Bundestagskandidaten im Porträt Vom Fußballplatz in den Bundestag?

Von Yannik Schuster
Lars Maximilian Schweizer, Bundestagskandidat der Grünen, auf dem Trainingsplatz des DJK Ludwigsburg im Schlösslesfeld. Seit acht Jahren trainiert er die Herrenmannschaft in der Kreisliga. Foto: /Oliver Bürkle

Grünen-Kandidat Lars Maximilian Schweizer erzählt von seinen Wurzeln beim DJK Ludwigsburg und den Gemeinsamkeiten von Fußball und Politik.

Man steht gemeinsam auf dem Platz mit einem gemeinsamen Ziel.“ Für Lars Maximilian Schweizer beschreibt diese Aussage nicht nur seine große Leidenschaft, den Fußball, sondern auch die Politik. Bei der kommenden Bundestagswahl tritt er zum zweiten Mal als Direktkandidat für die Grünen im Wahlkreis Neckar-Zaber an. Das habe er noch am Wahlabend 2021 versprochen.

Die Liebe zum Fußball wurde dem 31-Jährigen quasi in die Wiege gelegt. Sein Großvater habe die DJK Ludwigsburg, die unter den Nationalsozialisten verboten war, nach dem Krieg neu gegründet, sein Vater ist heute Vorstand des Vereins. Schweizer selbst ist seit er vier Jahre alt war im Verein. Mit 13 Jahren wurde er Trainer. Mittlerweile trainiert er seit acht Jahren die Herrenmannschaft in der Kreisliga B. „Wenn man als Trainer eine Taktik vorgibt, muss man die Spieler auch davon überzeugen. In der Politik ist es mit Ideen genauso. Man muss im Dialog versuchen, die Menschen mitzunehmen“, sagt Schweizer.

Dabei wollte Schweizer, aufgewachsen in Poppenweiler und Oßweil, eigentlich nie Politiker werden, sein Traumberuf lautete Fußballtrainer. Als er mit 20 Jahren ein Angebot bekam, Co-Trainer der B-Junioren des VfB Stuttgart zu werden, lehnte er jedoch ab. Denn sein Jura- und Geschichtsstudium in Tübingen wollte er dafür nicht abbrechen. Schweizer beschreibt sich als „typischen Bildungsaufsteiger“. Er sei der erste in seiner Familie gewesen, der Abitur gemacht hat.

Durch Zufall in die Politik gerutscht

Während eines Praktikums bei einer Beratungsagentur habe er schließlich festgestellt, wie viel Einfluss einzelne Politiker auf das Leben vieler Menschen hätten. Da er von Cem Özdemir begeistert war, entschied er sich 2018, den Grünen beizutreten. Auch hier schwingt eine familiäre Komponente mit: Sein Onkel habe die Grünen in Ludwigsburg vor rund 40 Jahren gegründet, sagt Schweizer, der mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Tübingen lebt. Anders als Özdemir hält Schweizer allerdings nicht dem VfB Stuttgart die Treue, sondern ist seit Kindheitstagen Fan des FC Bayern München. Als Vierjähriger habe er auf seinem allerersten Fußballturnier bei einer Tombola einen Bayern-Wimpel mit einer Abbildung von Oliver Kahn gewonnen. „Als Torwart war ich natürlich ein großer Fan.“

Danach ging alles ganz schnell. Bei der Kommunal- und Europawahl 2019 sei er gefragt worden, ob er in Tübingen beim Wahlkampf helfen wolle. Vier Wochen später sei er Wahlkampfleiter gewesen. Im Landtag arbeitete Schweizer unter anderem als persönlicher Referent der Abgeordneten Thekla Walker, die damals allerdings noch nicht Ministerin war. Aktuell ist er Büroleiter im Abgeordnetenbüro der Staatssekretärin Andrea Lindlohr.

2020 sei er schließlich von den Landtagsabgeordneten Susanne Bay aus dem Wahlkreis Heilbronn und Daniel Renkonen aus Bietigheim-Bissingen gefragt worden, ob er nicht für den Bundestag kandidieren wolle. Den Wahlkreis kenne er gut, sei er in seiner Tätigkeit als Trainer und Schiedsrichter doch jedes Wochenende auf den Sportplätzen der Region unterwegs, sagt Schweizer. Zudem habe er Familie in Bietigheim-Bissingen und Sachsenheim.

Doch auch abseits des Sports ist der selbsterklärte „Riesenfan von Wahlkampf“ derzeit viel unterwegs und kommt mit Menschen und Unternehmen aus dem Wahlkreis in Kontakt. „Man lernt unheimlich viel über die Menschen“, sagt Schweizer.

Küchentischgespräche übernommen

Auch sechs Küchentischgespräche, zu denen Kanzlerkandidat Robert Habeck aufgerufen hatte, habe Schweizer für den Spitzenkandidat übernommen. 2500 Einladungen habe Habeck dafür erhalten, darunter jene sechs aus dem Wahlkreis Neckar-Zaber. Auch für weitere Anfragen sei er verfügbar: „Ich versuche, jeden Termin, der irgendwie machbar ist, möglich zu machen.“ In den Haustürwahlkampf werde er ebenfalls noch einsteigen. Angesichts der vorgezogenen Wahlen gestalte sich die Planung anders als noch vor vier Jahren: „Das Ziel ist ein kurzer, intensiver Wahlkampf.“

Sein Ziel für die Bundestagswahl? „Ein besseres Ergebnis als 2021 erzielen.“ Damals kamen die Grünen im Wahlkreis auf einen Erststimmenanteil von 15,7 Prozent. Ob sich in den kommenden Wochen eine realistische Möglichkeit abzeichne, Fabian Gramling das Direktmandat streitig zu machen, müsse man abwarten. Listenplatz 28 auf der Landesliste der Grünen wird allerdings wohl kaum für den Einzug in den Bundestag reichen. „Ich sage meinen Spielern immer: Wir versuchen auf Sieg zu spielen.“

Sollte es doch klappen mit dem Einzug, will Schweizer zumindest noch die Saison als Trainer beenden. „Das habe ich der Mannschaft versprochen.“ Einen Kaltstart in Berlin traut er sich jedenfalls zu. „Ich weiß genau, wie man ein Abgeordnetenbüro organisiert.“

In loser Reihenfolge stellt die BZ-Redaktion die Kandidatin und die Kandidaten vor, die sich bei der Bundestagswahl am Sonntag, 23. Februar, im Wahlkreis Neckar-Zaber um ein Mandat für den Deutschen Bundestag bewerben. In dieser Artikelreihe geht es nicht um politische Aussagen der Kandidaten, viel mehr will die Redaktion die Person mit ihren Leidenschaften und Interessen sowie ihrem persönlichen und beruflichen Werdegang vorstellen. Hier lesen Sie die Porträts der weiteren Kandidaten: Mario Sickinger (SPD)

 
 
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