Es geht nicht einfach nur um die schnöde Nahrungsaufnahme, nein, Essen soll hier zu einem ganz besonderen Genuss werden bei dem nicht nur der Gaumen angesprochen wird. Im Bietigheimer Restaurant Pia kreieren die beiden Köche Soyhan Yilmaz und Ali Vesel Coskun Kunstwerke auf dem Teller, die ganz genau durchdacht sind. Für die Serie „Mein Leibgericht“ durfte die BZ mit in die Küche und dabei helfen, einen besonderen Spargelsalat so wie Trüffelpasta zu kochen.
BZ-Serie „Mein Leibgericht“ Wenn die Küche zur Spielwiese wird
Soyhan Yilmaz und Ali Veysel Coskun kochen im Bietigheimer Restaurant Pia. Die beiden Männer haben in der Türkei Kochkunst studiert und kreieren nun in Bietigheim-Bissingen ganz besondere Teller. Worauf es dabei ankommt, haben sie der BZ bei einer Kochrunde verraten.
Giosué Tolomeo ist der Inhaber des Restaurants Pia. Er holte die beiden Köche vor knapp einem Jahr nach Bietigheim. Beide Köche kommen aus der Türkei und haben dort an der Universität Kochkunst studiert. Über ein Stuttgarter Unternehmen, das im Austausch mit der türkischen Universität steht, entstand der Kontakt zu den beiden Köchen, erinnert sich Tolomeo.
In Bietigheim fühlen sich Yilmaz und Coskun bereits sehr wohl. „Es ist eine schöne und auch ruhige Stadt und die Nähe zum Fluss gefällt mir“, sagt Ali Veysel Coskun. Der 24-Jährige wuchs im Restaurant seiner Eltern in Bodrum auf. „So mit 17 Jahren wusste ich dann, dass ich in der Küche arbeiten möchte. Ich mag das Chaos, das dort ist und aus dem dann immer etwas entsteht“, sagt Coskun und lacht. 2018 begann er sein Studium an der Universität in Bolu/Mengen und dabei lernte er auch seinen Pia-Kollegen Soyhan Yilmaz kennen.
„Wir waren Mitbewohner und haben uns schnell angefreundet. Jetzt arbeiten wir zum ersten Mal zusammen und das passt richtig gut, denn wir haben beide den gleichen Hintergrund und können quasi blind zusammen arbeiten“, sagt Yilmaz.
Mit Kochen Geld verdienen
Als Kind sei er viel allein zu Hause gewesen. „Meine Eltern haben immer gearbeitet und da musste ich dann auch immer für mich selbst kochen. Irgendwann habe ich mich gefragt, wie wäre es, wenn du als Koch dein Geld verdienst?“, erzählt Yilmaz und so entschied er sich bereits im Gymnasium, dass nach dem Schulabschluss ein Kochkunst-Studium folgen solle.
In seinem Masterstudium spezialisierte sich Yilmaz dann im Bereich „RND – Research and Development“ (zu Deutsch: Recherche und Entwicklung). In diesem Bereich der Kochkunst geht es darum wie man aus einer ersten Idee einen perfekten Teller kreiert, auf dem alle Zutaten genau aufeinander abgestimmt sind. „Das wichtigste daran sind natürlich die saisonalen Zutaten. Man braucht eine gute Qualität und dann kann man die einzelnen Komponenten durch besondere Zubereitung hervorheben“, erklärt Yilmaz. Und schon hat er für den Spargelsalat ein Flambiergerät in der Hand und röstet die Spargelstücke kurz an. Diese landen auf einem Buttermilch-Kräuter-Spiegel. Garniert wird das ganze mit Erdbeeren, einer Sauce Hollondaise, die frisch aufgeschäumt wie Sahnehäubchen kommt, garniert mit Minzblättern – schon ist die Vorspeise fertig.
Region kulinarisch entdecken
Yilmaz freut sich darauf in den kommenden Monaten noch mehr die Region und damit auch die lokalen Produzenten kennenzulernen. Gerade auf die Weinregion hier ist er sehr gespannt. Auch solche Entdeckungstouren helfen ihm bei der Kreation neuer Gerichte. „Die Küche hier ist meine Spielwiese, hier kann ich mich ausprobieren“, erklärt er. Und schon hat er ganz nebenbei mit einer nicht unerheblichen Menge Trüffel-Thymian-Butter und Parmesan selbst gemachte Pasta gezaubert.
„Das wichtigste beim Parmesan, ist, dass man ihn nicht zu früh in die Soße wirft. Wer sich Zeit lässt und am Schluss erst den Käse einrührt, bekommt eine sämige Soße“, lautet Yilmaz’ Tipp. Dann werden die Spaghetti mit einer Art Gabel aufgedreht und mittig auf dem Teller drapiert. Zum Abschluss wandert eine große Portion geriebener Trüffel auf der Pasta.
„Es war eine gute Entscheidung hierher nach Bietigheim zu kommen“, sagt Yilmaz. Das sieht Coskun auch so. Er hatte bevor er nach Bietigheim kam, in San Francisco als Fisch-Chef in einem Restaurant gearbeitet. Hier in Bietigheim lässt er nun gemeinsam mit Yilmaz seine Kreativität auf die Teller fließen.
Na dann, guten Appetit.