Corona-Höhepunkt im Kreis erst in Wochen erwartet Kliniken sehen sich bestens gerüstet

Von Frank Ruppert
Das Marbacher Krankenhaus war Gegenstand der Aufsichtsratssitzung am Freitag. Foto: Helmut Pangerl

Die Zahl der Betten mit Beatmungsplätzen in Ludwigsburg wurde vervierfacht und ein Corona-Mobil soll nun Pflegeheimen helfen.

Es herrscht immer noch die Ruhe vor dem Sturm“, sagte Professor Jörg Martin, Chef der RKH Kliniken, bei der Aufsichtsratssitzung der Krankenhäuser am Freitagnachmittag. Gemeint war natürlich die Corona-Krise, deren Höhepunkt man im Landkreis erst noch erwarte. Eigentliches Hauptthema der Sitzung im Großen Sitzungssaal des Kreishauses in Ludwigsburg war die Weiterentwicklung des Gesundheitscampus Marbach (Infokasten), aber aufgrund der aktuellen Situation nahm sich Martin Zeit, ausführlich über die Maßnahmen zur Corona-Krise zu referieren.

Er blickte dabei auf Anfang März zurück, als man erste Maßnahmen in den Kliniken ergriff angesichts der heimkehrenden Ski-Urlauber und viel Personal vorsorglich zu Hause ließ. Man sei bei den Kliniken sehr gut vorbereitet auf den anstehenden Sturm oder den Orkan, so Martin. Man habe viele Betten freigeräumt und nun nur noch eine Belegungsquote von 50 Prozent. In Ludwigsburg, wo die schwer Erkrankten aus dem Kreis zentral behandelt werden, könne man bis zu 120 Betten mit Beatmungsgeräten zur Verfügung stellen. Stand Freitag gebe es mehr als 60 Covid-19-Patienten in der Ludwigsburger Klinik, 29 davon auf der Intensivstation.

„Wenn wir an unsere Grenzen stoßen, dann aus personeller Sicht, nicht weil wir zu wenige Betten zur Verfügung haben“, so Martin. Vor der Krise habe man in Ludwigsburg 30 Betten mit Beatmungsgerät gehabt. Man wisse allerdings nicht, wann und ob die Krise sich verschärfe. Genaue Vorhersagen seien, ähnlich wie beim Wetter, nur kurzfristig möglich. Laut einem Model nach dem sich die RKH Kliniken richteten, könne der Höhepunkt Anfang Mai erwartet werden, sagte Martin.

Neben dem auch schon vor der Krise schlimmen Fachkräftemangel mache derzeit vor allem die fehlende Schutzkleidung Probleme. Es gebe einfach kaum etwas auf dem Markt und wenn, dann müsse man das Zehn- bis 20-fache des gewöhnlichen Preises berappen. Die Lieferungen vom Land seien bislang völlig unzureichend. So habe man von dieser Seite neulich 80 Schutzanzüge erhalten. Das reiche für eine Station nur einen halben Tag, so Martin.  Die Kliniken müssen sich deshalb selbst darum kümmern und werden dabei kreativ. Wie Professor Martin dem Aufsichtsrat berichtete, sei erst kürzlich eine Lieferung Schutzanzüge angekommen, die aus umfunktionierten Müllsäcke bestehe. Lieferant sei ein Müllsackhersteller.

Standorte Marbach und Markgröningen werden genutzt

Neben der Zentrierung der (schwer erkrankten) Patienten auf Ludwigsburg spielen auch die Standorte Marbach und Markgröningen eine wichtige Rolle. In Markgröningen hat man Platz geschaffen, um dort 90 Betten für Patienten bereitzuhalten, die kein Covid-19 haben, aber die die Pflegeheime nach einem Krankenhausaufenthalt nicht wieder aufnehmen können. „So können wir diese Risikogruppe separieren“. In Marbach dagegen ist geplant, dort Covid-19-Patienten unterzubringen, die keine stationäre Therapie (mehr) brauchen, aber eben weiter abgeschirmt werden müssen.

Landrat Dietmar Allgaier kündigte im Rahmen der Sitzung zudem an, dass vom Gesundheitsdezernat des Landkreises aus ein Corona-Mobil gestartet werden soll. Besetzt mit Pfleger und Arzt soll es zu den Pflegeheimen fahren, die Bedarf haben und dort testen und informieren. „Wir machen es nicht so wie Böblingen, die jetzt alle Bewohner von Pflegeheimen testen, weil dies zu einem trügerischen Sicherheitsgefühl führt“, so der Landrat. Es komme dabei zu sehr auf den Zeitpunkt an. Nur weil man an einem Tag nicht infiziert sei, heiße das nicht, dass man nicht später erkranken könne.

 
 
- Anzeige -