der BZ. Der 30-Jährige ist in Großbottwar aufgewachsen, wohnt in Beilstein, arbeitet in Bietigheim-Bissingen als Informatiker beziehungsweise Digital Solution Architect für ein Textil-Unternehmen und tritt für die SPD im Wahlkreis Neckar-Zaber bei der anstehenden Bundestagswahl am 23. Februar an.
Bundestagskandidaten im Porträt Nach dem Wahlkampf-Sprint folgt der Marathon
Mario Sickinger, der SPD-Kandidat für den Wahlkreis Neckar-Zaber, erzählt, warum Politik für ihn schon immer wichtig war und warum er aktuell seine Laufschuhe stets im Auto hat.
„Ich bin schwäbisch verwurzelt“, sagt er und erinnert sich an seine Jugend, die vom Fußballverein und der Zeit mit seinen urschwäbischen Großeltern geprägt war.
Anstoß, politisch aktiv zu werden
„Ich bin aber so oft gefragt worden, wo ich herkomme. Das habe ich nie verstanden. Warum bekomme ich denn andere Fragen gestellt als andere?“. Sickingers Mutter hat lateinamerikanische Wurzeln, was sich auch in seinem Äußeren widerspiegelt. Diese frühe Erfahrung in Sachen Ungleichbehandlung habe den Anstoß gegeben, politisch aktiv zu werden, sich einzubringen, und das in und für seine Heimatregion. „Wir sind als Gemeinschaft vielfältig. Deutschland ist ein Einwanderungsland. Wenn wir das nicht bekräftigen und stärken, geht uns etwas verloren, was viele unserer Vorfahren jahrelang erarbeitet haben“, sagt er.
Nachdem er die Realschule in Großbottwar absolvierte und sein Abitur am Technischen Gymnasium in Heilbronn erwarb, studierte Mario Sickinger in Potsdam, Heidelberg und Stuttgart, wohnte bis vor Kurzem in Böblingen. Sein Weg führte ihn aber wieder zurück ins Bottwartal.
Der 30-Jährige ist ein Parteimitglied der SPD. Das war allerdings nicht immer so. „Ich war zehn Jahre lang Mitglied der Linken“, berichtet er. Der realpolitische Teil und die innerparteiliche Zerrissenheit jedoch sei für ihn im Laufe der Zeit zum Problem geworden. 2019 ist er ausgetreten, war zwei Jahre parteilos und entschied sich 2021 dazu, in die SPD einzutreten. „Das war für mich der logische Schritt.“ Er habe bei den Sozialdemokraten mit seinen Themen ein politisches Zuhause gefunden.
In seiner Freizeit treibt der 30-Jährige gern Sport: „Ich liebe Sport. Mein sportlicher Ehrgeiz prägt mich seit der Jugend“, sagt er. Er habe im Verein Fußball gespielt, später Volleyball, war Jugendleiter bei der DLRG. „Ich liebe auch alles rund um Sport.“ Er sei unter anderem im Riesen-Fanclub. Derzeit ist das Laufen sein großes Hobby. „Am 6. April will ich in Hannover meinen ersten Marathon laufen“, kündigt er an. Aufgrund seines aktuell vollen Terminkalenders würden andere den Antritt beim Marathon vielleicht in Frage stellen, Sickingers Umgang damit: „Meine Laufschuhe liegen immer im Kofferraum.“
Wenn er gerade nicht in politischem Auftrag in der Region unterwegs ist, über die Felder des Landkreises joggt oder die Sporthallen der Region unsicher macht, spannt ihn seine einjährige Hündin ein. Eine Mops-Dame, die ihm viel Freude bereite, aber auch viel Aufmerksamkeit fordere.
Die Arbeit an der Basis
Die verkürzte Zeitspanne bis zur Wahl sei durchaus eine Herausforderung – nicht nur, was die Vorbereitung auf den Marathon betrifft. Es bleibe weniger Zeit für die „Arbeit an der Basis“, die Sickinger so wichtig ist, sagt er. „Ich habe alle Bürgermeister der 39 Kommunen im Landkreis Ludwigsburg für ein Gespräch angefragt, um die kommunalen Themen jeder Gemeinde zu kennen.“ Bei 14 war er zum Zeitpunkt des Gesprächs mit der BZ bereits. Folgen sollen auch Gespräche mit Unternehmen, Vereinen und lokalen Organisationen. „Ich bin stark verwurzelt im Wahlkreis“, sagt er. Für einen anderen Wahlkreis als Neckar-Zaber anzutreten sei daher für ihn unvorstellbar. „Ich mache bereits mein halbes Leben lang Politik. Jetzt kann ich zum ersten Mal in der Rolle sein, das aus der Gegenseite anzugehen.“ Sickinger ist der Meinung, dass Politik die Menschen kennen und verstehen sollte, um etwas bewegen zu können.
Obwohl der 30-Jährige schon so lange politisch aktiv ist, unter anderem war er bis September SPD-Stadtverbandsvorsitzender in Böblingen, ist die Kandidatur für den Bundestag etwas Neues für ihn – und auch sein Umfeld. Seine Entscheidung werde positiv aufgefasst. „Ich bekomme viel Rückhalt von Freunden und Familie“, sagt er. In der Arbeit seien einige Kollegen und Kolleginnen durchaus überrascht gewesen, beruflich rücke er sein politisches Engagement nicht in den Vordergrund. Das Feedback sei aber auch dort positiv ausgefallen.
Diskussion und Demokratie
Demokratie sieht Sickinger als Geschenk an: „Jeder darf die eigene Meinung kundtun.“ Jedoch kritisiert der 30-Jährige, dass die Wortwahl zunehmend ruppiger geworden sei, die Stimmung innerhalb der Gesellschaft kippe. „Das besorgt mich.“ Populistische Standpunkte würden von dieser Entwicklung profitieren, dass eben nicht mehr diskutiert würde. „Aber genau das ist Demokratie. Und Demokratie ist auch immer Arbeit, ist immer anstrengend, aber sie ist es wert. Und das haben, glaube ich, viele vergessen.“
Info
In loser Reihenfolge stellt die BZ die Kandidatin und die Kandidaten der aktuell im Bundestag vertretenen Parteien vor, die sich bei der Bundestagswahl am Sonntag, 23. Februar, im Wahlkreis Neckar-Zaber um ein Mandat für den Deutschen Bundestag bewerben. In dieser Artikelreihe geht es nicht um politische Aussagen der Kandidaten, viel mehr will die Redaktion die Person mit ihren Leidenschaften und Interessen sowie ihrem persönlichen und beruflichen Werdegang vorstellen.