Clara Knöpke hofft auf die große Karriere Bietigheimer Fußballerin lebt in den USA ihren Traum

Von Sebastian Klaus
Clara Knöpke bei ihrem Heimatbesuch auf ihrem angestammten Fußballplatz beim FV Löchgau. Inzwischen ist die 21-Jährige bereits wieder zurück in den USA. ⇥ Foto: Sebastian Klaus

Clara Knöpke, Spielerin des FV Löchgau, betreibt an der University of Akron viel Aufwand, um eines Tages in der Bundesliga spielen zu können.

Die Bedingungen, unter denen Clara Knöpke trainieren darf, sind fürstlich. Wahrscheinlich würden sich auch die Bundesliga-Spitzenspielerinnen vom VfL Wolfsburg oder Bayern München danach die Finger schlecken. Tolle Trainingsplätze, ein Eisbad nach den Übungseinheiten und Therapeuten, die einen durchkneten – für die Bietigheimerin Knöpke ist all das Realität.

Seit August letzten Jahres spielt die 21-jährige Flügelspielerin in den USA für das Frauenteam der University of Akron. Und das unter Profibedingungen. Seit der E-Jugend hatte Knöpke zuvor beim FV Löchgau gespielt, in den letzten Jahren bei den Frauen in der Regional- und in der Oberliga. Auch von zwei Kreuzbandrissen, der erste mit 18, der zweite mit 19 Jahren, ließ sich die ehrgeizige Fußballerin, die auch schon im erweiterten Kader des Württembergischen Fußballverbands stand, nicht abhalten. „Mein Ziel ist der Profifußball“, sagt die 21-Jährige offen.

Und der Umweg über die USA soll Knöpke dabei helfen, sich ihren Traum zu erfüllen. Über ein  von einem speziellen Programm vermitteltes Probetraining in der Sportschule Hennef im Frühjahr 2019 wurden Späher von mehreren US-Universitäten auf die talentierte Fußballerin aufmerksam. „Das war eine krasse Erfahrung, denn die anderen Spielerinnen da kamen größenteils von Bundesligavereinen wie Freiburg, Leverkusen oder Hoffenheim“, berichtet Knöpke, die ihren Respekt jedoch schnell ablegen konnte. „Im athletischen Bereich konnte ich von Beginn an mithalten und spielerisch passt man sich auch schnell an.“

Insgesamt elf Angebote hatte Knöpke am Ende auf dem Tisch. Sie entschied sich für Akron, Ohio – alleine aus pragmatischen Gründen. „Ich habe lange gewartet, bis das beste Angebot da war. Mir war es wichtig, in der Division 1, der höchsten Liga, zu spielen. Auf den Standort habe ich nicht geschaut.“

Und so umwerfend scheint der Standort auch tatsächlich nicht zu sein. Akron liegt nur 50 Kilometer von Cleveland entfernt, eine der ärmsten Großstädte der USA. In die landesweiten Schlagzeilen schaffte es die Stadt zuletzt, als vor wenigen Tagen das große Football-Talent Kyree Young in einem Hinterhof erschossen wurde. Es war bereits der 34. Mord in der 200.000-Einwohner-Stadt Akron in diesem Jahr. „Der Campus ist schön, aber Akron selbst ist wirklich nichts besonderes“, sagt Knöpke. Und dass, obwohl das berühmteste Kind der Stadt, Basketball-Superstar LeBron James, viel Geld in die Hand nimmt, um die Lebensbedingungen der Einwohner zu verbessern.

Doch wirklich Zeit zum Touren durch die Stadt hat die Bietigheimerin auch gar nicht. Mit einem Vollstipendium ausgestattet studiert die 21-Jährige „Angewandte Sportwissenschaft“. Zwar sind die Noten wichtig, doch vor allem um nicht aus der Mannschaft zu fliegen. Der Fokus liegt ganz klar auf dem Fußball. Jeden Morgen steht vor der Uni zwei bis drei Stunden Training auf dem Programm. Nach den Vorlesungen folgen Teambuildingmaßnahmen. Und bei Reisen mit der Mannschaft wird kurzerhand online studiert, erzählt Knöpke während ihres zweiwöchigen Heimaturlaubs im Gespräch mit der BZ.

Wie gesagt, die Bedingungen sind top. „Der College-Sport wird wahnsinnig unterstützt und bestimmt hier einfach alles. Der ganze Aufwand, der vor und nach den Spielen betrieben wird, ist unglaublich. Alles ist so professionell. Und unser Rasenplatz ist einer der besten der Liga“, schwärmt Knöpke, die auch ihre knapp bemessene Freizeit mit ihren internationalen Teamkolleginnen bei anderen Sportarten in den Arenen der Stadt verbringt.

Wie die Profis unterschreibt auch Knöpke jetzt schon nach jedem Jahr einen neuen Vertrag. Und nach kleineren Startschwierigkeiten läuft es auch gut für die Bietigheimerin. „In den ersten Wochen war ich baff von dem hohen Niveau hier. In den Zweikämpfen hatte ich überhaupt keine Chance. Alles war so viel körperlicher, schneller und intensiver“, sagt die 21-Jährige, die sich inzwischen aber ins Team hineingekämpft hat. „Ich bin so ein Typ, ich gebe nie auf.“

Wie die heutige Nationalspielerin Laura Freigang, die es ebenfalls über den Umweg US-College in die Bundesliga geschafft hat, setzt auch Clara Knöpke ihre Hoffnungen auf eine Profikarriere auf ihre Erfahrung in den USA. Doch was wäre, sollteder große Traum am Ende doch noch platzen? „Das wäre schon schwer für mich, da ich ja im Grunde mein ganzes Leben darauf hingearbeitet habe“, sagt die 21-Jährige. Und ergänzt ganz amerikanisch optimistisch: „Aber ich glaube, alles kommt genau so, wie es kommen soll.“

 
 
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