David McCray „Das ist eine ganz andere Nummer“

Von Michael Nachreiner
In den vergangenen fünf Jahren hat David McCray als Assistenztrainer John Patrick oder Josh King zugearbeitet. Jetzt steht er selbst in der Verantwortung bei den Merlins Crailsheim. Foto: Fotostand/Imago

Der Wechsel David McCrays in die Verantwortung bei den Merlins Crailsheim nach Jahren als Assistenztrainer in Ludwigsburg ist mit Herausforderungen verbunden, bevor die Arbeit im Training beginnt.

Hinter David McCray liegen harte Wochen. Zum ersten Mal war der 37-Jährige hauptverantwortlich für die Zusammenstellung eines Kaders zuständig. Nicht mehr für die MHP Riesen Ludwigsburg, bei denen er erst neun Jahre als Spieler und dann fünf Jahre als Assistenztrainer in der Ersten Bundesliga aktiv war. Seit diesem Sommer steht der gebürtige Speyerer in der Verantwortung bei den Hakro Merlins Crailsheim in der Zweiten Bundesliga ProA, seiner ersten Station als Chefcoach im Profibereich.

„Ich hatte mit Maurice Stuckey nur einen Spieler aus der vergangenen Saison unter Vertrag und musste jetzt einen kompletten Profikader zusammenstellen, also elf Spieler verpflichten“, berichtet David McCray. Ganz bei Null musste der neue Merlins-Trainer aber nicht anfangen. Auch in Ludwigsburg war er sowohl unter John Patrick als auch unter Josh King in die Spielersuche eingebunden und hat sich dabei auch schon ein Netzwerk von Agenten und anderen Coaches aufgebaut, auf die er sich verlassen kann.

20 oder 30 Mails von Agenten

„Aber es ist eine ganz andere Nummer, wenn man Headcoach ist. Man bekommt pro Tage 20 oder 30 Mails von Agenten, in denen Spieler angeboten werden. Da muss man sich erst einmal zurechtfinden und die Spieler finden, die zu einem ins Team, ins Budget und dann auch noch menschlich passen“, berichtet David McCray.

Erstes Kriterium für eine Entscheidung war: Wie ist der Spieler spielerisch einzuschätzen – und zwar nicht nur offensiv, sondern vor allem auch defensiv. „Hat mir gefallen, was ich in dem Video gesehen habe, habe ich versucht, über Kontakte weitere Informationen über den Spieler zu bekommen, wie er menschlich ist und ob er charakterlich ins Team passt“, erzählt McCray. „Wenn der Spieler dann immer noch für mich in Frage kommt, führe ich mehrere Gespräche mit ihm, damit ich ihn schon vor der Verpflichtung persönlich kennenlerne.“

Dabei musste der 37-Jährige auch die Vorgaben der Zweiten Liga beachten. In der ProA müssen zu jedem Zeitpunkt der Partie zwei deutsche Spieler auf dem Feld stehen – in der Ersten Bundesliga mussten nur auf jeden Fall die Hälfte der Spieler im Spieltagskader deutsch sein, wer eingesetzt wurde, war egal. „In der BBL kann man am Ende der Partie auch mit fünf Ausländern spielen. In der ProA wird man gezwungen, dass auch in den entscheidenden Phasen zwei deutsche Spieler auf dem Parkett stehen. Da braucht man auch bei den Deutschen viel Qualität, denn auch sie müssen den Unterschied ausmachen können“, erklärt David McCray. „Ich finde die Regel aber gut. Sie hilft dem deutschen Basketball.“

Schwächstes Glied ist der Trainer

Wie wichtig auch diese Wochen der Zusammenstellung des Kaders waren, bevor es überhaupt zum ersten Mal zum Training in die Halle geht, war David McCray durchaus bewusst. „Wenn man im Sommer nicht gut rekrutiert, hat man während der Saison Probleme. Und der Erste, auf den mit dem Finger gezeigt wird, wenn es nicht läuft, ist der Trainer“, berichtet der Coach. In der Zwischenzeit steht aber zumindest das Gerüst des Kaders für die anstehende Saison. Das ein oder andere Puzzleteil müssen McCray und die Merlins-Verantwortlichen aber noch hinzufügen.

Es kann eigentlich mit der praktischen Arbeit in der Halle losgehen. „Ich freue mich auf die Aufgabe, habe richtig Lust und habe viele Ideen. Ich kann es kaum abwarten loszulegen“, erklärt David McCray. In Crailsheim möchte er in der Vorbereitung das implementieren, was ihn als Spieler, aber auch die Mannschaften in Ludwigsburg immer ausgezeichnet haben: „Wir werden den Basketball spielen, an den ich glaube – hart, mit Leidenschaft und Einsatz, über die Verteidigung definiert“, berichtet der 37-Jährige.

Familie bleibt in Ludwigsburg

Mit diesem Spielstil will er Crailsheim nach dem Abstieg aus der Ersten Bundesliga im Frühjahr wieder in die Erfolgsspur führen. „Ich möchte mit den Merlins so schnell wie möglich zurück in die BBL. Das heißt aber nicht, dass wir im nächsten Jahr aufsteigen müssen“, erklärt der Coach. Die kurzfristige Planung lautet: Rückkehr in die Erste Liga in zwei bis drei Jahren. „Das ist aber leichter gesagt als getan. Die ProA ist eine gute Liga mit vielen ehemaligen BBL-Standorten, die viel Tradition haben. Trier, Hagen und Bremerhaven sind so Vereine. Karlsruhe ist im letzten Jahr Meister geworden und hat 80 Prozent des Teams gehalten. Und Jena darf man nicht vergessen, die Robin Christen verpflichtet haben, der mit Ratiopharm Ulm Deutscher Meister wurde und dort eine richtig gute Rolle spielte“, berichtet der Merlins-Coach.

In Ludwigsburg wird David McCray dennoch oft sein. Seine Frau Lisa und die beiden Kinder bleiben in der Barockstadt wohnen. „Jaden ist jetzt gerade ins Gymnasium gekommen, Nova kommt jetzt in die dritte Klasse. Sie sind hier so verwurzelt“, berichtet David McCray. „Ludwigsburg ist unser Zuhause.“

 
 
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