Ingersheimer Christian Strang Bei über 50 Filmproduktionen dabei

Von Jörg Palitzsch
Der Szenenbildner Christian Strang hat für Film- und Fernsehproduktionen einen Fundus von unzähligen Requisiten aus verschiedenen Epochen.  Foto: Vera Strang

Christian Strang aus Ingersheim ist Diplom-Szenenbildner und leitender Dozent an der Filmakademie Baden-Württemberg. Er hat bereits an über 50 Filmproduktionen mitgewirkt.

Wenn Christian Strang die unscheinbare Türe neben seinem Büro öffnet, glaubt man auf den ersten Blick, man sei in eine sonderbare „Rumpelkammer“ geraten. Tatsächlich lagern in seinem Fundus jedoch unzählige Requisiten aus verschiedenen Epochen für Film- und Fernsehproduktionen, die schon zu sehen waren oder vielleicht noch zu sehen sind. Tapeten, Teppiche, Masken, Gemälde, Lampen, Stühle und vieles andere mehr. An weit über 50 Filmproduktionen hat Szenenbildner aus Ingersheim bereits mitgewirkt und 2006 die Firma Thinora Motion Pictures mit Sitz in Kleiningersheim gegründet. Seit 2020 ist er leitender Dozent im Fachbereich Szenenbild an der Filmakademie Baden-Württemberg, seit 2020 Mitglied der Deutschen Filmakademie in der Sektion Szenenbild.

Seine Arbeit beginnt weit vorher, bevor ein Film überhaupt die Leinwand erreicht oder von einem Sender ausgestrahlt wird. Strang liest zunächst das Drehbuch, nimmt die Stimmung eines Skripts auf und setzt es, in Absprache mit dem Autor und Regisseur, in Bilder um. Anschließend macht er sich auf die Suche nach geeigneten Motiven und Drehorte im In- und Ausland, eine Suche, die sich schon mal monatelang hinziehen kann.

Während man sich als Zuschauer in der Regel auf die Schauspieler sowie die Handlungsstränge in einem Film konzentriert, sei alles, was man darüber hinaus noch sieht, sein Job, so der Szenenbildner. Ganz, wie es Alfred Hitchcock beschrieb: „Ich kann keine Belletristik lesen, ohne jede Szene zu visualisieren“.

Strang kalkuliert Projekte durch

Bevor Strang allerdings an die Arbeit geht, wird jedes Projekt durchkalkuliert, wobei es viele Faktoren zu berücksichtigen gilt. Müssen im Studio Kulissen errichtet werden oder lässt sich an Originalschauplätzen drehen? Bei historischen Filmen ist dies kaum möglich, hohe Kosten und eine aufwändige Logistik sind die Folgen. So wurde auf 6000 Quadratmetern schon ein ganzer Stadtteil von Paris aus dem 16. Jahrhundert gebaut, „drei Monate Planung für drei Tage Dreh“, erinnert sich Strang. Hinzu kommt bei jedem Film ein individuelles Farb- und Lichtkonzept.

Andererseits sei man im Studio unabhängig. Man könne die benötigte Witterung selber erzeugen, auch Nebel, Schnee und Regen. „Im Film ist nichts unmöglich.“ Szenen werden im Vorfeld von Strang visualisiert, finden ihren Niederschlag in unzähligen Zeichnungen und Skizzenbüchern. Kommt ein Projekt in Gang, schart sich ein Team mit bis zu 20 Personen um ihn, darunter Requisiteure, Grafiker, Textilgestalter, Theatermaler, Plastiker und Spezialisten für Spezialeffekte wie Feuer und Explosionen. Die Filmleute können dabei alles mit Leben füllen. Von großen Schiffs- bis zu kleinen Straßenszenen, egal ob in der Vergangenheit, der Gegenwart, der Zukunft oder in einer gespiegelten Wohnung, die als Drehort für einen Psychothriller diente.

Zurzeit arbeitet Strang wieder als Szenenbildner und Location Scout an dem historischen Kinofilm „Frieda – Kalter Krieg“ unter Regie von Felix Hassenfratz, eine Produktion der Kurhaus Production in Verbindung mit dem SWR, WDR und Arte. Ein Film, bei dem unter anderem auf einer US-Militärbasis in Heilbronn in den 1980er Jahren eine Pershing 2 explodiert. Für den Szenenbildner eine aufwändige Aufgabe. Es braucht Armeegerät, die Pershing als auch die militärische Anlage. Man werde einiges im Studio bauen müssen, weil es die Originalschauplätze nicht mehr gibt.

Ingersheimer will nichts dem Zufall überlassen

So ist es für Strang schwierig, einen Film so zu genießen, wie es ein Cineast mit der Konzentration auf die Story üblicherweise tut. Er sieht sofort, wo etwas nicht passt, oder wo sich etwas befindet, was nicht in eine Szene gehört. Ist die Arbeit eines Szenenbildners, von denen es in Deutschland nur rund 400 gibt, gut gelungen, falle diese dem Zuschauer meist gar nicht auf. „Beim Film wird nichts dem Zufall überlassen“, so Christian Strang.

 
 
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