Corona-Schwerpunktpraxis in Bietigheim-Bissingen Mehr Menschen lassen sich testen

Von Rena Weiss
Die Ärztin Dr. med. Nicola Nienhues (links) entnimmt ihrem Mann symbolisch eine Probe.⇥ Foto: Martin Kalb

Immer mehr Test-Anfragen verzeichnet Dr. med. Nicola Nienhues in ihrer Corona-Schwerpunktpraxis im Ortsteil Buch. Deswegen stockte sie nun auf.

Im Durchschnitt wurden seit Eröffnung der Corona-Schwerpunktpraxis von Dr. med. Nicola Nienhues in der Berliner Straße in Bietigheim-Bissingen 20 Personen pro Tag auf Covid-19 getestet. Doch mittlerweile fragen immer mehr Personen nach Tests. „Gestern hatten wir mehr als 30 Stück“, sagte Nienhues am Freitag. Das Telefon habe so häufig geklingelt, dass die Praxis nun zusätzliche Termine anbietet. So seien 50 Tests pro Tag möglich.

Die Anfragen kommen dabei nicht nur von Patienten der Internistin und Kardiologin, sondern auch von Personen, die den Wohnwagen auf der Straße gesehen haben. Seit Ende September steht der Wohnwagen mit der prägnanten roten Aufschrift „CORONA-Teststation“ in der Berliner Straße vor der Hausarztpraxis. „Ich habe mich die ganzen Sommerferien damit beschäftigt, wie man das umsetzen kann“, sagt Nicola Nienhues zur Anfrage der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW), ob sie ihre Praxis zur Corona-Schwerpunktpraxis machen möchte.

Zu wenige Teststellen

„Mein Personal hat gleich gesagt, wir machen das.“ Doch von Anfang sei auch klar gewesen, dass die Tests und die Untersuchung der möglichen Erkrankten nicht in den Praxisräumen stattfinden können. Zu Beginn der Pandemie sei dies anders gewesen. Patienten mit möglichen Covid-19-Syptomen wurden in der Praxis untersucht und bei Verdacht auf eine Erkrankung zu einer Teststelle verwiesen. „Zu Beginn des Lockdowns hatten wir hier nur zwei Teststationen“, bemerkte Nienhues jedoch und fragte sich, wie dies im Herbst funktionieren könne. „Wie wird das, wenn jetzt die ganzen Erkältungspatienten dazu kommen? Die müssen alle laut Vorgabe des Robert-Koch-Instituts abgestrichen werden.“ Das sei bei zwei Standorten nicht zu stemmen, daher entschied sie sich für die Teststationen im Buch.

Zur räumlichen Trennung mietete die Ärztin einen Wohnwagen, den der Ortsverein Ingersheim des Deutschen Roten Kreuzes zu einer Sanitätswache umgebaut hatte und normalerweise für Feste und Konzerte vermietete. Bis März hat ihn Nienhues gemietet. Neben der Miete ging die Praxis auch bei zusätzlichem Equipment wie Stromleitungen, Datenkabel, Laptop und Drucker in Vorleistung. Einzig die persönliche Schutzausrüstung zahlt die KVBW. Ob sich das finanziell nicht zum Minusgeschäft entwickelt, werde Nienhues erst im April 2021 mit der Abrechnung erfahren. Für den Stellplatz stellte die Stadt Bietigheim-Bissingen zwei Parkplätze zur Verfügung, anders als in Nienhues Zweitpraxis in Leonberg musste sie dafür auch keinen Bauantrag stellen oder gar Geld bezahlen.

Für Nienhues sei es das wert: „Die Corona-Schwerpunktpraxis hat die Hauptaufgabe, die Leute zu testen und zu untersuchen, die krank sind. Also die, die Erkältungsbeschwerden haben oder unklare Symptome wie Kopfschmerzen und Geschmacksverlust.“ Das sei letztlich auch ihre Aufgabe als Ärztin. Doch abgelehnt werde keiner, ob der Patient eine Kontaktperson ist und sich deswegen testet oder aus einem Risikogebiet stammt. Gefragt werde sie dies dennoch häufig und das zeigt trotz fast achtmonatiger Pandemie die Unsicherheit vieler. Das Landratsamt Ludwigsburg erklärt, dass bei Krankheitssymptomen prinzipiell der Hausarzt kontaktiert werden soll. Dieser könne entweder wie bei Nicola Nienhues selbst einen Test durchführen oder an die Teststelle beziehungsweise an eine Schwerpunktpraxis verweisen. Sowohl die Corona-Teststelle am Klinikum Ludwigsburg als auch die Corona-Schwerpunktpraxen im Landkreis seien gleichwertig.

74 solcher Schwerpunktpraxen sind auf der Seite der KVBW, zu der das Landratsamt verweist, im Landkreis Ludwigsburg gelistet. Als Abstrichstelle wird nur das Klinikum Ludwigsburg gelistet. Gefunden wird die Teststation von Nicole Nienhues dennoch. Das merke sie nicht zuletzt an den vielen Anrufen. Manche kritisieren zwar die Erreichbarkeit der Praxis, doch Nienhues verteidigt diese und ihr Team. Denn neben der eigens eingerichteten Nummer für Test-Termine gibt es auch noch andere Patienten, die ebenfalls anrufen. „Es ist ein großer Vorteil, dass wir eine eigene Nummer eingerichtet haben, sonst würde gar keiner mehr durchkommen.“

Eine Online-Terminvergabe, wie beim Testzentrum Ludwigsburg würde da doch einiges erleichtern? „Das Problem ist, dass wir dafür auch wieder Personal brauchen.“ Zwar habe sie bereits die Möglichkeit, online einen Termin anzufragen und dieses Modul werde auch zweimal am Tag angeschaut, allerdings biete die telefonische Terminvergabe weitere Vorteile. So könne direkt nach Hausärzten, Beschwerden und einer Rückrufnummer gefragt werden. Aktuell könne so teilweise am gleichen Tag oder direkt am nächsten Tag ein Termin angeboten werden. Das Testergebnis folgt meist einen Tag nach dem Abstrich – zumindest für Abstriche vor 11 Uhr. Von 8 bis 11 Uhr werden vormittags Termine angeboten und geplant sind weitere von 14 bis 16 Uhr. Um 11 Uhr kommt ein Fahrer, der die Proben ins Labor bringt. „Spätestens am nächsten Tag um 9 Uhr sind die Ergebnisse da. Bislang hatten wir noch keine Ausnahme“, sagt Nienhues. Positive Ergebnisse seien sogar bereits abends am selben Tag kommuniziert worden.

„Wir haben seit vielen Jahren eine gute Zusammenarbeit“, lobt sie das Labor. Doch gibt sie auch zu verstehen, dass auch hier die Grenzen bald erreicht sind: „Es arbeiten alle am Anschlag. Plötzlich machen sie rund um die Uhr PCR-Tests.“ Und das zusätzlich zu den Routine-Arbeiten. „Nichtsdestotrotz schafft es das Labor nach wie vor, die Proben in der Frist zu bearbeiten und auch die Befunde zu kommunizieren. Und sie sind immer noch freundlich am Telefon.“

 
 
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