Corona: Stand der Impfstrategie Landkreis kritisiert Verteilung des Impfstoffs

Von Gabriele Szczegulski
Die Hausärzte haben die Impfquote stark vorangebracht. ⇥ Foto: Patrick Pleul

1400 Impfungen wurden zuletzt täglich im Kreisimpfzentrum durchgeführt. In dieser Woche werden es nur 900 sein.

Es klingt noch in den Ohren: „Die Impfung nimmt ab Mai Fahrt auf“, hatte Gesundheitsminister Jens Spahn vor Kurzem angekündigt. Doch im Kreisimpfzentrum in Ludwigsburg verlangsamt sich jetzt erst einmal die Fahrt, teilt das Landratsamt mit.

Ungerechte Verteilung

In der letzten Woche konnten 1400 Impfungen pro Tag vorgenommen werden. In dieser Woche werden es nur 800 am Tag sein. Der Grund: In dieser Woche zugesagte Lieferungen kamen nicht, sagt der Sprecher des Landratsamts, Andreas Fritz. Da der vorhandene Impfstoff an alle Impfzentren im Land gleich verteilt wird – und nicht nach der Einwohnerzahl des jeweiligen Kreises, kann der Kreis keine freien Termine zusätzlich in die Terminvergabe einstellen, so Fritz, obwohl die Nachfrage groß sei. Menschen aus dem Kreis, die über die Homepage einen Termin suchen, sehen seit Tagen für Ludwigsburg nur den Satz: „Keine freien Termine vorhanden“.

Andy Dorroch, organisatorischer Leiter des Kreisimpfzentrums, hat gemeinsam mit Landrat Dietmar Allgaier am Dienstag an Gesundheitsminister Manne Lucha geschrieben, die beiden fordern eine gerechtere Impfstoffverteilung. Die Task Force im Sozialministerium sagte daraufhin am Dienstagnachmittag dem Landrat Unterstützung zu, sodass zumindest keine bereits bestehenden Impftermine mangels Impfstoff abgesagt werden müssen. Zudem bekommt das Kreisimpfzentrum in dieser Woche 1000 zusätzliche Biontech-Impfdosen. Andere Kreisimpfzentren, wie beispielsweise das Ulmer, monierten auch die Art der Impfstoffvergabe und kritisierten, dass sie mit reduzierter Kapazität fahren müssten.

Dorroch rechnete vor, dass es nicht sein kann, dass der Kreis Ludwigsburg mit 540 000 Einwohnern derzeit genauso viel Impfstoff wie kleinere Kreise bekomme. „Die Einwohnerinnen und Einwohner aus dem Landkreis müssen nach Rot am See oder Tübingen fahren, weil es da mehr freie Termine gibt, das macht mich wütend“, so Dorroch.

Die Stadt Stuttgart, so Dorroch, bekäme mit 634 000 Einwohnern für ihre beiden Zentralen Impfzentren mehr als viermal so viel Impfstoff als das Ludwigsburger Kreisimpfzentrum.  „Alleine in der Stuttgarter Liederhalle werden täglich 4000 Menschen geimpft“, sagte Dorroch. „Wir könnten problemlos an die 2000 Dosen pro Tag verimpfen. Wenn die Menschen sehen, wie viel woanders geimpft wird, halten sie uns doch für unfähig“, sagt Dorroch. „Wir fordern künftig eine Impfstoffverteilung anhand der Einwohnerzahlen.“

Hinzu kommt: Am Montag wurde die Impfberechtigung für weitere Personengruppen der Priorität 3 geöffnet. „Bisher konnten wir keine zusätzlichen Termine einstellen, da wir dafür nicht mehr Impfstoff bekommen haben“, sagt Fritz. Der Landkreis habe schon mehrmals größeren Bedarf an Astrazeneca angemeldet, mit dem in Ludwigsburg bisher alle über 60-Jährigen geimpft werden.

Hinzukommen die Impfungen durch die Mobilen Impfteams, so Dorroch. Es finden derzeit Nachimpfungen in den Pflegeeinrichtungen statt, für diejenigen Bewohnerinnen und Bewohner sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die beim ersten Durchgang nicht geimpft wurden. Außerdem, so Dorroch, sollen ab sofort auch die Bewohnerinnen und Bewohner in sozialen Einrichtungen wie Obdachlosenheime, Flüchtlingsunterkünfte oder Frauenhäuser geimpft werden. „Wir haben am Dienstag einige Dosen Johnson und Johnson bekommen, damit impfen wir in diesen Einrichtungen“, sagt Dorroch.

Planung in Praxen schwierig

Auch bei den Hausärzten sei die Lieferung immer noch nicht zuverlässig, sagt Kai Sonntag, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, die die Verteilung über die Apotheken an die Haus- und Fachärzte organisiert.  Diese Woche werden dem Sprecher zufolge Biontech sowie Astrazeneca in die Praxen geliefert. Wie viele Dosen das sind, sei aber noch nicht klar, was die Planung der Ärzte erschwere. In Bezug auf die Menge werde nicht zwischen Haus- und Fachärzten unterschieden. Die Ärzte haben in den letzten Wochen 40 000 Impfdosen im Landkreis verabreicht.

 
 
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