Corona-Fälle im Team der SG BBM sorgen für Probleme Spielplan gerät aus den Fugen

Von Andreas Eberle
Ist der Spielplan in der Champions League noch zu halten? Bis zum 14. Februar sollte eigentlich die Gruppenphase abgeschlossen sein. Das Bild zeigt eine Szene aus der Heimpartie der SG BBM gegen Krim Mercator – mit Xenia Smits im Angriff. ⇥ Foto: Hansjürgen Britsch via www.imago-images.de

Die Corona-Fälle im Team der SG BBM ziehen einen Rattenschwanz an Problemen nach sich. Für die Champions League gibt es einen Plan B.

Zwei Leistungsträgerinnen mit Corona, die Profimannschaft in Quarantäne, PCR-Tests, Terminschwierigkeiten, Reise-Stornierungen, Finanzfragen, die Kommunikation mit Behörden, Verbänden und Vereinen – Torsten Nick, der Frauen-Geschäftsführer der SG BBM Bietigheim, hat zurzeit viel um die Ohren. Die beiden Corona-Fälle, die kurz nach dem Champions-League-Duell vor zehn Tagen beim russischen Meister Rostov-Don im Kader aufgetaucht sind, ziehen einen Rattenschwanz an Problemen nach sich. So gerät der ohnehin schon dicht gedrängte Spielplan durch die vom Gesundheitsamt bis einschließlich Samstag verfügte Quarantäne jetzt vollends aus den Fugen. Das ursprünglich für diesen Mittwoch vorgesehene DHB-Pokal-Viertelfinale gegen Bad Wildungen soll nun am 17. Februar in der Viadukthalle steigen. Für das vor einer Woche kurzfristig abgesagte Erstliga-Gastspiel bei der HSG gibt’s dagegen noch keinen Nachholtermin.

Norwegen erlaubt keine Einreise

Noch kniffliger sieht es in der Champions League aus. Das Duell beim norwegischen Meister Vipers Kristiansand fiel am Wochenende aus – und es ist fraglich, ob dieses in absehbarer Zeit vor Ort nachgeholt werden kann. Denn Norwegen hat die Einreise von Profisportlern aus dem Ausland inzwischen gestoppt.

Mit Hinweis auf die Quarantäne hatte die SG BBM bei der Europäischen Handball-Föderation beantragt, die Partie am Samstag beim CSM Bukarest ebenfalls abzublasen. Am Montagnachmittag kam nun die Antwort aus der EHF-Zentrale in Wien – das Kräftemessen mit den Rumäninnen wird verlegt. Nur auf welchen Termin, das ist die große Frage. Das Problem: Da die Begegnungen zu Hause gegen Metz (7. Februar) und beim Team Esbjerg in Dänemark (14. Februar) sowieso noch regulär ausstehen, gibt es kaum freie Zeitfenster für Nachholspiele. Möglich ist darum, dass auch unter der Woche international gespielt wird – und dann im Umkehrschluss Bundesliga-Duelle, die zu jenen Terminen angesetzt sind, verschoben werden.

Für den Fall, dass die Gruppenphase aufgrund von (zu vielen) Corona-Absagen nicht bis zum Stichtag 14. Februar zu Ende gebracht werden kann, hat die EHF bereits einen Plan B mit einem veränderten Modus für die Königsklasse entwickelt. Demnach wird der Wettbewerb mit allen 16 Klubs im K.o.-System, mit Hin- und Rückspiel, fortgesetzt. Statt des geplanten Viertelfinales würde es also mit einem Achtelfinale weitergehen. Die Paarungen ergeben sich dabei wie gehabt über Kreuz zwischen den beiden Achtergruppen, sprich: Der Erste der Gruppe B trifft auf den Tabellenletzten der Gruppe A. Stand heute würden es die Bietigheimerinnen in so einem Achtelfinale mit dem fünfmaligen Champions-League-Sieger Györi Audi ETO KC zu tun bekommen.

EHF-Geld für Auswärtstrips

Seit dieser Saison erhalten die Klubs für die Ausgaben, die bei den Trips durch ganz Europa anfallen – man denke an Flüge, Transfers, Hotels oder Verpflegung – Unterstützung von der EHF. Pro Auswärtsspiel gibt es 10 000 Euro, nach der Vorrunde hätte jeder Champions-League- Teilnehmer also 70 000 Euro zusätzlich in der Kasse. „Damit kommt man bei den Reisen unterm Strich auch hin“, sagt Nick. Fürs erste Saison-Halbjahr habe die SG aber bisher erst 5000 Euro erhalten, obwohl das Team bis Ende Dezember dreimal in der Fremde angetreten war – in Metz, Ljubljana und Budapest. Die übrigen 25 000 Euro sind vorerst in einen Corona-Notfalltopf für die Klubs geflossen. Umgekehrt hat die EHF den Bietigheimer Frauen zuletzt aber auch eine Gewinnbeteiligung aus der Vorsaison in Höhe von 40 000 Euro überwiesen. „Das war ein unerwarteter Geldsegen, der zeigt, dass der Verband schon etwas für die Vereine tut“, stellt Nick fest.

Dass in den sozialen Medien vereinzelt auch der Spielgemeinschaft eine Mitschuld am Russland-Trip und den möglicherweise dort erfolgten Infektionen gegeben wird, stößt dem Geschäftsführer sauer auf. Denn die SG BBM hatte bereits im Vorfeld die EHF mit dem Hinweis auf die Gesundheitsrisiken und ihre Fürsorgepflicht eindringlich darum gebeten, die Partie abzusagen („Wir haben es maximal versucht“) – was der Verband aber mit dem Verweis auf negative Tests, die die Russinnen vorgelegt hatten, ablehnte. Die Folgen sind bekannt. „Wenn wir nicht nach Russland gereist wären, hätte das Konsequenzen für die SG gehabt, etwa in Form von Strafzahlungen. Und eine Wildcard für die Zukunft könnten wir uns dann wohl auch abschminken“, so Nick.

 
 
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