Die Vorfreude ist ihnen ins Gesicht geschrieben. Endlich wieder das Gaspedal des Wohnmobils durchdrücken. Endlich wieder in einem Restaurant essen gehen. Endlich wieder ein Stück Freiheit genießen. So müssen sich die Camper fühlen, die seit zwei Wochen jeden Freitag und Samstag in der Gaststätte am Eichwald ihr Wohnmobil für ein besonderes Dinner parken können. Seit März darf das Lokal wieder seine Gäste bewirten – natürlich nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen.
Die Gastronomie in Sachsenheim muss erfinderisch sein Ein Hauch von Restaurant im eigenen Wohnmobil
Ein Gefühl von Urlaub erleben die Gäste von Markus Baierl jeden Freitag und Samstag beim Wohnmobil-Dinner im Schützenhaus Gaststätte am Eichwald.
Bereits im September 2020 startete Pächter Markus Baierl mit dem Konzept des Wohnmobil-Dinners in der Gaststätte am Eichwald. Wegen der Ausgangssperre und dem Lockdown wurde das Angebot vorübergehend ausgesetzt. Baierl war einer der ersten in der Region, der das Wohnmobil-Dinner in seiner Wirtschaft angeboten hat: Statt im Lokal zu sitzen, dinieren die Besucher im eigenen Wohnmobil. Das Essen holen sie mit Maske direkt an der Terrassentür ab. Das Konzept verfolgt somit der Strategie eines Abholservice, nur dass man nicht zu Hause aus Plastikverpackungen isst, sondern sein Menü auf den Porzellanteller serviert bekommt. Für ihn die beste Entscheidung. Denn auf die Corona-Hilfen konnte er nicht hoffen. Erst im Juli 2020 hatte er die Gaststätte übernommen. Mit dem Mobilen Kochtopf und dem Wohnmobil-Dinner könne er aber die gängigen Kosten decken und baue keine Schulden auf, sagt er.
Steigende Nachfrage
„Über eine Freundin bin ich auf die Facebook-Gruppe ‚WohnmobilDinner – das Original’ aufmerksam geworden,“ erklärt Markus Baierl, wie es zu der Umsetzung bei ihm kam. Innerhalb kürzester Zeit stieg auf Facebook die Nachfrage rasant an. Zu Beginn bestand die Gruppe noch aus 400 Teilnehmern, mittlerweile sind über 38 000 Gastronomen und Camper der Facebook-Gruppe beigetreten. Der Anbieter der Seite „WoMo Explorer“ bringt alle Interessenten auf einer Plattform zusammen. Auf der gleichnamigen Website können alle teilnehmenden Gastronomen und Wohnmobil-Services gefiltert werden.
Das Konzept des Wohnmobil-Dinners kommt auch bei den Campern im Landkreis gut an, sagt Baierl. Samstags ist die Nachfrage am höchsten und bis zu 20 Wohnmobile steuern die Gaststätte am Eichwald an. Die Plätze sind immer schnell ausgebucht, daher rät der Wirt frühzeitig zu reservieren. Jede Woche gibt es eine neue Speisekarte und ein Menü zur Auswahl. Nach der Anmeldung in der Gaststätte erhält jeder Gast einen Pager, der vibriert, sobald das Essen fertig ist.
Für Gäste, die kein Wohnmobil besitzen, hat er ebenfalls gesorgt. In Zusammenarbeit mit Caravan Brecht aus Heilbronn gibt es einen Wohnwagen vor Ort, der für einen Abend angemietet werden kann. Am nächsten Tag wird dieser komplett gereinigt und desinfiziert und steht für die nächsten Mieter bereit. Das gute am Wohnmobil-Dinner sei, dass man mit den Gästen bis auf die Essensausgabe nicht in Kontakt komme. Die komplette Versorgung mit Strom und WC findet ausschließlich im eigenen Mobilheim statt. „Das ist wichtig, dass jeder für sich autark ist und Schutz hat wegen der Pandemie,“ führt er die Vorteile des Wohnmobil-Dinners auf. Zwischen 17 und 18 Uhr reisen die Camper an und stehen oft bis 23 Uhr, „je nachdem, wie lang sie brauchen. Die Leute genießen es, raus zu kommen und zu essen.“
Über Ostern bietet die Gaststätte am Eichwald die gesamten Feiertage über das Wohnmobil-Dinner an. Und auch nach der Pandemie möchte er das Angebot weiterführen. Wenn es trockener wird, kämen sogar noch etwa zehn bis 15 Plätze auf dem Bogenschießplatz dazu. Da es sich um ein Privatgrundstück handelt, ist auch eine Übernachtung möglich. Nur den Klapptisch draußen aufbauen, das ginge nicht, sagt er.