Das Caritas-Familienzentrum und die Pandemie Corona macht Beratung schwierig

Von bz
Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Caritas-Familienzentrum in der Bietigheimer Ziegelstraße, Svenja Gruß, Christa Wolpert, Ben Stotz und Heike Hager, gab es auch in diesem Jahr wieder viele neue Herausforderungen. ⇥ Foto: Martin Kalb

Wie wichtig die Spenden für Menschen in Not sind, darüber berichtet Petra Tolksdorf anhand von einige Fallbeispielen aus dem Caritas-Familienzentrum in Bietigheim-Bissingen.

Ein Jahr mit vielen neuen Herausforderungen liegt hinter den Mitarbeiterinnen des Familienzentrums der Caritas, wie Petra Tolksdorf, Leitung Existenzsicherung und Integration, berichtet: „Corona hat für uns alle zu Einschränkungen in unserem Leben geführt und unseren Alltag verändert. Aber für die Menschen, die schon bisher Schwierigkeiten hatten, ihren Alltag zu meistern und die finanziell oder beruflich in prekären Verhältnissen leben, hat Corona die bereits vorhandenen Probleme verstärkt.“

In den Beratungsangeboten lag der Schwerpunkt im Bereich der Existenzsicherung und der psychischen Unterstützung der Hilfesuchenden. Die Schließung von Ämtern und sozialen Einrichtungen führte bei den Menschen, deren Teilhabe an der Gesellschaft oftmals zuvor schon sehr eingeschränkt war, zu sozialer Isolation. Während des Lock Downs hielten die Beraterinnen auf vielseitige Weise, per Telefon, mit der Online-Beratung oder per Brief Kontakt mit den Hilfesuchenden. Doch wissend um die schwierige Situation der Betroffenen, wurden, sobald dies möglich war, wieder persönliche Beratungstermine vor Ort angeboten und von den Betroffenen erleichtert angenommen. Insbesondere Menschen, die mit den digitalen Möglichkeiten nicht so vertraut sind, oder denen aus finanziellen Gründen keine geeignete Technik zur Verfügung steht, benötigten die Unterstützung der Beraterinnen, um notwendige Formalitäten zu erledigen. Oftmals mussten die Beraterinnen zwischen den Betroffenen und den zuständigen Stellen vermitteln und Missverständnisse ausräumen; insbesondere in den Lock Down-Zeiten, in denen die Ämter für persönliche Vorsprache geschlossen waren.

So auch die Kollegin vom Jugendmigrationsdienst, die einen jungen Mann aus Syrien unterstützt. Er ist seit etwa einem Jahr in Deutschland und lebt derzeit noch von Asylbewerberleistungen. Diese Unterstützung erhält er vom Landratsamt aber nur, wenn er gültige Aufenthaltspapiere vorlegen kann. Seinen Termin bei der Ausländerbehörde konnte Herr M. nicht wahrnehmen, weil er erkrankte und diesen absagte. Bis er einen neuen Termin ausmachen konnte, vergingen Wochen, sein Aufenthaltstitel lief aus und er erhielt kein Geld mehr. Als er zur Beraterin kam, konnte er die Miete für den Monat nicht zahlen und hatte kein Geld mehr für Lebensmittel.

Die Beraterin nahm Kontakt mit den Behörden und dem Vermieter auf. Der Vermieter war mit einer Ratenzahlung für die ausstehende Miete einverstanden. Die Papiere wurden beantragt und beim Landratsamt eingereicht. Zur Überbrückung erhielt Herr M. Geld für Lebensmittel. Die Mitarbeiterin des Jugendmigrationsdienstes bespricht mit Herrn M. seine Zukunftspläne und unterstützt ihn dabei einen Schulplatz zu bekommen. Er weiß jetzt, an wen er sich wenden kann, wenn er seinen Alltag nicht selbst meistern kann.

Minijob weggebrochen

In der Allgemeinen Sozialberatung fragt Frau A. nach Hilfe an. Sie lebt von einer kleinen Rente und einem Minijob als Reinigungskraft. Dieser ist im Sommer einfach ersatzlos weggebrochen und jetzt reicht das Geld nicht mehr für die Miete, Strom, ihre teuren Medikamente und die Abzahlung ihres Kleinkredites für die Waschmaschine. Als die Stromnachzahlung kommt, ist Frau A. verzweifelt. Die Beraterin unterstützt Frau A. mit einer direkten Überweisung an den Stromanbieter und wendet so die drohende Stromsperre ab. In weiteren Beratungsterminen wird ein Haushaltsplan aufgestellt und die Mitarbeiterin stellt fest, dass Frau A. ohne die Einnahmen aus dem Minijob einen Wohngeldantrag stellen und damit ihr Einkommen langfristig wieder etwas erhöhen kann.

Auch der alleinerziehende Herr B. kommt mit einem finanziellen Engpass ins Familienzentrum. Er ist seit kurzem arbeitslos und musste Arbeitslosengeld beantragen. Da er an Depressionen erkrankt ist, verstreichen immer wieder mehrere Tage, bis er sich um seine Behördenangelegenheiten kümmern kann. Durch die verzögerte Antragsstellung hat er noch keine Zahlung bekommen. Zunächst hat er sich Geld bei Freunden geliehen, um für sich und seinen 15-jährigen Sohn etwas zu essen zu kaufen. Jetzt aber fehlen Miet- und Stromzahlungen und Herr B. weiß nicht mehr weiter. Auch bei Herrn B. führt die Kontaktaufnahme der Beraterin mit den zuständigen Ämtern zur Klärung der Gesamtsituation und der baldigen Zahlung von Arbeitslosengeld. Als Soforthilfe wird die angespannte Situation zunächst mit einer Unterstützung der Caritas entschärft und die Existenz der Familie gesichert. Neben diesen finanziellen Nöten haben besonders in diesem Jahr viele einsame, oft isolierte Alleinstehende, und von der Pandemie Situation belastete Mütter Unterstützung im Gespräch mit den Beraterinnen des Familienzentrums gefunden.

„Unbürokratische Hilfe für Menschen in Notsituationen und Kursangebote, die ein weites Spektrum abdecken – all dies wäre nicht in dieser Form möglich, wäre da nicht die langjährige Unterstützung der Leserinnen und Leser der Bietigheimer, Sachsenheimer, Bönnigheimer Zeitung, für die wir uns, bedanken möchten“, so Petra Tolksdorf.

 
 
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