Der Fotograf Martin Tamba lichtete zunächst nur Rin und Bausa ab Erste eigene Ausstellung

Von Rena Weiss
Martin Tamba liebt es zu fotografieren und freut sich über seine erste Ausstellung.⇥ Foto: Martin Kalb

Als Hobby fing Martin Tamba mit dem Fotografieren an, bis ihn seine Freunde Rin und Bausa mit auf Tour nahmen. Mittlerweile ist der Fotograf längst aus dem Schatten der berühmten Freunde herausgetreten.

Martin Tamba ist 28 Jahre alt und hat schon viel erreicht: Er wurde als Fotograf der Bietigheim-Bissinger Musiker Rin und Bausa bekannt, hat sich mittlerweile aber längst selbst einen Namen in der Fotografie-Szene gemacht, die Mode-Labels Puma und Carhartt haben ihn bereits gebucht. Ein weiterer Meilenstein für den Bietigheim-Bissinger ist die erste Ausstellung seiner Werke in einem Pop-up-Store des Landesmuseums Württemberg in Stuttgart.

Tamba wurde in Aachen geboren, verbrachte vier Jahre seiner Jugend in Gambia, bis er mit seiner Familie wieder zurück nach Deutschland kam. Es zog die Familie in die Heimat der Mutter, Bietigheim-Bissingen. „Hier kam ich in einen neuen Freundeskreis und habe viel davon erzählt, woher ich komme. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich wenig Bildliches hatte von dem, was davor passiert ist“, sagt Tamba. Dabei sei gerade Gambia eine prägende Zeit gewesen. „Ich habe dann den Entschluss gefasst, Sachen bildlich zu dokumentieren“, sagt der 28-Jährige. Das sei vor rund neun Jahren gewesen.

Damals arbeitete er bei einer Bäckerei als Aushilfe, um sich eine Spiegelreflexkamera leisten zu können. „Ich habe zunächst meinen Freundeskreis fotografiert. Diesen Freundeskreis habe ich immer noch und von dem ist ein Teil als Musiker erfolgreich“, womit er Rin und Bausa meint und seine Anfänge als Fotograf beschreibt. Ein großer Schritt in die Professionalität ging Martin Tamba nämlich, als sein Freund Rapper Renato Simunovic alias Rin, anfing, auf diversen Festivals im In- und Ausland aufzutreten und Tamba ihn begleitete. „Auf der Rückfahrt von einem Festival in der Schweiz fragte er mich, ob ich Lust habe, ihn auf seiner ersten Tour als Fotograf zu begleiten. So hat es angefangen“, erinnert sich Tamba. Es folgte die Tour von Julian Otto alias Bausa, ebenfalls ein Freund von  Tamba. „Irgendwann kamen andere Aufträge.“ Dabei schätzt er es sehr, dass er das Glück hatte durch seine  Freunde gefördert zu werden.

Konzertfotografien sind dabei jedoch nicht der leichteste Start, denn oft sind die Veranstaltungsorte sehr dunkel, die Bühne hell beleuchtet. „Viel schlechter als die Lichtverhältnisse auf einem Konzert geht es eigentlich nicht.“ Dabei half es Tamba, dass er anfangs noch mit einer Digitalkamera fotografierte. So konnte er direkt sehen, welche Einstellung sich wie auswirkte. „Wirklich schwierig wurde es, als ich anfing, analog zu fotografieren, weil ich das Ergebnis erst danach gesehen habe“, sagt der Bietigheim-Bissinger, der sich mittlerweile auf Analog-Fotografie spezialisiert hat.

Zur analogen Fotografie kam Tamba ebenfalls durch seinen Freund Rin. „Es ging darum, einen Look zu finden, der zu Rin passte.“ Zu der Zeit produzierte Rin analoge Musikvideos mit einer Videoproduktionsfirma. „Dieser Look hat mir sehr gefallen.“ Ein großer Unterschied sei, dass das Endprodukt bei einer analogen Kamera erst zum Schluss sichtbar ist, während man bei einer digitalen Kamera das Foto auf dem Display sieht.

Auch die Farben und die Schärfe der jeweiligen Fotografien seinen sehr unterschiedlich. Ein Aspekt, warum ein Foto am Schluss gelingt oder nicht, ist dabei der sogenannte ISO-Wert. Diese Angabe gibt an, wie empfindlich ein Film ist. Je nach ISO-Angabe benötigt der eingelegte Film mehr oder weniger Licht zum Fotografieren. Das Prinzip ist bei Digitalkameras das gleiche, nur, dass es nicht mehr um die Filmempfindlichkeit geht, sondern darum, wie lichtempfindlich der Bildsensor ist. Dadurch sei man mit einer Analogkamera etwas limitierter, sagt Martin Tamba. Denn der ISO-Wert des eingelegten Films bleibt der gleiche, ob er zu den gewünschten Motiven und Lichtverhältnissen passt oder nicht – und die ändern sich gerade bei Konzerten ständig.

„Dann habe ich pro Film nur 36 Schuss und muss mir überlegen, was für Material ich auf dem Film drauf haben möchte“, nennt er einen weiteren Unterschied zur Digitalfotografie. Durch diese ganzen Faktoren sei der Lerneffekt größer gewesen, findet der Bietigheim-Bissinger. „Manchmal saß ich am Ende mit einem Ergebnis da und musste mir überlegen, wie ich dorthin gekommen bin.“ Dieser Prozess prägte sich Tamba besser ein als beim Fotografieren mit der Digitalkamera. „Für mich hat dieses Foto eine ganz andere Wertigkeit, weil ich es vielleicht nur ein- oder zweimal auf dem Film habe.“

Photoshop als Teil der Fotografie

Doch ganz ohne moderne Technik kommt der 28-Jährige nicht aus. Ist ein Film voll, werden die Negative digitalisiert und bearbeitet. „Für mich ist die Nachbearbeitung mit Photoshop Teil des Fotografierens.“ Schließlich seien viele Techniken in dem Programm aus der Analogfotografie heraus entstanden. Tambas Affinität zur Gestaltung am Computer kommt nicht von ungefähr. Bevor er hauptberuflich Fotograf wurde, schloss er eine Ausbildung zum Grafikdesigner ab und studierte Grafikdesign und Kommunikation, beendete das Studium aber vorzeitig, um sein Hobby zum Beruf zu machen. Dabei profitierte er noch im Studium von Professoren und Kursleitern, die ihre Erfahrung im Bereich Fotografie mit ihm teilten. Das sei schwierig zu ersetzen, denn in seinem Alter finde man nur selten Menschen, die so erfahren sind mit Analogfotografie, wie Menschen, die mit dieser Technologie groß geworden sind.

Emotionen vermitteln

Neben dem technischen Aspekt der Fotografie, fasziniere es Martin Tamba auch, Menschen zu fotografieren. Zwangsweise ging es ihm irgendwann auch um die Mode und den Lifestyle, der gerade bei einem seiner Lieblingsmotive Rin ein ganz eigener ist. „Es ist immer eine Jagd und ich bin als Fotograf versucht, einen Moment festzuhalten.“ Doch weiß er auch, dass ein Foto die Realität nicht ersetzen kann und schon gar nicht die Emotionen, die ein gewisser Moment bei Menschen weckt. „Deswegen konzentriere ich mich auf die Emotionen des Moments, um einen Eindruck, ein Gefühl zu vermitteln. Denn für mich ist das die Art und Weise, wie ich am nächsten an die Realität herankomme.“

Über seine Arbeit sagt er selbst bescheiden, er hoffe, spannende Perspektiven und Winkel zu finden. „Meine Fotos sind am Ende meist sehr poppig und knallig.“ Dabei spiele auch Licht eine Rolle: „Auf meinen Fotos sieht man oft ziemlich harte Kanten.“ Die Ausstellung in Stuttgart zeigt dabei ein Querschnitt seiner Arbeit. „Die Ausstellung bedeutet mir viel.“ Als Analogliebhaber sei es schade, seine Arbeit hauptsächlich digital zu sehen. „Für mich ist es das erste Mal meine Arbeiten ausproduzieren zu lassen.“ Nur so sei das Foto wirklich fertig, sagt er. „Davor ist es eine Datei, die immer wieder verändert werden kann.“ Bei der Ausstellung geht dies nicht mehr. „Das ist ein cooler Moment und ich freue mich darauf.“

Ausstellung von elf Werken

Vom 3. September bis 24. Dezember gibt es vor dem Landesmuseum Württemberg in Stuttgart einen Pop-up-Store zur großen Landesausstellung „Fashion?! Was Mode zu Mode macht“, die am 24. Oktober beginnt. Im Pop-up-Store, Calwer Straße 42-44, haben verschiedene Modelabels und Modefotografen die Möglichkeit, sich zu präsentieren. Begleitend werden dort Gespräche mit den Kuratorinnen der Ausstellung, mit Modedesignern, Gestaltern und Stylisten stattfinden. Martin Tambas Werke werden vom 28. September bis 10. Oktober zu sehen sein. Elf Fotografien hat er für seine erste Ausstellung ausgewählt. Das Hauptwerk ist ein überlebensgroßes Porträt des Rappers Rin.

www.brownshootta.com

 
 
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