Dem Gewässer des ASV Besigheim droht das Aus „In absehbarer Zeit kippt der See“

Von Michael Soltys
Kaum noch als See zu erkennen. Ablagerungen bedecken das Gewässer des ASB Besigheim beim Anglerheim (Bildmitte, unten). Rechts ist der See, über den der Schlamm zum See der Angler gelangt.⇥ Foto: Helmut Pangerl

Seit Jahren warnt der Angelsportverein vor dem ökologischen Aus für sein Gewässer im Neckartal, das mit Schlamm zugesetzt ist. In diesem Sommer sterben besonders viele Fische.

Die Bilder, die Siegfried Mozer an die Redaktion der BZ schickte, sind alles andere als erfreulich. Um die 30 tote Hechte liegen nebeneinander auf der Wiese beim See des Besigheimer Angelsportvereins, daneben mehr als zwei Dutzend tote Schleie. Dass in einem heißen Sommer wegen des Sauerstoffmangels Fische mit dem Bauch nach oben im Gewässer des ASV treiben sind der Schriftführer des Vereins und seine Angelsport-Kameraden ja gewohnt. Aber so viele wie in diesem Jahr waren es noch nie, sind sich Mozer und Albrecht Joos, der Vorsitzende des ASV, einig.  Für sie ist klar: „Der See stirbt.“ Tot sei er noch nicht, aber die Endphase nähere sich in schnellen Schritten. „In absehbarer Zeit wird der See umkippen und alle Fische kläglich verenden.“

Dieses Ende zeichnet sich aus Sicht des Vereins seit vielen Jahren ab. Grund ist der Schlamm im See. Die Schicht wird immer dicker. Schon vor Jahren klagte Gewässerwart Gerhard Schlabschi, dass der See stellenweise nur 20 Zentimeter tief sei (die BZ berichtete). „Wir können die Rücken der Karpfen sehen, wenn sie sich darin bewegen“, sagte er.

Der Schlamm ist die Ursache

An der Ursache gibt es für den Verein keinen Zweifel: Der Schlamm gelangt über ein etwa ein Meter breites Rohr von einem benachbarten See aus, der mit dem Neckar verbunden ist, in das Gewässer der Angler. Das Rohr sollte ursprünglich den Fischen den Weg in den See ermöglichen. Ein zweites Rohr für den Durchfluss sei dem Verein damals versagt worden, so Joos.

Schon seit Mitte der 1980er-Jahre, als der ASV den früheren Pfanderhafen kaufte, ziehen sich die Bemühungen um die Sanierung des Neckartalsees, beim Vorsitzenden füllt der Vorgang ganze Ordner. Zuletzt waren Gespräche mit dem Wasserwirtschaftsamt, der Stadt Besigheim und dem Landratsamt Ludwigsburg im Jahr 2016 geführt worden. Das Problem daran: Der vordere See, der im Besitz des Landes Baden-Württemberg ist, ist ebenfalls verschlammt. Bodenproben des Vereins haben ergeben, dass dieser Schlamm kontaminiert ist. Der Schlamm müsste also entsorgt werden, was eine hohe sechsstellige Summe kosten würde. „Daran hat das Land kein Interesse“, vermutet Joos.

Der Neckartalsee selbst sei unbelastet von Schadstoffen, ergaben die Bodenproben damals. Entsorgt werden muss der Schlamm trotzdem. Doch wohin? Geeignete Ackerflächen in der Umgebung sind schwer zu finden. Doch bevor die Suche überhaupt beginnen konnte, erhob das Landratsamt damals Einspruch und forderte die Auswertung weiterer Proben des Schlamms, die vorliegenden Proben seien weder aussagekräftig noch repräsentativ.

„Seitdem drehen wir uns im Kreis“, schildert Schriftführer Mozer den Stillstand. Die beteiligten Behörden hätten den Zustand hingenommen, passiert sei nichts. Jetzt verendeten die Fische, der wirtschaftliche Schaden und der Schaden für Natur und Umwelt sei groß.

„Fühlen uns im Stich gelassen“

„Wir fühlen uns von den Ämtern und der Politik im Stich gelassen“, sagt Mozer. Der Verein selbst habe angesichts des aktuellen Fischsterbens auch keinen neuen Vorstoß bei den Behörden unternommen, er hoffe darauf, „wachrütteln“ zu können.

Geht der See zugrunde, werde auch dem Verein die Grundlage entzogen, fürchtet Mozer. Vorsitzender Albrecht Joos belegt dies mit Zahlen: Vor etwa zehn Jahren hatte der ASV noch rund 260 Mitglieder, aktuell sind es um die 140. Überhaupt werden die Räume, an denen sich die Angler ausbreiten können, immer knapper. Das zweite Angelgebiet des ASV ist die Enz. Dort machen Paddler und Kanuten den Anglern das Leben immer schwerer (die BZ berichtete). Die Touristen auf dem Enztal-Radweg und die Umgestaltung der Enzaue in Besigheim „machen weitere Plätze kaputt.“

 
 
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