Rauken“, „Rosenhain“, „Remis“, „Rohlinge“, „Refugium“ und „Revanche“ heißen die sechs bisher in der Frankfurter Verlagsanstalt erschienenen Romane. Und 2024 gibt es „Regen“. Die Markgröninger Autorin Claire Beyer hat das Manuskript schon an ihren Verleger Joachim Unseld gesandt, dessen Reaktion war: „Ich gratuliere, da ist dir was ganz Tolles gelungen“. Der Roman wird nun lektoriert und Korrektur gelesen.
Claire Beyer aus Markgröningen Der siebte Roman der R-Reihe ist fertig
„Regen“ von Claire Beyer erscheint 2024 und hat als erstes ihrer Bücher Krimielemente, ohne ein Krimi zu sein.
„Ich habe es so gerne geschrieben“, sagt die Autorin. Denn, es ist ihr erster Roman, der „alles hat, was ein Krimi braucht, ohne einer zu sein“, sagt Beyer. Es sei schwer, nach insgesamt fast vier Jahren Arbeit, „einen Roman loszulassen, wegzugeben“. Sie würde sehr intensiv überlegen, ob die Geschichte wirklich abgeschlossen sei, denn, wenn sie das Manuskript abgebe, „erlaube ich mir nicht mehr, darüber nachzudenken, was ich hätte anders machen können“. Das Abschließen sei das Schwierigste von allem am Schreiben, sagt sie. Bei jedem Buch sage sie sich, das nächste muss „noch optimaler werden“.
Die Namen ihrer Romane beginnen mit R
Trotz einer ganz anderen Struktur als ihre vorherigen Romane hat Beyer die R-Benennung des Romans beibehalten. „Das hat keinen bestimmten Grund, ich mag den Buchstaben R einfach“, sagt sie.
Die Geschichte von „Regen“ ist durch ein persönliches Erlebnis Beyers initiiert worden. Als sie sich in Österreich aufhielt, kurz nach einem Erdrutsch, sah sie ein vollkommen zerstörtes Haus. „Dieses Naturereignis hat mich sehr beschäftigt“, so Beyer. Sie überlegte, was jemand macht, der von jetzt auf nachher durch eine Naturkatastrophe alles verliert.
Das ist die Ausgangslage des Romans. Elisabeths Haus wird nach einem Starkregen und einem Erdrutsch vollkommen verschüttet und zerstört. Ihr bleibt nichts, sie kann nichts aus dem Haus retten. Doch vor ihrem Haus stehen zwei einsame Koffer, die nicht ihre sind. Sie nimmt sie und diese, so erklärt Beyer, sind der Ausgangspunkt für die Geschichte. „Die Lebenskrise dieser Frau führt zu einem Roadmovie und die Koffer sind ihre Fixpunkte“. Elisabeth wagt einen Neuanfang – mit Mitte 50. Anhand der Koffer gerät Elisabeth in ein Netz aus Kriminalfällen – und mehr will Claire Beyer nicht verraten über das 2024 erscheinende Buch. Es sei eine sehr durchstrukturierte Geschichte, aber mit den ihr eigenen poetischen Elementen. „Es war auch für mich eine neue Erfahrung, dieses Buch zu schreiben“. Sie habe zwar das Konzept gehabt, aber nicht gewusst, wie sie dieses mit Inhalt fülle. „Erst beim Schreiben hat sich alles entwickelt und ich war selbst so gespannt, wie es ausgeht“, sagt sie.
Recherche bei den italienischen Mitarbeitern des Bauhofs
Zudem spiele es komplett in der Gegenwart, bisher pendelten Beyers Geschichten zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Über eine Zeitspanne von genau einem Jahr verfolgt der Leser Elisabeths Werdegang. Für ihre anderen R-Bücher nahm Beyer ausgiebige Recherchereisen auf sich, das ging einerseits wegen der Pandemie nicht, andererseits war sie lange krank. Da musste sie kreativ werden. „Meine Italienrecherche habe ich bei den italienischen Mitarbeitern des Markgröninger Bauhofes gemacht, das war sehr ergiebig und für andere Kenntnisse habe ich einfach im Bekanntenkreis herumgefragt“, sagt sie Es sei auch das erste Buch, von dem sie meint, dass es eine Fortsetzung geben wird. „Ich will selbst wissen, wie es mit Elisabeth weitergeht“, sagt Beyer.
Fünf Jahre hat es gedauert seit dem letzten Roman „Revanche“. „Der Roman tut mir so leid, er wurde wegen der Pandemie so stiefmütterlich behandelt“, sagt sie. Zwar wurde er von den Rezensenten durchweg hoch gelobt, aber wegen Corona konnte Beyer keine Lesungen halten. „Lesungen sind die beste Möglichkeit für ein Buch, es zu den Menschen zu bringen“, sagt die 76-Jährige.
Tatenlos war sie auch während der Corona-Pandemie nicht, hat viele Kurzgeschichten geschrieben, die in insgesamt 25 Anthologien erschienen sind. Auch ihre jährliche Weihnachtsgeschichte ist schon fertig. An 2000 Adressen wird der Brief verschickt, Claire Beyer adressiert sogar jeden einzelnen Brief handschriftlich.
Mittlerweile hat sie die Lesungen wieder aufgenommen, zum 20-jährigen Erscheinungstag von „Rauken“ las sie im Allgäu, wo sie herkommt, auf Einladung eines Germanistikprofessors. Zudem war „Rauken“ Inhalt einer Vorlesung an der Universität Wuppertal, in der es um den Einfluss der Herkunft auf das Schreiben geht. „Ich lebe gerne in Markgröningen, aber der Abschied vom Allgäu als Kind war so schmerzhaft für mich, dass dies mein Leben und Werk schon beeinflusst, ich bin eine starke Allgäuerin, sage ich immer“, so Claire Beyer.
Inspiration bekomme sie auch durch Literatur: „Das Lesen ist mein täglich Brot“, sagt sie und hat gleich Tipps parat: „Sturmhöhe“ von Emily Bronte oder die Romane von F. Scott Fitzgerald lese sie immer wieder. Aber auch Zeitgenössisches wie von Haruki Murakami, alle Bücher von Robert Seethaler. Und natürlich immer wieder Robert Walser, „mein Lieblingsautor, ohne dessen Lektüre kann ich nicht leben“. www.claire-beyer.de