Der regnerische, kühle Sommer und die Weinberge in der Region Die Reben schlagen sich bisher gut

Von Michael Soltys
Die ersten Trauben nahe Hohenhaslach färben sich. Regen und der kühle Sommer haben ihnen nicht geschadet. Die kommenden Wochen entscheiden über die Qualität des Jahrgangs.⇥ Foto: Helmut Pangerl

Regen und Kälte in diesem Sommer richten im Weinbau keine Schäden an, eher schon die Pilzkrankheiten. Mitte bis Ende September dürfte die Lese beginnen.

Wenn der Mensch sagt, es ist zu kühl, dann ist die Rebe am Optimum.“  Mit diesen Worten beschreibt Önologe Sebastian Häusser von der Besigheimer Felsengartenkellerei, welche Folgen der ungewöhnliche Sommer  mit niedrigen Temperaturen und hohen Niederschlagsmengen für die Weinberge in der Region und damit für die diesjährige Weinlese hat: Schäden haben weder Kühle noch Regen verursacht.

Kein Druck im Weinberg

Das Wachstum habe sich verzögert, doch das komme am Schluss der Qualität des Weines  zu Gute, fährt der Önologe fort. Die Trauben bekommen Zeit, Aromen anzureichern, während in den vergangenen heißen Jahren viele Sorten frühzeitig gelesen werden mussten. Länger zu warten hätte damals bedeutet, dass die Trauben noch mehr Zucker anreichern und damit der Alkoholgehalt viel zu schnell steigt. Die Frische, vor allem der Weißweine, wäre verloren gegangen. In diesem Jahr dagegen, „profitieren wir wieder vom cool climat, den kühlen klimatischen Bedingungen der Weinbau-Region“, sagt Häusser. „Wir können unseren Vorteil ausspielen.“

Der Önologe der Felsengartenkellerei rechnet ebenso wie seine Kollegen in den benachbarten Genossenschaften  damit, frühestens Mitte September mit der Lese früher Rebsorten beginnen zu können. Sie dürfte sich bis in die vorletzte Oktober-Woche hinziehen, meint  Häusser. Zum Vergleich: In den Vorjahren waren oft schon Ende August Lesemannschaften in den Weinbergen unterwegs, um beispielsweise Trauben der Sorte Acolon zu ernten.

„Wir haben in diesem Jahr keinen Druck, mit der Lese zu beginnen“, bestätigt Önologe Thomas Eberbach von den Weingärtnern Stromberg-Zabergäu in Bönnigheim. Ihn erinnert der Verlauf des Sommers und die Vegetation in den Weinbergen an die Zeit vor 20 bis 25 Jahren, als es häufiger kühl und feucht gewesen sei, jedenfalls im Vergleich zu den letzten, heißen Jahren. Der Regen habe für ein intensives Wachstum der Reben gesorgt, sagt Eberbach  Das erforderte einen aufwendigen Laubschnitt. Bis zu drei Mal rückten die Wengerter in diesem Sommer aus, um das Laub zurück zu schneiden. Eberbach ist zufrieden mit der Qualität der Trauben rund um Bönnigheim, Sachsenheim und Brackenheim. „Wir gehen davon aus, dass die Trauben voll reif werden“, sagte er im Gespräch mit der BZ.

Noch aus einem anderen Grund mussten die Wengerter häufiger als üblich in den Weinberg:  Pilzkrankheiten haben die Reben befallen, in einem Ausmaß, „wie schon lange nicht mehr“, sagt Dietrich Rembold, Vorstandsvorsitzender der Lauffener Weingärtner. Sowohl für Perenospora als auch für den echten Mehltau haben gute Bedingungen geherrscht. Bekämpft werden die Rebkrankheiten mit Pflanzenschutzmitteln. „Wir mussten sehr aufmerksam sein“, sagt Rembold.

Geringerer Befall

In anderen Weinbergen war der Befall nicht ganz so stark, folgt man Önologe Thomas Eberbach aus Bönnigheim, „aber wir mussten extrem wachsam sein und die Termine für die Spritzung genau wählen.“  Auf dem Gebiet der Felsengartenkellerei sind einige Lagen der Perenospora zum Opfer gefallen. Der Frost im Frühjahr und der vereinzelte Hagel in den letzten Wochen  haben im Verbund mit den Pilzkrankheiten bisher für eine „bewegte Saison“ gesorgt, stellt Dietrich Rembold fest.

Ob es am Ende ein qualitätvoller Jahrgang wird, wie ihn die Wengerter bisher erwarten, darüber entscheidet das Wetter in den kommenden Wochen bis zum Beginn der Lese. Wünschenswert, darin sind sich die Verantwortlichen in den Vorständen der Genossenschaften einig, wären sonnige Tage und trockene Nächte und am liebsten wenig Regen. 

 
 
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