DEL2, Steelers scheitern in den Pre-Playoffs Das früheste Saisonende seit 2011

Von Andreas Eberle
Steelers-Trainer Marc St. Jean gestikuliert, seine Spieler verfolgen das Geschehen auf dem Eis mit skeptischen Gesichtern. Nach dem zweiten Pre-Playoff-Duell in Kaufbeuren und der 2:3-Niederlage war der Frust im Bietigheimer Lager dann riesig. Foto: Harald Langer

Die Bietigheim Steelers scheitern in den Pre-Playoffs am ESV Kaufbeuren. Beim 2:3 im Allgäu kassiert das DEL2-Team aus dem Ellental elf Sekunden vor Schluss das entscheidende Gegentor.

Der K.o. am Sonntagabend war bezeichnend für eine schwache DEL2-Saison: In der letzten Spielminute vergaßen die Bietigheim Steelers beim Stand von 2:2 hinten die Absicherung, und so erzielte Joseph Lewis den 3:2-Siegtreffer für den ESV Kaufbeuren. Durch die Beine von Gästetorhüter Stephon Williams. 10,4 Sekunden vor Ende des zweiten Pre-Playoff-Duells. Schon am Freitag hatten die Steelers zu Hause durch ein Gegentor in der letzten Minute mit 3:4 verloren. Für den SCB ist die Saison damit beendet, während Kaufbeuren nun ab Freitag im Viertelfinale auf die Kassel Huskies trifft.

Sprachloser Steelers-Trainer

„Ich bin sprachlos. Wir haben in zwei Spielen jeweils in den letzten 30 Sekunden das entscheidende Gegentor kassiert“, sagte Steelers-Trainer Marc St. Jean, der bei der Pressekonferenz einen geschockten Eindruck machte. „Das ist sehr bitter für uns und nicht akzeptabel“, stellte er mit Blick auf das vorzeitige Saison-Aus bereits Anfang März und noch vor den eigentlichen Playoffs fest. Das hatte es zuletzt in der Spielzeit 2010/11 im Ellental gegeben.

Vom ersten Drittel an war offensichtlich, dass in der zweiten Begegnung der Best-of-three-Serie eine Menge auf dem Spiel stand. Beide Mannschaften gingen vor den 2853 Zuschauern hektisch zur Sache. Viele Strafen sorgten für viele Unterbrechungen und wenig Spielfluss. Auf beiden Seiten ließ das Powerplay zu wünschen übrig, was im Fall der Steelers ja nichts Neues ist. Das einzige Tor gelang Kaufbeurens Star Sami Blomqvist in der siebten Minute. Der finnische Stürmer hängte Verteidiger Max Prommersberger ab und knallte die Scheibe aufs Bietigheimer Gehäuse – und hinter Gästetorhüter Stephon Williams, dem Freddy Cabana die Sicht genommen hatte, schlug der Puck zum 1:0 ein.

Das Team um Topscorer Matt McKnight kam in der Offensive nicht auf Touren. Die beste Chance bot sich Lukas Laub in Unterzahl. Der Stürmer rannte der ESV-Abwehr davon und feuerte den Puck aus vollem Lauf an den Pfosten. Das Abschlusspech blieb den Steelers wieder mal treu.

Im zweiten Spielabschnitt tauschte Glücksgöttin Fortuna vorübergehend die Seiten und schlüpfte ins grün-weiße Bietigheimer Dress. Die bayerischen Schwaben waren nun dem 2:0 wesentlich näher als die Gäste dem 1:1. In Unterzahl bewahrte Williams sein taumelndes Team mit einer Glanztat gegen Jere Laaksonen vor Schlimmerem. Aus heiterem Himmel fiel der Ausgleich: Nach einem verunglückten Klärungsversuch von Fabian Koziol, der am Körper eines Teamkollegens hängenblieb, flutschte der Puck zu Mychal Monteith – und der weit auf gerückte Verteidiger überwand Jan Dalgic, der den von der Liga kurzfristig gesperrten Ilya Sharipov vertrat, mit einem Schuss durch die Schoner (32.). Für Monteith war’s der erste Treffer für die Steelers bei seinem achten Einsatz. Gut zwei Minuten später führte das fünfte Kaufbeurer Überzahlspiel zum 2:1: Max Schmidle, der kurz vor dem Anpfiff noch für 500 Spiele im ESV-Trikot geehrt worden war, staubte ab (35.). Doch wieder bewiesen die St. Jean-Schützlinge Moral und gaben nur 36 Sekunden nach dem neuerlichen Rückstand die Antwort: Nach einem Zuspiel von Eric Stephan war Brett Breitkreuz mit einer Direktabnahme erfolgreich – 2:2.

Zu Beginn des letzten Durchgangs legten die Gäste ihre Zurückhaltung endlich ab und drückten aufs dritte Tor, aber die erstmalige Führung verpassten sie. In der 52. Minute hatten die Steelers dann gleich doppelt Dusel: Blomqvist scheiterte erst an der Unterkante der Latte, kurz darauf kratzte Stephan den Puck gerade noch aus dem Kasten, ehe jener die rote Torlinie vollends überschritten hatte. Doch der Kaufbeurer Todesstoß für Bietigheim war nur aufgeschoben. Nach einem Steilpass von Julian Eichinger ging Lewis in der letzten Minute auf und davon und besiegelte mit seinem Kontertor das vorzeitige Saisonende für den SCB.

Aufmunterung durch die Fans

Ein Teil der 150 ins Allgäu mitgereisten Steelers-Fans bewies bei aller Enttäuschung ein gutes Gespür und feierte die nicht minder frustrierte Mannschaft bei der Verabschiedung trotz des Ausscheidens. In der neuen Saison kann jetzt eigentlich nur noch alles besser werden.

Stimmen zum Spiel

Marc St. Jean, Trainer der Bietigheim Steelers: Die Jungs haben gekämpft und alles gegeben. In einer so kleinen Serie kann alles passieren. Es waren zwei enge Spiele. Da gehört auch etwas Glück dazu. Jetzt war das Glück nicht auf unserer Seite. Es war heute nicht unser Tag.

Andreas Brockmann, Coach des ESV Kaufbeuren: Wenn du wie Bietigheim hinten liegst und weißt, dass du bei einer Niederlage ausscheidest, schmeißt du noch mal alles rein. Das war von beiden Seiten ein sehr ausgeglichenes Spiel. Entscheidend war, dass wir in Bietigheim gewonnen haben. Es freut mich für die Jungs. Jan Dalgic musste heute einspringen und hat seinen Job sehr gut gemacht. Das Spiel, wird ihm in Erinnerung bleiben. Aber die ganze Mannschaft hat einen sehr, sehr guten Job gemacht.

Volker Schoch, Steelers-Geschäftsführer: Alle sind erschüttert und bitter enttäuscht. Wir haben das Saisonziel komplett verfehlt. Jetzt wird intern und in allen Bereichen knallhart analysiert, und dann gilt es, die Konsequenzen zu ziehen. Details wird es nächste Woche geben. ⇥ae

Statistik

DEL2, Pre-Playoffs, Spiel 2
Kaufbeuren – Bietigheim

3:2

Drittel: 1:0, 1:2, 1:0.
Tore: 1:0 Blomqvist (7.), 1:1 Monteith (32.), 2:1 Schmidle (35./Überzahl), 2:2 Breitkreuz (35.), 3:2 Lewis (60.).
Strafminuten: 8 (4 Strafen) – 12 (6 Strafen).
Schiedsrichter: Marcus Brill (Zweibrücken), Michael Klein (Stuttgart).
Zuschauer: 2853.

 
 
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