Darmkrebs im Kreis Ludwigsburg Warum immer noch zu wenige Menschen zur Vorsorge gehen

Von Frank Ruppert
Der Darm steht im März im Mittelpunkt. Seit dem Jahr 2002 ist der März der Aktionsmonat für die Prävention von Darmkrebs. Foto: Felix Burda Stiftung

Der Leiter des Darmzentrums an den RKH Kliniken, Dr. Karel Caca, räumt im Gespräch mit der BZ mit Mythen zur Darmspiegelung auf. Corona habe dazu geführt, dass die Leute weniger zur Vorsorge ins Krankenhaus gekommen sind, die Zahlen der Erkrankungen stiegen nun wieder.

Oft haben die Menschen Scheu vor einer Vorsorgeuntersuchung, weil sie falsche Vorstellungen davon haben“, sagt Professor Dr. Karel Caca. Er leitet das Darmzentrum an den RKH Kliniken im Kreis Ludwigsburg und weiß, dass nur 20 bis 30 Prozent das Angebot einer Vorsorgeuntersuchung annahmen. Gerade im Darmkrebsmonat März ist es dem Mediziner wichtig, auf die Notwendigkeit hinzuweisen. Jährlich erkranken in Deutschland mehr als 60 000 Menschen an Darmkrebs. Wird die Krankheit frühzeitig erkannt, liegt die Wahrscheinlichkeit gesund zu werden bei über 90 Prozent.

Darmkrebs ist derzeit die zweithäufigste Tumorerkrankung bei Frauen und die dritthäufigste Tumorerkrankung bei Männern in Deutschland, wie aus den Daten des Zentrums für Krebsregisterdaten des Robert Koch-Instituts hervorgeht. Darmkrebs entsteht fast immer aus zunächst gutartigen Vorstufen, den Darmpolypen. Die meisten Polypen bleiben klein und harmlos. Manche wachsen aber über viele Jahre, und einige werden bösartig.

Mehr als Vorsorge

Neben einer Stuhlprobe gilt vor allem die Darmspiegelung als wichtiges Mittel zur Bekämpfung der Erkrankung. Das Besondere bei der Spiegelung sei, dass es Vorsorge und Bekämpfung eines Krebs in der Frühphase ist. Man könne gegebenenfalls entsprechende Polypen, aus denen sich Krebs entwickeln könne, gleich mitentfernen. „Oft denken Menschen, dass die Darmspiegelung weh tue oder man vorab sehr viel trinken müsse“, sagt Caca. Beides sei nicht der Fall. Heute müsse man nur noch zwei Mal einen halben Liter Flüssigkeit zum Abführen trinken. Und die Koloskopie würde unter eine kurzen Narkose völlig schmerzfrei durchgeführt.

Es gebe drei Phasen beim Darmkrebs, sagt Caca. In der Frühphase könne man eben bei der Darmspiegelung Gewebe gleich mitentfernen. Eine Phase später, wenn der Krebs schon größer sei, helfe dann eine Operation, eventuell mit Bestrahlung, und bei der dritten Phase, wenn der Krebs schon gestreut habe, bleibe oft nur Chemo-Therapie und wenig Aussicht auf Heilung.

Das Tückische beim Darmkrebs sei, dass die Zeichen für eine Erkrankungen meist im fortgeschrittenen Stadium auftreten. „Typisch ist, dass Leute mit Blut im Stuhl zu uns kommen“, sagt der Darm-Experte. Dann sei man aber schon über die erste Phase hinaus.

Bei den Zahlen im Kreis, was die Vorsorge angehe, sehe man einen deutlichen Corona-Effekt. „Die Leute hatten keine Lust, während der Pandemie ins Krankenhaus zur Vorsorge zu gehen“, sagt Caca. In Ludwigsburg sank die Zahl von 3000 Darmspiegelungen 2019 auf knapp 2500 im Jahr 2021. In Bietigheim blieb man während der Zeit stabil bei rund 1000 der Vorsorgeuntersuchungen.

Caca betont, dass er kein Problem damit habe, wenn niedergelassene Ärzte Darmspiegelungen machen: „Die können das genauso gut wie wir im Krankenhaus. Wichtig ist nur, dass die Leute sich untersuchen lassen.“ Im Gegensatz zu den Vorsorgezahlen steige nämlich die Zahl der Darmkrebspatienten, und da eben im wesentlichen die Operationen.

Enge Zusammenarbeit wichtig

Häufiger erwische es Männer und diese auch schon früher. Derzeit bezahlten die Kassen die Vorsorge ab 50 Jahren, Caca spricht sich dafür aus, diese schon ab 45 bei Männern zu machen Insbesondere wenn Risikofaktoren wie Übergewicht und zu wenig Bewegung vorhanden seien. Dadurch, dass man im Kreis nicht nur das Darmzentrum, sondern auch das zertifizierte Krebszentrum habe, seien die Behandlungen noch effektiver geworden. „Der Vorteil ist die enge Zusammenarbeit zwischen etwa Onkologe, Strahlentherapeut und Chirurg“, erklärt Caca. So würde bei der Behandlung der beste Weg für den Patienten gefunden.

 
 
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