Di Stefano Ruiz aus Bietigheim-Bissingen K.o.-Spezialist boxt in Ohio

Von Andreas Eberle
Leonardo Di Stefano Ruiz feiert in Philadelphia den K.o.-Sieg gegen Alan Herrera. Am 18. Februar boxt der 26-jährige Italo-Spanier aus Bietigheim erneut in den USA, dann in Cleveland. Foto: LDSR Boxing

Nach dem Sieg in Philadelphia wartet auf den Bietigheimer Leonardo Di Stefano Ruiz im Februar schon der nächste große Kampf in den USA. Von Andreas Eberle

Der erhoffte große Empfang blieb aus: Als Leonardo Di Stefano Ruiz eine Woche nach dem K.o-Sieg in Philadelphia gegen Alan Herrera in Frankfurt ankam, stand nur Vater Orazio am Ausgang, um ihn abzuholen. „In Ländern wie Spanien oder Italien würden viele Leute am Flughafen warten und dir zujubeln. Aber in Deutschland war das früher nicht mal bei einem Henry Maske der Fall“, sagt der 26-jährige Profiboxer aus Bietigheim-Bissingen.

Unmittelbar nach seinem Triumph Ende November im fernen Pennsylvania war die Resonanz aus der eigenen Fan-Gemeinde und dem privaten Umfeld dagegen überwältigend gewesen. Hunderte Glückwünsche und Nachrichten gingen bei ihm via Social Media ein. „Bis heute habe ich noch nicht alles beantworten können“, sagt Di Stefano Ruiz.

Bei der Ankunft in Bietigheim wartete letztlich doch noch eine Überraschung auf ihn: Ehefrau Isabel hatte hinter seinem Rücken eine Siegesfeier mit 20 Gästen organisiert. Bier, Sekt und Wein rührte Di Stefano Ruiz bei der Sause in der heimischen 85-Quadratmeter-Wohnung allerdings wie gehabt nicht an. „Ich habe noch nie Alkohol getrunken“, verrät er. Umso beherzter griff der Italo-Spanier bei den Muffins und Tortillas zu – was nur allzu verständlich war. Schließlich hatte er für den Weltergewichtskampf in den USA bis zum Wiegen innerhalb von zwei Wochen gut sieben Kilo abkochen müssen, um die geforderten 66,7 Kilogramm zu erreichen. Seine Nahrung bestand in jener Phase fast nur aus Hühnersuppe, Fisch und Wasser.

Auszeit für die Familie

Nach der Rückkehr legte der K.o.-Spezialist, dessen spanischer Kampfname „El Niño“ („der Junge“) lautet, erst mal eine Auszeit vom Sport ein, um den Jetlag zu überwinden und zu regenerieren. In erster Linie wollte er aber nach fünfwöchiger Abstinenz endlich wieder Zeit mit der Familie verbringen. Der zweieinhalbjährige Sohn Raúl hatte den Papa besonders arg vermisst und kam nun zu seinem Recht, etwa beim Fußballspielen oder beim Herumtoben auf dem Spielplatz. Mitte April erwartet die junge Familie ein zweites Kind – ein Mädchen, das Rosalia heißen soll.

Am Mittwoch hat Di Stefano Ruiz mit seinem langjährigen Trainer Alexander Geier vom MBC Ludwigsburg wieder richtig mit dem Training begonnen. Denn lange auf der faulen und ziemlich tätowierten Haut zu liegen, ist für den gebürtigen Ludwigsburger nicht drin. Am Donnerstag erhielt er während einer Boxeinheit von seinem Management die frohe Kunde, dass er am 18. Februar erneut in den USA in den Ring steigen darf, diesmal in der Basketball-Arena von Cleveland (Ohio) – im Vorprogramm einer hochkarätigen Veranstaltung, die der renommierte Promoter Triller auf die Beine stellt. Der Gegner steht aber noch nicht fest. „Wenn ich bereits jetzt einen großen Hauptkampf bekommen hätte, müsste ich heute ja schon Millionär sein“, sagt Di Stefano Ruiz und lacht. Er weiß: Bis er selbst zur Hauptattraktion im Ring wird und die ganz großen Preisgelder einheimsen kann, muss er sich international erst noch einen Namen machen.

Nun Platz 71 in der Weltrangliste

Momentan ist er auf dem Weg in die Weltspitze. In Philadelphia holte er sich mit seinem neunten Erfolg im neunten Profikampf den Continental Titel des World Boxing Council (WBC). Vor den 400 Fans im Casino des Marriott-Hotels schickte „El Niño“ den Mexikaner Herrera in Runde vier auf die Bretter.

Als Belohnung für den bereits achten K.o.-Sieg erhielt er nicht nur eine Gage im fünfstelligen Bereich, sondern machte auch in der Weltrangliste einen Satz vom 150. auf den 71. Platz. „Nach jedem Kampf kommt man stärker zurück. Jedes Duell, jedes Sparring, jedes Training bringt einen weiter. Und von jedem Gegner kann man etwas lernen. Alan Herrera hat sich zum Beispiel super bewegt“, sagt Di Stefano Ruiz.

Paella an Heiligabend

Im Januar fliegt der 26-Jährige wieder in die USA, zur Vorbereitung auf den nächsten Kampf. Bis dahin absolviert er in der schwäbischen Heimat Tag für Tag ein straffes Programm. Zwei Stunden verbringt er mit Boxen, zwei weitere mit Athletik- und Krafttraining. Nur sonntags gönnt er sich eine Auszeit. An Weihnachten wird Di Stefano Ruiz übrigens noch ein letztes Mal kulinarisch sündigen: Für Heiligabend kredenzt seine aus Sevilla stammende Mutter Marisol traditionell eine Paella. „Und die kann ich mir wirklich nicht entgehen lassen.“

 
 
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