Cleebronn Am Ende röhrt der Hirsch doch noch

Von Helga Spannhake
Der Platthirsch röhrt, doch die Damen in seinem Gehege beeindruckt das gerade wenig. Foto: /Oliver Bürkle

Herbst ist Brunftzeit, auch im Wildparadies Tripsdrill. Dabei röhren die Hirsche nicht nur um die Gunst ihrer Weibchen. Bei Kämpfen um die Rangordnung kann auch schon einmal das eine oder anderen Geweih zu Bruch gehen.

Mit Herbstbeginn röhren die Hirsche, die damit Rivalen vertreiben und Hirschkühe beeindrucken wollen. Alljährlich lockt auch der Platzhirsch im Wildparadies Tripsdrill in Cleebronn mit seinem Brunftverhalten die Besucher an sein Gehege. Bei einer exklusiven Tierpfleger-Exkursion erfuhren große und kleine Gäste viel Lehrreiches rund um das Naturschauspiel.

Gut 60 Interessierte hatten sich am Treffpunkt an der Wildsau-Schenke eingefunden. Sie versammelten sich rund um Tierpfleger Benedict Stirblies und seine Kollegin Lara Giebler. „Für mich ist das das jährliche Highlight, wenn der König der Wälder hier den ganzen Tag für ordentlich Action sorgt“ sagte Stirblies und die Begeisterung stand ihm ins Gesicht geschrieben.

Das Damwild verkrümelt sich

Kein Wunder: Bei der Hirschbrunft kann es manchmal ziemlich zur Sache gehen. Wie bei der Brunft vor vier Jahren etwa: „Bei der haben die Hirsche so heftig gekämpft, dass sich sogar einer das Geweih abgebrochen hat“, erinnert sich Stierblies.

Inzwischen aber leben zwei jüngere Hirsche im Wildparadies und der Vierjährige ist dem Siebenjährigen noch deutlich unterlegen. Somit war kein solch erbitterter Kampf zu erwarten.

In zwei kleinen Gruppen startete die abendliche Wanderung durch den Wildpark. Benedict Stirblies machte mit seiner Gruppe zuerst Station beim Damwild. Das nahm allerdings Reißaus vor ihm, was er schmunzelnd kommentierte: „Ich bin nicht so beliebt bei ihnen, weil ich immer der bin, der mit etwas Schlechtem, wie dem Tierarzt, kommt“.

Unschön ist auch das Röhren beim Damwild. Das, so Stierblies, klingt eher wie ein Rülpsen. Bei Hirschen röhrten hingegen tiefgrollend; beim Dybowski-Hirsch, der ein Stückchen weiter in Zaunnähe weilte, wiederum sei es ein lautes, weit hörbares Pfeifen.

Hirsche drängen auf Futter

Benedict Stirblies erwähnte das Hochzeitsgatter, denn sowohl Damwild- als auch Dybowski-Hirsch leben in separaten Gehegen. Die Damwild- und Dybowski-Damen können diese nach Belieben wechseln, während die beiden männlichen Tiere wegen ihres ausladenden Geweihes nicht durch die schmalen Ausgangsschleusen passen: „So haben die Mädels etwas mehr Ruhe vor den teils doch aufdringlicheren Hirschen“, erläuterte Benedict Stirblies.

Auch für die Besucher sei das sicherer. So ein Hirsch merke nämlich schnell, dass er, wenn er die Menschen mit seinem Geweih anstößt, an mehr Futter aus dem fallengelassenen Becher kommt.

Zur weiteren Veranschaulichung trug Benedict Stirblies verschiedene Geweihe in einer Kiste zur Gruppe und erläuterte, dass Hirschen überhaupt erst ab dem zweiten Lebensjahr ein Geweih wächst: „Das ist eine knochenähnliche Substanz, aber ungefähr zweimal so stark wie ein richtiger Knochen“. So ein Hirsch trägt einiges an Gewicht auf dem Kopf mit sich herum, was die ausgeprägte Nackenmuskulatur der männlichen Tiere erklärt.

Über diese verfügt auch der Platzhirsch, der sich, von der Anwesenheit der Exkursionsgruppe völlig unbeeindruckt, in voller Schönheit direkt hinter dem Gehegezaun präsentierte. Hoch aufgerichtet sein Kopf und sein Blick in die Ferne gerichtet, wo sich weit entfernt der zweite, jüngere Hirsch aufhielt. Der musste schon einiges einstecken und hielt sich wohl auch deshalb im Hintergrund.

Am Schluss röhrt er doch noch

So fiel das mit Spannung erwartete Röhren fast gänzlich aus. Lediglich in Richtung seiner Hirschkühe nahm der Platzhirsch seinen Kopf nach hinten und ließ seinen markanten kehligen Brunftschrei erschallen: „Will jemand seinen Konkurrenten spielen“, fragte Benedict Stirblies gespannt in die Runde und präsentierte drei spezielle schwarze Plastikrohre, sogenannte Hirschlocker. Mit ihnen soll es klappen den majestätischen Platzhirsch perfekt zu imitieren, was allerdings keinem so recht gelang – auch wenn sich vor allem die anwesenden Kinder eifrig bemühten.

 
 
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