Dichterhäusle Markgröningen Roter Teppich für Hölderlin und seine Freunde

Von Gabriele Szczegulski
Claire Beyer hat über die Freundschaft von Friedrich Hölderlin, Friedrich Heinrich Magenau, Christian Ludwig Neuffer und Friedrich Wilhelm Joseph Schelling, die in Markgröningen entstand, eine Novelle geschrieben. Foto: /Martin Kalb

Claire Beyer schrieb eine fiktive Geschichte über Hölderlin in der Stadt und verliebte sich aufs Neue in ihre Wahlheimat.

Friedrich Hölderlin liegt unter einer prächtigen Eiche nahe der Schlüsselburg. Er wartet auf seine Freunde, den Markgröninger Rudolf Friedrich Heinrich Magenau , auf den Leonberger Friedrich Wilhelm Joseph Schelling und den Stuttgarter Christian Ludwig Neuffer. Sie alle kennen sich aus der Klosterschule Maulbronn. Sie alle wollen Dichter werden und treffen sich in Markgröningen vor allem im Gartenhäuschen der Familie Magenau, das später das Dichterhäusle genannt wird.

Und zugunsten des Wiederaufbaus genau diesen Dichterhäusles hat die Markgröninger Schriftstellerin Claire Beyer ein kleines Büchlein geschrieben. „Hölderlin in Markgröningen“ heißt die Novelle. Und dies entspricht der Wahrheit. Hölderlin hielt sich des Öfteren im Markgröninger Stadtschloss bei seiner Tante auf und traf sich dann mit Magenau, dem Freund. Und zwar im Gartenhäuschen der Familie Magenau, das in den 1980er-Jahren abgerissen werden sollte.

Eine Novelle im Stil der Zeit über die Freundschaft der Vier

2020 wurde der Verein Dichterhäusle gegründet (die BZ berichtete). Ziel des Vereins ist es, das einstige Dichterhäusle originalgetreu wieder aufzubauen und darin eine Erinnerungsstätte an den Dichterdreibund um Hölderlin, Neuffer und Magenau einzurichten und ihn so mehr ins Bewusstsein der Menschen zu bringen. Claire Beyers Büchlein wird zugunsten des Neubaus des Dichterhäusles, der im Park des Helene-Lange-Gymnasiums entstehen soll, verkauft.

Claire Beyer wollte eine Novelle im Stile der damaligen Zeit schreiben, die die Freundschaft der vier jungen Männer, die zum Teil ein Leben lang hielt, lebendig werden lässt. „Ich wollte einen roten Teppich für Hölderlin und seine Freunde auslegen, um zu zeigen, wie Markgröningen sozusagen zur Wiege ihrer Freundschaft wurde“, so die Dichterin.

Daten, Orte und auch die Tatsache, dass sich die vier jungen Männer des Öfteren in Markgröningen trafen, wohin sie von Maulbronn anreisten, sind authentisch. „Nur die Geschichte ist gesponnen“, so Beyer.

Beim Schreiben sich immer wieder in die Stadt verliebt

In der für die Schriftstellerin typischen klaren, prägnanten und lyrikhaften Art wird eine Episode erzählt, wie sie sich hätte zutragen können. Sofort zieht Beyer den Leser in die Geschichte, man wähnt sich mit Hölderlin unter der großen Eiche auf der Wiese, die die Markgröninger noch heute als die Schlüsselburg kennen. „Das ist auch einer meiner Lieblingsplätze in meiner Wahlheimat“, so Beyer.

Auf der Suche nach Schauplätzen und der Recherche über die Geschichte der Stadt, „verliebte ich mich wieder und wieder in Markgröningen“. Das sei eine große Freude für sie gewesen. Genauso wie der Leser mit unter der Eiche liegt, so voller Angst rennt er mit Freunden und Verwandten durch die Stadt, als der Jüngste der Viererbande, Friedrich Wilhelm Joseph Schelling – und auch der Frechste – als vermisst gilt. Und wo finden ihn die späteren Berühmtheiten? Natürlich unter eben jener Eiche, schlafend.

Mit Einsprengseln von Worten, Gedichten und Euphorismen von den vier Männern, mit viel Liebe zum Detail, ohne unnötig auszuschmücken, werden die Zeit und die Ernsthaftigkeit des jungen Dichterbunds lebendig. „Es wird Zeit, dass die Markgröninger erkennen, wie wichtig die Stadt für die Dichter war“, sagt Claire Beyer.

 
 
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