Ein Mann, ein 14 Kilogramm schwerer Baumstamm, 25 Kilometer durch den Landkreis. Der Ingersheimer Andre Schiele möchte anderen das Leben erleichtern, indem er es sich erschwert. „Jetzt ziehst’s halt durch“, sagt er sich und auf geht’s: Den Baumstamm schulterte er am Samstag um 11 Uhr am Ku(h)riosum in Bietigheim-Bissingen, trug ihn durch die Altstadt ins Wohngebiet Sand, über den Radweg in die Besigheimer Altstadt, vorbei an der Kelter und am Besigheimer Freibad über den Radweg nach Mundelsheim, am dortigen Freibad vorbei Richtung Pleidelsheim, durch seinen Wohnort Ingersheim und über den Radweg am Forst wieder in die Bietigheimer Altstadt. Dort am Endpunkt, der dem Startpunkt entspricht, wartete seine Frau Alexandra gegen 14.30 Uhr mit Erfrischungen auf ihn.
Der Baumstammläufer aus Ingersheim „Je mehr gespendet wird, desto schwerer mache ich’s mir“
Der Ingersheimer Andre Schiele nimmt an Benefizläufen teil. Je mehr gespendet wird, desto mehr Zusatzgewicht schultert er.
Der Ditzinger Lebenslauf
Eine ganz schöne Tortur. Und wozu das alles? „Ich laufe bereits zum vierten Mal beim ‚Ditzinger Lebenslauf’ mit. Er wird zugunsten von Mukoviszidose-Erkrankten veranstaltet. Die Spenden gehen an den Landesverband Mukoviszidose e.V.“, erklärt er im Gespräch mit der BZ. Die Hälfte seiner Läufe musste Schiele bereits unter Corona-Bedingungen – also alleine und nicht in der motivierenden Gruppe – absolvieren. Sein Wille mitzumachen, ist jedoch ungebrochen.
„Bei meiner ersten Teilnahme habe ich zusätzlich Spenden gesammelt“, berichtet der gelernte Metzger. Beim zweiten Mal sei er „nur“ mitgelaufen, habe also „nur“ die 20 Euro Startgeld gespendet, sagt er. „Das war für mich nicht befriedigend. Ich wollte mehr helfen.“ Kurzerhand beschloss er, „je mehr Geld gespendet wird, desto schwerer mache ich’s mir.“ Zehn Kilometer mit 250 Euro als Münzen im Rucksack (Stufe 1 bei 250 Euro Spenden) bis 50 Kilometer mit einem 15 Kilo schweren Baumstamm auf den Schultern (Stufe 4 ab 2001 Euro Spenden). Das sollte die Menschen motivieren, zu spenden. Und es kommt an, wie er rückblickend sagen kann. Durch einen Freund, der in Heilbronn wohnt und regelmäßig an sogenannten Baumstammläufen teilnimmt, sei der Ingersheimer auf die Idee mit der geschulterten Last gekommen. „Das ist im Kreis noch nicht so populär“, sagt der dreifache Vater.
Regelmäßige Teilnahme
Der 46-Jährige ist 2018 seinen ersten Marathon gelaufen, den Bottwartal-Marathon. Seitdem nimmt er regelmäßig an Läufen teil. „Zuvor bin ich schon auch gelaufen, aber eben nur so zehn Kilometer“, erklärt Schiele. Besonders Spaß mache es ihm jedoch, wenn er dadurch etwas Positives bewirken könne, Menschen helfen könne. Im vergangenen Jahr hat der Ingersheimer Laufbegeisterte 336 Euro gesammelt.
Die Baumstammläufer-Tradition
„Es war schon heftig“, gibt Schiele im Telefonat nach dem Lauf gegenüber der BZ zu. Noch ganz außer Atem sagt er: „Ich wusste die letzten Kilometer gar nicht mehr, wo ich den Baumstamm noch hinlegen soll.“ Doch er zog durch, was er sich vorgenommen hatte. Und am Schluss folgt immer noch eine Tradition der Baumstammläufer: 15 Liegestützen.
Trotz des teils regnerischen Wetters kam der Ingersheimer Baumstammläufer ins Gespräch mit Passanten und konnte einige Spenden für den Mukoviszidose-Verein sammeln. Samstagnachmittag hatte er 130 Euro beisammen. „Ich hoffe, dass es noch etwas mehr wird über meine Homepage“, sagt er (siehe Infobox).
Ob er nächstes Jahr wieder teilnimmt? „Nächstes Jahr kommt mein Zahnstöcherle natürlich auch wieder zum Einsatz“, scherzt er, „hoffentlich unter Normalbedingungen, ohne Corona.“ Schieles nächster Wohltätigkeitslauf ist übrigens bereits für den 9. Mai geplant: Der Wings for Live World Run. Die Einnahmen fließen in die Rückenmarksforschung.