Der Seitzhof in Pleidelsheim ist ein Bioland-Hof „Bio ist ein Wagnis, aber ich kann nicht anders“

Von Gabriele Szczegulski
Andrea Seitz und ihre Tochter Luise im Auslaufstall der 60 Milchkühe, die bis 2030 auch noch eine Weidefläche bekommen.⇥ Foto: Martin Kalb

Seit 2018 ist der Hof von Andrea Seitz-Schick in Pleidelsheim ein Bio-Betrieb. Seit 2015 steigt die Zahl der Bio-Bauernhöfe stark an.

Abseits von Pleidelsheim liegt der Aussiedlerhof von Andrea Seitz-Schick und Martin Schick. Es ist ein Idyll, mitten im Grünen, Hühner gackern, Kühe muhen, der Hofhund bellt, Seitz-Schicks Tochter Luise läuft zwischen den Kühen hin und her.

2007 hat die 36-jährige Bioland-Bäuerin den konventionell bewirtschafteten Hof, der Zuckerrüben anbaute, aber auch Milchkühe hatte, von ihren Eltern übernommen. Sie machte eine landwirtschaftliche Ausbildung. 2012 lernte sie ihren heutigen Mann Martin Schick kennen. Gemeinsam entwickelten sie die Idee, den Hof zu einem Biobetrieb umzustellen. Ihnen ging es um ein ökologisches Landwirtschaften, um die Umwelt, das Klima. „Wir wollten einfach nicht mehr so weitermachen wie bisher, mit dem ganzen Düngen, den chemischen Mitteln, dem Druck, immer mehr und mehr zu produzieren und dann kaum Geld dafür zu bekommen, weil man zu viel produziert hatte und das den Preis niedrig machte“, sagt sie

Das Bauernpaar entschied sich für die Marke Bioland und musste ganz neu anfangen. „Bio ist ein wirtschaftliches Wagnis, es fordert uns täglich, aber es ist eine Herzenssache.“ Der erste Schritt, so Seitz-Schick, sei die Suche nach einer Molkerei als Abnehmer für die Milch. Sie hatten Glück, denn kurz bevor die Molkerei Schwarzwaldmilch für einige Zeit keine Milchlieferanten mehr annahm, wurden sie aufgenommen. „Bio-Molkereien nehmen gerade so viel Lieferanten, wie sie brauchen und bezahlen immer einen guten Preis. In der konventionellen Milchwirtschaft wird bei Überproduktion halt der Preis gedrückt“, so Seitz-Schick. Von 40 auf 60 Milchkühe erhöhte das Paar.

Komplizierte Regeln

Die Stallungen mussten umgebaut werden, da jede Kuh laut Bioland-Regeln mehr Fläche beansprucht, zudem mussten es Auslaufställe sein, in denen die Kühe frei laufen. Bis 2030 müssen auch noch Weideflächen hinzukommen, eine neue Biolandregel. „Im Allgäu ist das kein Problem, die Kühe zu weiden, aber bei uns, neben der Autobahn und bei der kleinen Flächenstruktur ist das schwierig, wir haben noch keine optimale Lösung dafür“, sagt Seitz-Schick, die „viel zu viel Zeit im Büro verbringen muss, es ist aufwändig, alle Regeln umzusetzen und einzuhalten“, sagt sie.

Seit 1. Januar 2018 ist der Hof nach der Umstellungszeit ein Bioland-Hof. Die Seitz-Schicks bauen Weizen, Gerste, Hafer, Triticale, Silo und Körnermais, Luzernegras,  Erbsen, Soja  manchmal auch Lupinen und Ackerbohnen und andere Eiweißfrüchte an. Vorrangig als Futter für die Tiere und den Überschuss als Konsumware, weil das in Bio-Qualität sehr gefragt ist. „Wir probieren viel“, sagt Andrea Seitz-Schick. Viel wird in Handarbeit gemacht, aber es mussten auch neue Maschinen für die besonderen Herausforderungen angeschafft werden. 90 Hektar bewirtschaften die Seitz-Schicks, 30 davon als Grünland „eigentlich ein kleiner Betrieb“, sagt sie. Früher sei es in der Landwirtschaft darum gegangen, immer größer zu werden. „Wir wollen einfach von unserer Arbeit leben können. Ich würde gerne auf jeden Cent vom Staat verzichten, wenn unsere Lebensmittel angemessen bezahlt würden“, sagt sie.

Auf dem Aussiedlerhof steht ein Milchautomat, manchmal verkaufen die Seitz-Schicks Biofleisch von eigenen Rindern. „Es ist mein größter Wunsch, dass es hier in der Gegend einen reinen Bioland-Metzger gäbe, wo man das Fleisch direkt schlachten lassen kann und es dann dort kaufen kann, denn suchen Sie mal Biolandfleisch und -wurst hier in der Region“, so Seitz-Schick, deren Familie sich natürlich mit Bio-Lebensmitteln ernährt.

 
 
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