Der Löchgauer Dirk Mack ist in Asien erfolgreich Mit dem Pokalsieg in China auf Heimaturlaub

Von Claus Pfitzer
Dirk Mack zeigt stolz den chinesischen Pokal. Im Hintergrund jubeln die Fans des Erstligisten Shandong Luneng, bei dem der gebürtige Bietigheimer seit knapp einem Jahr im Trainerstab arbeitet. ⇥ Foto: Dirk Mack

In seiner ersten Saison im Trainerbereich bei Shandong Luneng gewinnt Dirk Mack aus Löchgau gleich einen Titel. Ein Rückblick auf ein aufregendes Jahr.

Mit dem Gewinn des chinesischen Pokalwettbewerbs, Platz fünf in der Super League und jeder Menge Erlebnissen und Eindrücken kehrte Dirk Mack nach seinem ersten Jahr als Co-Trainer beim chinesischen Erstligisten Shandong Luneng für ein paar Wochen Heimaturlaub nach Löchgau zurück. Geplant ist, dass Mack zusammen mit seinen Trainerkollegen Paco Vaz aus Kirchheim/Teck und dem ehemaligen Hoffenheimer Nachwuchs-Individualcoach Philipp Dahm Ende Januar 2021 ihren Dienst in der 8,7 Millionen Einwohner zählenden Stadt Jinan, im Osten Chinas und rund eineinhalb Bahnstunden von Peking entfernt gelegen, wieder aufnehmen. „So ist es geplant, aber man weiß nie, welche Ideen die Verantwortlichen haben. Da kann alles passieren. Aber sie wissen schon, was sie an unserer Arbeitsweise haben“, sagt Mack.

Die Bilanz des Trios aus Baden-Württemberg kann sich mit dem Pokalsieg und der damit verbundenen Teilnahme an der asiatischen Champions League sowie Platz fünf zum Abschluss einer außergewöhnlichen Saison sehen lassen. Nach der Vorrunde belegte Shandong Luneng noch Platz eins. Dann hörte der Ex-Nationalspieler Xiaopeng Li als Cheftrainer auf, für ihn übernahm der bis dahin als Technischer Direktor tätige Wei Hao. Mack blieb Co-Trainer und war für die Trainingsplanung und -gestaltung sowie die Organisation zuständig, und arbeitete auch konzeptionell. Auf sein Betreiben hin wurde die Verzahnung zwischen Profibereich und der 180 Kilometer entfernt beheimateten Nachwuchsakademie intensiviert. Vaz, bis Dezember 2019 Trainer des VfB Stuttgart II, hatte da schon die Leitung der zweiten Mannschaft übernommen, die aber aufgrund der Umstände kein Pflichtspiel bestreiten konnte.

„Ich habe es nicht bereut. Vom Zeitpunkt her hat es auch familiär gepasst. Die fünf Jahre in Hoffenheim waren super und sehr erfolgreich. Finanziell ist es auch lukrativ. Es ist in China alles komplett anders, es ist ein Abenteuer und teilweise auch chaotisch. Wir haben aber einiges angeschoben. Strukturell und organisatorisch lässt sich viel bewegen, auch in der Trainerfortbildung“, zieht Mack ein Fazit nach einem Jahr in China.

Aktuell, so berichtet Mack, habe China die Corona-Pandemie im Griff. „Man kann im Zentrum der Stadt ohne Maske einkaufen. Sie haben es aber auch sehr streng durchgeführt mit der Ausgangssperre im März und April. Da durfte montags die Straße A einkaufen und am Dienstag die Straße B“, berichtet der Löchgauer von restriktiven Maßnahmen der Regierung.

In einer Blase im Sportzentrum

Corona hatte auch gravierende Auswirkungen auf den Spielbetrieb der Super League. Los gehen sollte es eigentlich Mitte Februar, gestartet ist die Saison am 19. Juli mit zwei Gruppen an zwei festen Standorten. „Wir waren in einem Riesen-Sportzentrum in Dalian mit sieben anderen Mannschaften in einer riesigen Blase. Nach Hin- und Rückrunde Ende September ging es am 13. Oktober mit den Playoffs weiter. „Da sind wir sehr, sehr unglücklich durch zweifelhafte Entscheidungen gegen Peking Guoan ausgeschieden“, berichtet Mack. Nach Platz drei in der Gruppenphase belegte Shandong Luneng am Saisonende Rang fünf.

Auch der Pokalwettbewerb wurde an einem Spielort abgewickelt. Mit dem belgischen Nationalspieler Marouane Fellaini, dem italienischen Torjäger Graziano Pelle (20 Länderspiele), Tamas Kadas aus Ungarn sowie den Brasilianern Moses Lima Magalhaes und Roger Krug Guedes, der 2019 beim VfB Stuttgart im Gespräch war, verfügte Shandong Luneng über einige ausländische Leistungsträger. Mit dem Ex-Bochumer Felix Bastians von Tijanin Teda spielt nur ein Deutscher in der Super League. Offenbar sollen die guten Gehälter, die in China bezahlt werden, bis in zwei Jahren heruntergefahren werden. So gilt bald eine Gehaltsobergrenze von drei Millionen Euro.

Die vor Jahren angedachte Maßnahme, eigenen Talenten gut bezahlte Stars aus dem Ausland an die Seite zu stellen, damit sie sich entwickeln können, hat nicht entscheidend bis zur schwachen Nationalmannschaft durchgeschlagen. „Momentan ist keiner dabei, der sofort in die Bundesliga wechseln könnte“, sagt Mack über die chinesischen Erstliga-Profis. „Unsere Nachwuchs-Akademie ist die beste in China. Aber den Spielern geht es gut. Sie sind nur begrenzt ausbildungs- und lernfähig. Es fehlt der Biss“, hat der Löchgauer festgestellt – und damit noch viel Arbeit in der zweiten Halbzeit seines Engagements.

 
 
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