Der Bietigheimer Playoff-Gegner im Porträt Löwen-Rudel will sich bis in die DEL durchbeißen

Von Andreas Eberle
Brisantes Wiedersehen: Löwen-Verteidiger Eric Stephan war bis Ende Januar noch für die Bietigheim Steelers an der Scheibe, ehe er Anfang Februar nach Frankfurt wechselte. ⇥ Foto: Huebner/Roith via www.imago-images.de

Der Bietigheimer Playoff-Gegner im Porträt: Bei Frankfurt spielen mit Dmitriev und Stephan zwei frühere Steelers-Profis. Die Bilanz spricht für den SCB.

Die Löwen Frankfurt sind der wohl schillerndste Klub in der Deutschen Eishockey-Liga 2 (DEL2) – und sie streben mit Macht zurück in die DEL, wo ihr Vorgängerverein Lions einst Gründungsmitglied war. Die BZ stellt den Viertelfinalgegner der Bietigheim Steelers vor dem Playoff-Auftakt am Freitag (19.30 Uhr) vor.

Die Ausgangslage

Erstmals seit 2006 ist wieder ein sportlicher Aufstieg in die DEL möglich. Damals schafften die Straubing Tigers den Sprung nach oben. Mit Bietigheim und Frankfurt treffen nun im Viertelfinale gleich zwei der drei DEL2-Klubs direkt aufeinander, die für den Aufstieg in Frage kommen – und die bereits vor einem Jahr eine Bankbürgschaft in Höhe von 816 000 Euro für eine etwaige Teilnahme am DEL-Lizenzierungsverfahren hinterlegt haben.

Der dritte Aufstiegsanwärter sind die Kassel Huskies. Der Hauptrundensieger und Topfavorit aus Nordhessen bekommt es ab diesen Donnerstag (19.30 Uhr) mit den Heilbronner Falken zu tun. In den weiteren Best-of-Five-Serien messen sich die Tölzer Löwen mit den Ravensburg Towerstars und die Wölfe Freiburg mit dem ESV Kaufbeuren. Nur der Meister erwirbt das Aufstiegsrecht, ein Nachrücken als Vizemeister ist ausgeschlossen.

Die bisherigen Duelle

40 Mal trafen die Steelers und die Löwen bisher in der DEL2 aufeinander. 22 Mal behielten die Schwaben die Oberhand, 18 Mal die Hessen bei einem Torverhältnis von 134:133. In der diesjährigen Hauptrunde verließ Bietigheim dreimal als Gewinner das Eis. In der heimischen EgeTrans-Arena schoss das Team von Trainer Danny Naud zwei klare Erfolge heraus (7:2 und 5:0). Enger ging’s in den zwei Duellen in der Eissporthalle am Ratsweg zu: Mitte Februar behauptete sich der SCB dort mit 7:5, einen Monat später bejubelten die Löwen mit dem 3:2 ihren bisher einzigen Saisonerfolg über Bietigheim.

Bereits zweimal kam es auch in den Playoffs zum Showdown zwischen beiden Vereinen. Im Finale der Spielzeit 2016/17 setzte sich Frankfurt mit 4:2 Siegen durch und feierte damit seine bisher einzige Meisterschaft in der Zweiten Liga. Ein Jahr später revanchierten sich die Steelers, indem sie die Halbfinalserie gegen die Hessen ebenfalls mit 4:2 für sich entschieden und danach im Finale in Garmisch gegen den SC Riessersee auch ihren vorerst letzten Titel gewannen.

Die Stars im Löwen-Rudel

Trainer Franz-David Fritzmeier kann auf eine ausgeglichen bestückte Mannschaft bauen, die nur schwer auszurechnen ist. Dennoch ragen einige Profis aus dem Löwen-Rudel heraus. Stephen MacAulay war in der Hauptrunde der auffälligste Akteur. Der 28-jährige kanadische Mittelstürmer erzielte die meisten Tore (17) und lieferte auch die meisten Vorlagen (23). Mit 40 Zählern führt MacAulay die interne Scorerliste an, gefolgt von Kapitän Adam Mitchell (38 Punkte) und dem Schweden Sebastian Collberg (35). Ein weiterer Angreifer war im Lauf der Saison allerdings noch besser in Schuss: Kale Kerbashian. Der kanadische Center bestritt seine ersten 34 Spiele noch im Trikot der Lausitzer Füchse und avancierte bei den Weißwasseranern mit 38 Punkten (14 Tore, 24 Assists) zum Topscorer. Ende Februar wurde sein Vertrag aber vorzeitig aufgelöst, und Kerbashian wechselte an den Main. Für seinen neuen Klub verbuchte er in 17 Partien weitere drei Treffer und acht Vorlagen.

Ein Abwehrmann hat die beste Plus-Minus-Bilanz: Marius Erk wartete bisher mit einem Topwert von plus 24 auf und ist mit 22 Zählern zugleich der punktbeste Verteidiger im Kader – noch vor dem kanadischen Star-Verteidiger Kyle Wood (21 Punkte). Zwischen den Pfosten wechseln sich derweil zwei fast gleich starke Torhüter ab: Bastian Kucis kommt auf eine Fangquote von 90,8 Prozent und kassiert im Schnitt nur 2,5 Treffer, Patrick Klein wehrt 89,3 Prozent aller Schüsse ab und muss pro Begegnung nur dreimal hinter sich greifen.

Wiedersehen mit dem Ex-Klub

Pikant ist die Personalie Eric Stephan. Der 27-jährige Verteidiger bestritt in der Hauptrunde 21 Spiele für Bietigheim, ehe er Anfang Februar nach Frankfurt wechselte und weitere 26 Partien für die Löwen absolvierte. Bereits von 2016 bis 2018 hatte Stephan in der Bankenmetropole unter Vertrag gestanden. Die Zeit des 35-jährigen Alexej Dmitriev im Ellental liegt schon länger zurück: In der Spielzeit 2013/14 stürmte der gebürtige Weißrusse für die Schwaben. Nach den DEL-Stationen Düsseldorf und Iserlohn heuerte er zur laufenden Saison bei den Löwen an. Außenstürmer Darren Mieszkowski ist zwar in Bietigheim-Bissingen geboren, hat aber nie für die Steelers oder deren Nachwuchsteams gespielt. Dagegen haben gleich vier aktuelle SCB-Profis eine Frankfurter Vergangenheit: Torhüter Jimmy Hertel, Verteidiger Tim Schüle sowie die beiden Angreifer Brett Breitkreuz und C.J. Stretch.

Statistische Tops und Flops

Die nach der Quotientenregel gewertete Hauptrunde haben die Löwen mit 1,78 Zählern pro Spiel auf dem fünften Platz abgeschlossen. In der Heimtabelle liegen sie mit 19 Siegen und 6 Niederlagen punktgleich mit Freiburg auf Rang drei, in der Auswärtstabelle mit 11 Erfolgen und 13 Niederlagen auf Platz sieben.

Ihre durchschnittlich erzielten 3,22 Tore liegen unter dem Ligaschnitt (3,39), weshalb Frankfurt statistisch nur über den achtbesten Angriff der Liga verfügt. Dafür stellen die Hessen mit 2,88 Gegentreffern (Liga-Schnitt: 3,39) hinter Kassel die zweitbeste Abwehr. Beim Powerplay haben die Fritzmeier-Schützlinge eine Erfolgsquote von 19,6 Prozent (Ligaschnitt: 20,5), was Platz neun im DEL2-Ranking bedeutet. In 79,7 Prozent der Fälle überstehen sie eine Unterzahl-Situation ohne Gegentor (Ligaschnitt: 79,5) – der neuntbeste Wert unter allen 14 Vereinen.

Vereinshistorie mit Auf und Abs

Die Frankfurt Lions – der Vorgängerverein der heutigen Löwen – waren 1994 Gründungsmitglied der DEL und spielten bis 2010 ununterbrochen im Oberhaus. Ihr größter Erfolg war die deutsche Meisterschaft in der Saison 2003/04, als sie sich im Playoff-Finale gegen die Eisbären Berlin in vier Duellen durchsetzten. 2010 mussten die Lions jedoch Insolvenz anmelden. Die Folge: Sie verloren ihre Lizenz und stellten den Spielbetrieb ein.

Unter dem Namen Löwen Frankfurt fingen die Hessen wieder ganz unten in der Regionalliga West an, wurden dort 2010/11 auf Anhieb Meister und stiegen in die Oberliga West auf. 2014 folgte – gemeinsam mit Kassel – der Sprung in die auf 14 Teams aufgestockte DEL2, wo sich Frankfurt seitdem in jeder Saison für die Playoffs qualifiziert hat.

 
 
- Anzeige -