Das sagen drei langjährige Steelers-Fans über den Lizenzverlust „Wir sind fassungslos“

Von Andreas Eberle
Da war die Bietigheimer Eishockey-Welt noch in Ordnung: Der Steelers-Fanblock macht im DEL2-Heimspiel gegen die Wölfe Freiburg Stimmung in der Kurve. ⇥ Foto: MARTIN KALB

Zwischen Hoffen und Bangen: Das sagen drei langjährige Steelers-Fans und treue Begleiter des Bietigheimer Klubs zum Lizenzentzug.

Ich spüre eine große Leere, es ist unglaublich, es ist der Wahnsinn“ – Harald Bosch, seit den Anfangszeiten Fan der Bietigheim Steelers und Gründungsmitglied des Ursprungsvereins SC Bietigheim/Kornwestheim, steht auch einen Tag nach dem Lizenzentzug noch unter Schock. Der 57-jährige Bietigheimer ist gemeinsam mit Heiko John auch Fanbeauftragter des DEL2-Klubs aus dem Ellental. In dieser Funktion will er sich aber nicht öffentlich äußern, sondern nur als Privatperson und langjähriger Anhänger.

Aus Vorfreude wird Frust

Vor dem negativen Lizenzbescheid sei die Stimmung unter den Fans sehr positiv und die Vorfreude auf die Saison groß gewesen – gerade auch im Hinblick auf den geregelten Auf- und Abstieg zwischen den beiden Profiligen, berichtet Bosch. Für ihn – und für viele andere – ist eine Eishockey- Welt zusammengebrochen, als am Mittwochvormittag die Hiobsbotschaft aus der DEL2-Zentrale in Neuss die Runde machte. „Ich war in einem tiefen Loch und habe schon am Mittag mit der Arbeit aufgehört“, sagt der Bietigheimer. Am Abend habe er die Tragödie dann mit drei Gleichgesinnten in einem Biergarten verarbeitet. „Wir sind fassungslos zu viert am Tisch gesessen. Gesprochen wurde kaum.“ Dass der Klub an der verweigerten Lizenz durchaus seinen Anteil hat, will Bosch nicht verhehlen: „Regeln und Fristen sind nun mal da, um eingehalten zu werden.“

Auch Manfred Nirk, der Vorsitzende des Fördervereins, beklagt „Versäumnisse von unseren Verantwortlichen“. Doch sein Groll richtet sich primär gegen die Liga und deren Aufsichtsrat, die die Unwägbarkeiten der Corona-Krise im Fall der Steelers nicht genug berücksichtigt hätten. „Die Entscheidung treibt mir den Zorn ins Gesicht. Da habe ich das Fingerspitzengefühl vermisst. Die DEL2 schneidet sich ins eigene Fleisch, wenn der Standort Bietigheim wegfällt“, sagt Nirk.

Der 72-Jährige, der von 1992 bis 1994 Vorsitzender des Verwaltungsrats und von 1994 bis 1997 Chef des Gesamtvereins war, sieht in der Argumentation der Liga Schwächen: „Vor einem Jahr hatten wir den gleichen Schuldenstand – und haben die Lizenz noch ohne Auflagen bekommen.“ Bei aller Enttäuschung – der große Traum des Unternehmers ist es, die Steelers in der DEL zu sehen – hat Nirk die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Die Chancen, dass der viermalige Zweitliga- Meister vor dem DEL-Schiedsgericht Erfolg hat und die Spielerlaubnis doch noch erhält, taxiert er auf 50:50. „Wir vom Förderverein stehen zu den Steelers und werden den Hauptverein weiter voll unterstützen – und unsere Profis natürlich auch mit dem Kauf von Dauerkarten“, so sein Versprechen. Für den Fall, dass das Team von der DEL2-Landkarte verschwindet, sieht Nirk aber schwarz: „Wenn wir nur noch in der Oberliga oder gar der Regionalliga spielen, gehen die Lichter in Bietigheim aus.“

Nur gering stuft Patrick Ihrlich, Gründungsmitglied und langjähriger Vorsitzender des Fanclubs Ice-Hawks, die Wahrscheinlichkeit auf die Lizenz ein: „10:90 gegen uns. Ich bin skeptisch.“ Dass der DEL2-Aufsichtsrat bei der Lizenzvergabe einstimmig gegen die Steelers votiert hatte, bereitet ihm Unbehagen. Der 48-jährige Bissinger geht mit den Klubverantwortlichen hart ins Gericht: „Ich bin mit der Geschäftsführung unzufrieden. Wir können nicht mehr so weiterwursteln und müssen professioneller werden – egal wie das Ding letztlich ausgeht. Es ist ja nicht das erste Mal, dass wir einen Formfehler begangen haben.“

Ihrlich wünscht sich „mehr Eishockey-Kompetenz“ sowohl im Management als auch im Aufsichtsrat. „Wir wollen in die DEL, agieren aber wie ein Amateurverein, der mit einer Hobbytruppe antritt“, so sein Urteil.

 
 
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