Deutsch-Französisches Institut Ludwigsburg Vom Ort der Versöhnung zum internationalen Vermittler

Von Gabriele Szczegulski
Seit 1956 Jahren ist diese Villa die Heimat des Deutsch-Französischen Instituts in Ludwigsburg, aber auch Forschungsstätte und Veranstaltungsort. Foto: /Werner Kuhnle

m 75. Jahr des Bestehens hat sich der Inhalt der Arbeit von Frank Baasners Institut geändert, wichtig sind nun die Themen. 

Die Trümmer des Nazi-Reichs waren noch nicht ganz weggeräumt im Jahr 1948, als sich Fritz Schenk, den es nach dem Krieg nach Ludwigsburg verschlagen hatte, schon um Versöhnung mit dem „Erbfeind“ Frankreich bemühen wollte. Sofort nach dem Krieg hat der ehemalige Soldat in Ludwigsburg Französisch-Kurse gegeben. Aus seiner Teilnahme am Zweiten Weltkrieg wusste er, so sagt Professor Dr. Frank Baasner, Direktor des Deutsch-Französischen Instituts in Ludwigsburg (DFI), „die Menschen müssen sich treffen, müssen miteinander reden, sich kennenlernen, um sich besser zu verstehen“.

In diesem Jahr wird das DFI in Ludwigsburg 75 Jahre alt und ist als Institution einzigartig in Europa, ein Pendant in Frankreich oder anderen Ländern gibt es nicht. „deutsch-französische Kulturinstitute gibt es viele, aber kein Institut, dass sich der Forschung, Analyse und den Beziehungen widmet“, sagt Baasner.

Schenk verfolgte die Idee eines Deutsch-Französischen Instituts mit der Aufgabe der Versöhnung der beiden Nationen gemeinsam mit Theodor Heuss, dem späteren Bundespräsidenten, und Carlo Schmid, dem SPD-Politiker und einem der Väter des deutschen Grundgesetzes. Schenk unterbreitete dem damaligen Oberbürgermeister von Ludwigsburg, Elmar doch, den Vorschlag, ein Deutsch-Französisches Institut zu errichten. Der Gemeinderat stimmte einer finanziellen Förderung zu. Bedeutende Persönlichkeiten der Stadt, wie Unternehmer Otto Heinrich Franck, unterstützten Schenk. Das Deutsch-Französische Institut wurde am 2. Juli 1948 gegründet und zog in die Villa Ulmer in der Kurfürstenstraße ein, seit 1956 hat das Institut seinen Sitz in einer Villa in der Asperger Straße 34.

Zweck des Instituts sei die Vermittlung der französischen Sprache in Kursen, Austauschmöglichkeiten zwischen Deutschen und Franzosen in Schulen und Kommunen, Vorträge in beiden Sprachen, Filmvorführungen, Ausstellungen sowie die Zusammenarbeit mit Universitäten, Schulen, der Industrie, dem Handel. Finanziert wurde das DFI von der Stadt Ludwigsburg und dem Land Baden-Württemberg. Als 1949 Heuss Bundespräsident wird, stieg auch der Bund in die Finanzierung ein. „Das DFI war anfangs vor allem eine internationale Plattform des Kennenlernens der jeweils anderen Kultur“, sagt Baasner. Mittlerweile wird das Jahresbudget von zwei Millionen Euro aus 70 Prozent öffentlichen Zuwendungen von Bund, Land und Stadt finanziert, der Rest kommt durch Stiftungen, Förderer und Sponsoren. Vor allem Forschungsaufträge bringen laut Baasner Geld in die Kasse. Derzeit forscht das DFI, das 20 Mitarbeiter beschäftigt, beispielsweise für das deutsch-französische Jugendwerk über die Frage, wie sich ein Aufenthalt im Berufsbildungsbereich in einem anderen Land auf den beruflichen Weg auswirkt. Tausende Berichte wurden drei Jahre lang analysiert und ausgewertet. Das DFI betreut zudem Internetplattformen zu Austausch und Veranstaltungen.

„Die Versöhnungsaufgabe hat sich eigentlich erledigt“, sagt Baasner. Jetzt seien gesellschaftliche Themen wichtig, mit denen man mit zuständigen Stellen in den Ländern zusammenarbeite, wie Berufsausbildung, Nachhaltigkeit, Klimawandel, Krieg in der Ukraine“, so Baasner. Die Arbeit des Deutsch-Französischen Instituts auf europäischer Ebene sei wichtiger denn je, sagt er.

 
 
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