BZ-Serie: Ein Jahr im Weinberg Die Basis für einen guten Jahrgang

Von Jürgen Kunz
Der Erligheimer Wengerter Jörg Reichert, Jahrgang 1985, in seiner Steillage über dem Löchgauer Steinbach. Foto: /Martin Kalb

Der Erligheimer Wengerter Jörg Reichert wird von der BZ durch das Weinjahr begleitet. Mit Schneiden und Biegen beginnt im Januar und Februar die Arbeit an Rebstöcken.

Viele Leute wissen gar nicht, wie viele Arbeitsstunden im Weinberg stecken, um einen hochwertigen Wein zu erzielen“, sagt Jörg Reichert und erklärt damit seine Motivation die Leser der Bietigheimer, Sachsenheimer, Bönnigheimer Zeitung ein Jahr lang bei seiner Arbeit im Wengert und im Keller mitzunehmen. In seinem Weinberg im Löchgauer Steinbach, der 2018 mit Muskattrollinger bepflanzt wurde, erklärt der 38-Jährige den Aufwand, der jetzt Ende Februar für seine etwa 4500 bis 5000 Rebstöcke pro Hektar fast abgeschlossen ist. Rund 75 Arbeitsstunden wendet er pro Hektar für den Rebschnitt auf, hinzu kommen nochmals 20 Stunden für das Biegen.

Bei seinen Weinbergen mit einem Stockabstand von einem Meter schneidet Reichert einen Bogen, als sogenanntes Ertragsholz. „Mit mehr Stöcken auf der Fläche, muss jeder Stock weniger Ertrag bringen“, erklärt der Wengerter. Damit steigert man nicht die Qualität, die Lebensdauer der Reben wird verlängert. Er strebe an, dass ein Weinberg bis zu 40 Jahre bewirtschaftet werden kann.

Die Rute wird dann als „Schrägbogen“ gebogen. Damit wird der Wuchs der Weinrebe im Drahtsystem festgelegt, zumal die Rebe nach oben wachsen will. Durch einen feinen „Knick“ beim Biegen der Triebe, wird eine gleichmäßige Versorgung aller „Augen“ beim Austrieb sichergestellt.

Natürlich beeinflussen die Natur und das Wetter maßgeblich den Arbeitskalender im Weingut. Reichert: „Unser Ziel ist es Top-Weine zu erzeugen, hierfür legen wir die Grundlage im Weinberg.“ Seine Wengert werden zwar konventionell bewirtschaftet, „allerdings ist mir wichtig integriert zu arbeiten, das heißt mit der Natur und nicht gegen sie“. Sein Anspruch ist es, die Rebe dort zu unterstützen, wo sie es braucht, um die bestmögliche Weinqualitäten zu erzeugen.

Reichert wendet den „Sanften Rebschnitt“ an. Diese moderne Schnittmethode hat zum Ziel, dass die Saftbahnen erhalten bleiben und wundarm geschnitten werden, damit die Reben gesund bleiben. Beim Rebschnitt wird festgelegt, wie viele neue Triebe aus den Winterknospen wachsen werden. Als Arbeitserleichterung verwendet er meist eine elektrische Rebschere. „Früher war die Volkskrankheit bei den Wengerter die Sehnenscheidenentzündung“, merkt Reichert an.

Lediglich auf einem halben seiner sechs Hektar Rebfläche, schneidet Reichert eine zusätzliche Eisrute. Wichtig sei die Erfahrung, um die typischen Frostlagen im Betrieb zu kennen. Dass diese Lagen weniger werden, ist für ihn auch ein Zeichen der Klimaerwärmung. Diese macht es nicht nur notwendig, das je nach Lagen in den sonnigen Monaten zwischen 10 000 und 16 000 Liter Wasser in einem Zeitraum von zehn Tagen in den Weinbergen vergossen werden müssen. Sie biete aber auch die Chance Rebsorten wie Cabernet, Shiraz oder Merlot anzubauen, „die vor 20 Jahren nicht denkbar waren“, so Reichert. Die Wärme wirke sich aber auch auf die klassischen Weine aus. „Es gibt inzwischen Rieslinge, die Spitzenklasse sind“, so der 38-Jährige, weil sie nun richtig reif werden können.

Ein Weinarbeitsjahr
wird die BZ den Wengerter Jörg Reichert regelmäßig begleiten. Nach dem Schneiden und Biegen zum Jahresanfang, wird Ende März/Anfang April die Jungbestandspflege das Thema sein. Reichert wird bei diesem Serienteil auch das Etikettieren der abgefüllten Weinflaschen des Jahrgangs 2022 in seinem Weinbaubetrieb erläutern.

 
 
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