Champions League Final Four Die Reise geht weiter: Bietigheim steht im Finale

Von Niklas Braiger
Der Jubel bei Gabriela Moreschi ist groß. Die Keeperin ist soeben ins Finale der Königsklasse eingezogen Foto: Marco Wolf

Bietigheim schlägt im Halbfinale Metz und erwartet am Sonntag Györ.

Jakob Vestergaard sitzt nach der Partie wie ein Honigkuchenpferd in der Pressekonferenz. Der Trainer der SG BBM Bietigheim ist vor wenigen Minuten erst in das Finale der Handball-Champions-League eingezogen, nachdem er mit seinem Team mit 36:29 gegen Metz Handball gewann. „Wir haben viel Arbeit vor uns. Wie haben im Vorfeld schon Vorbereitungen gegen Györ getroffen, aber müssen uns beide Halbfinals anschauen. Ich hoffe, dass ich ein paar Stunden schlafen kann“, blickt der Däne auf den Sonntag, an dem er gegen die Ungarn um 18 Uhr das Finale spielt. Sein Gegenüber Emmanuel Mayonnade zollt den Schwäbinnen Respekt: „Bietigheim war heute einfach zu stark für uns. Wir haben am Ende noch etwas versucht, aber es hat nicht gereicht.“

Beide Teams zu Beginn gleich auf

Die Partie startet auf Augenhöhe. In Durchgang eins schafft es kein Team, sich mit mehr als zwei Toren abzusetzen. Nach Kaba Gassamas Premierentreffer nach 43 Sekunden ist es erst wieder Kelly Dulfer, die fünfeinhalb Minuten später die kleine Torflaute durchbricht und zum 2:2 egalisiert. Die Anfangsphase wird von den Abwehrreihen dominiert, die SG steht defensiv zwar bombenfest – auch in Kombination mit Gabriela Moreschi im Tor, die in Halbzeit eins allein acht Paraden sammelt –, offensiv allerdings hapert es mächtig. Dulfer, Inger Smits und Karolina Kudlacz-Gloc sind fehleranfällig, eben das, was Jakob Vestergaard vor der Partie angemahnt hatte. Zusammen leisten sie sich sechs Technische Fehler im ersten Abschnitt, so viele wie das gesamte Metzer Team in dieser Zeit gemeinsam. „Wir haben vorher gesagt, wir werden Fehler machen, wir werden auch dumme Fehler machen, das passiert“, sagt Inger Smits nach der Partie.

Doch auch wenn es bei der Rückraumachse nicht läuft, ein Trio ist gut drauf: Die bereits erwähnte Moreschi, Veronika Malá auf Linksaußen, die drei Treffer bei drei Versuchen erzielt, und Kaba Gassama, die am Kreis sowohl vorne, als auch hinten ihre Akzente setzt. Die Französinnen auf der Gegenseite tun sich ebenso aus dem Positionsangriff schwer, versuchen es aber mit enorm viel Tempo und ziehen die zweite Welle gnadenlos durch. Über 7:7 (18.) und 14:14 (30.) entwickelt sich der Halbzeitstand. Kurz vor der Pause dann Empörung bei den Ellentälerinnen, nachdem Moreschi von Sarah Bouktit am Kreis am Kopf getroffen wird, es jedoch einen Siebenmeter für die Gegner gibt, anstatt einer geforderten Zeitstrafe gegen die Metzerin. So geht es mit 14:15 aus Sicht der Außenseiter in die Kabine. „In der Pause habe ich meinem Torhüter-Team gesagt, dass wir das noch drehen“, sagt Moreschi nach der Partie.

In der zweiten Halbzeit entwickelt sich das identische Bild. Beide Teams schenken sich nichts und auch die Schiedsrichterleistung bleibt durchwachsen. Dabei ist es nicht mal so, dass das Team aus Montenegro parteiisch für den Favoriten pfeifen würde, es ist nur im gesamten Spiel keine klare Linie der beiden erkennbar. So wird auf der einen Seite ein Stürmerfoul gegen die SG gepfiffen, auf der Gegenseite gibt es Siebenmeter nach einer fast baugleichen Situation.

SG-Zug kommt ins Rollen

In der 41. Minute übernimmt Bietigheim erstmals im zweiten Durchgang die Führung, nachdem Xenia Smits sich gegen zwei Gegenspielerinnen durchtankt und mit etwas Glück den Ball an Hatadou Sako zum 21:20 vorbeibringt. Die Auszeit von Metz’ Coach Mayonnade folgt prompt. Doch die bringt vorerst nichts, Gassama verwandelt vom Kreis zum 25:21 (47.) und sorgt so für den bis dato größten Abstand, woraufhin Mayonnade direkt wieder auf den Buzzer haut und sein Team zur Besprechung beordert – erneut ohne Erfolg.

Metz verliert in den letzten zehn Minuten den Anschluss, eine Notfall-5-1-Abwehr führt auch nicht zum nötigen Erfolg, wodurch die SG das Torepolster behalten kann. Auch dank der überragenden Moreschi im Tor, die am Ende bei 41 Prozent Paradenquote steht und 16 Bälle hält. „Die Atmosphäre war unglaublich. Ich habe sie mir im Vorfeld so vorgestellt, aber als ich auf die Platte bin, hatte ich Gänsehaut. Das sind die Spiele die ich Liebe“, sagt die Brasilianerin. Die Feierlichkeiten bleiben allerdings kurz, steht mit Györ der nächste Brocken keine 24 Stunden später vor der Tür. Kapitänin Xenia Smits spricht bei der PK von einer Stunde feiern, bevor die Regeneration wieder losgeht.

 
 
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