Kunsthandwerkermarkt in Löchgau Spielwiese für kreative Geister

Von Susanne Walter
 Foto: Martin Kalb

Weil der traditionelle Krämermarkt in Löchgau immer weniger Beachtung fand, hat die Gemeinde Löchgau in diesem Frühjahr stattdessen ihren ersten Kunsthandwerkermarkt auf die Beine gestellt.

Rund ums Rathaus und in den Gassen reihen sich am Sonntag Stand an Stand mit malerischen Auslagen. Selbst Genähtes und Gestricktes, Arbeiten aus Holz, Gravuren und kreativ gestaltete Stempel für Kinder, ein Antik-Markt, Schmuck aus der heimischen Produktion, Straßenmusik von einem singenden Gitarrenduo, das anonym bleiben will, und vieles mehr sticht ins Auge beim Bummel durch die Ständelandschaft.

Wer das Individuelle sucht, ist hier an der richtigen Adresse. „Ich hätte gar nicht gedacht, dass der Markt so groß ist“, stellt Irene Kärcher aus Löchgau fest. Die Kunsthandwerkerszene aus der Region und darüber hinaus hat gleich angedockt.

„Markt wird gut angenommen“

„Schon um die Mittagszeit war so viel los. Der Markt wird gut angenommen“, beobachtet Gisela Hochbaum. Sie steht am Würstchengrill vor dem Bistro Casanova. „Von allem ist etwas dabei. Ich habe mir gleich eine Tasche gekauft“, erzählt Sabrina Bittner aus Löchgau. Kisten mit gebrauchten Büchern laden zum Stöbern ein.

Daneben bietet Sonja Bleyel aus Besigheim Schmuck aus Glas an mit einem Fotomotiv dahinter. Sie ist umgeben von Neugierigen, die diesen Stil nicht kennen.

Ihre Standnachbarin steigt ganz tief ein in die Tradition und hält die Nähmaschine ihrer Oma Irma auf besondere Weise in Ehren. „Sie hat mir ihre Nähmaschine vererbt. Die ist noch nicht einen Tag kaputt gegangen“, erzählt Antonia Frank aus Sachsenheim.

Viel läuft online

Seitdem näht sie Plüschtiere, nach eigenem Design und kleine Dekokissen. Das meiste verkauft die moderne Kunsthandwerkerin heutzutage online. Mit dem Grafik-Programm am PC gestaltet sie des weiteren Postkarten für viele Anlässe.

Für Mütter und Töchter ist das Kunsthandwerken ein verbindendes Element. Liv Haiges, acht Jahre aus Brackenheim, bietet Kuscheltiere an, die ihre Oma gestrickt hat, während ihre Mama Christina Haiges sich aufs Nähen konzentriert und den Stand mit Accessoires bereichert. „Ich bin gebürtige Löchgauerin. Wir wollen die Löchgauer auf diese Weise unterstützen“, sagt Christina Haiges.

Holzspiele, Zinn-Schachfiguren und Schwibbögen steuert Ingo Effenberger aus Echterdingen bei. „Für einen neuen Markt fahre ich doch gerne mal ein paar Kilometer“, sagt er augenzwinkernd. „Er macht das schon 30 Jahre“, erzählt seine Frau Sonja Effenberger. Sie selbst stärkt ihm seit zehn Jahren den Rücken. Wer weiterbummelt, dem fällt eine Traube von Kindern auf, die sich um den Stand von Anne Bargen ringen. Sie stellt aus Gummi und feinem alten Werkzeug Stempel mit tollen Motiven her. Das ist ein Fest an ihrem Stand, denn sie hat natürlich ein Sortiment vorbereitet, das die Kinder gerne ausprobieren dürfen.

Beate Riegraf macht das Sprachrohr ihres Mannes. Er brennt Gravuren in Holz für jeden Anlass. Eine Murmelbahn mit Motor zieht an diesem Stand die Blicke auf sich. „Das Ganze hat mein Mann zuhause noch in Groß. Der ganze Kellerraum ist voll mit Murmelbahn. Wir mussten schon den Kühlschrank zur Seite stellen“, sagt Beate Riegraf und lacht herzlich.

Silke Wildermuth aus Großaspach stellt augenfällig große gemalte Tierporträts aus. Ihr Lieblingsmotiv ist die Katze. „Ich habe selbst eine. Sie ist meine Inspiration“, erklärt sie. Aus Horb am Neckar kommen all die Körbe aus Weiden, die Uwe Hoffrichter seit vielen Jahren selbst gestaltet.

Gaukler lockt Publikum an

Laut wird es vor dem Löchgauer Rathaus. Für einen kleinen Tumult sorgt der Gaukler und Keulenschwinger, den die Gemeinde für den Markt engagiert hat. Er lockt Kinder und Erwachsene an und erklärt seinem Publikum die Königsdisziplin seines „Kunsthandwerks“: Er lässt einen Tischtennisball auf der Nasenspitze tanzen.

 
 
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