Der Bönnigheimer Gemeinderat hat über die Zukunft des Schlosses entschieden Mehrheit möchte ein Schlosshotel

Von Birgit Riecker
Das Bönnigheimer Schloss bei Nacht. Die Mehrheit im Gemeinderat wünscht sich dort ein Hotel. Foto: Martin Kalb

Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung ein Votum zur künftigen Nutzung des Stadionschen Schlosses abgegeben. Die Befürworter eines Museumsbetriebs konnten sich nicht durchsetzen.

Am Ende war die Entscheidung eindeutig: 14 Gemeinderäte votierten für ein Hotel als künftige Nutzung des Bönnigheimer Schlosses, lediglich vier Räte und Bürgermeister Albrecht Dautel favorisierten eine Kunst-Galerie im Stadionschen Schloss.

Seit Juli 2020 steht das Schloss leer. Knapp 24 Jahre lang war dort die Sammlung Zander, eine weltweit größte Privatkollektion der Naive, Art Brut und Outsider Kunst zu finden gewesen. Seit Anfang 2020 beschäftigt sich der Gemeinderat mit der künftigen Nutzung des prunkvollen städtischen Gebäudes. In sieben nichtöffentlichen und einer öffentlichen Sitzung zerbrachen sich die Räte die Köpfe, ob eine Nutzung durch die Stadt selbst Sinn mache. Dies schied alsbald aus. Vielmehr kristallisierten sich zwei mögliche Lösungen heraus: Die Nutzung als Galerie- und Ausstellungsort sowie für Veranstaltungen unterschiedlicher Art oder die Nutzung als Hotelbetrieb mit Tagungsräumen und auch unterschiedlichen Veranstaltungen.

Zwei Interessenten

Während die Verwaltung von „interessierten Investoren mit unterschiedlichen Nutzungskonzepten“ spricht, wird bei der Diskussion im Rat deutlich, um wen es sich konkret handeln könnte: Genannt werden der Hotelier, Brauhauschef und Betreiber des Pforzheimer Gasometers Wolfgang Scheidtweiler, der sich bereits bei Schloss Liebenstein, dem Brackenheimer Schloss und dem Vaihinger Schloss Kaltenstein engagiert. Der zweite Interessent ist auch kein Unbekannter: Rudolf Bayer, Galerist aus Bietigheim und ehemaliger Eigentümer des Freudentaler Schlosses.

Beide möglichen Investoren haben ihre Ideen für die künftige Nutzung nichtöffentlich vorgestellt. Doch klar ist, dass der Gemeinderat zum jetzigen Zeitpunkt nicht über die Investoren entscheiden kann. Denn aus rechtlichen Gründen muss zunächst eine Ausschreibung erfolgen. Um diese Ausschreibung vornehmen zu können, muss der Gemeinderat aber schon mal wissen, welches Nutzungskonzept dem zu Grunde zu legen ist. Und dies ist nun entschieden worden.

In seiner Einführung in die Debatte hatte Bürgermeister Albrecht Dautel betont, dass es nicht die eine Lösung gebe. Eine differenzierte Betrachtung sei notwendig, da es die unterschiedlichsten Gründe gebe, sich auf eine Richtung festzulegen.

Gemeinderat Markus Stahl (UWG) meinte: „Für eine große Galerie ist Bönnigheim einfach zu klein.“ Dagegen sei ein Hotel attraktiv, es locke mehr Gäste in den Ort und habe einen besseren Benefit.

Gemeinderat Jochen Türk (Grüne) hielt dem entgegen, dass Bönnigheim als Museumsstadt beim 3B-Tourismus punkte. Außerdem sei der Zugang zum Schloss bei einer musealen Nutzung besser. „Das Schloss wurde als Museum teuer errichtet“, betonte er. Eine Rolle rückwärts sah er nicht als sinnvoll an. Und die Nutzung des Schlosshofs für abendliche Feste sei auch viel einfacher.

Hohe Kosten befürchtet

Frank Sartorius (FWV/CDU) sprach sich für eine zeitnahe Hotelnutzung aus. Attraktiv fand er, dass eine Nutzung des Kavaliersbaus angehängt werden könne. Jürgen Carstens (Grüne) wies auf die hohen Kosten eines Umbaus zum Hotel hin. Michael Gerdes (UWG) sah auch den höheren Invest bei einer Umwandlung in ein Hotel. Daher sollte eine längerfristige Nutzung angestrebt werden. „Ein Museum ist ein einfacher Weg, aber ein Hotel ist der bessere Weg“, betonte er im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit.

Dorothea Bechtle-Rüster (SPD) sprach sich ebenfalls für die Hotel-Lösung aus. Christa Häußer (FWV/CDU) warf ein, dass sich die Stadt vertraglich Veranstaltungen sichern sollte. Und Atinojenis Papadopoulos (UWG) sah die Notwendigkeit, dass die Stadt das Gebäude in ihrem Besitz behält. Solche Details, so Bürgermeister Albrecht Dautel, müssten vor der Ausschreibung noch miteinander besprochen werden.

Die Grünen-Räte Karin Brenzke-Rösinger, Jürgen Carstens und Jochen Türk sowie Karin Schwittay (FWV/CDU) votierten schließlich zusammen mit Albrecht Dautel für einen Museumsbetrieb, während die große Mehrheit aus UWG, SPD und FWV/CDU für das Schlosshotel abstimmten.

 
 
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