Die Geschichte der Domäne Rechentshofen in Sachsenheim Vom Kloster zum Pferdehof

Von Michaela Glemser
Die Domäne Rechentshofen nach der Renovierung durch die neue Besitzer-Familie Layher. ⇥ Foto: Martin Kalb

Die Domäne Rechentshofen vor den Toren Hohenhaslachs besitzt eine lange Geschichte, die 1240 begann.

Wer von Großsachsenheim nach Hohenhaslach fährt, sieht die Gebäude hinter hohen Bäumen auf der rechten Seite herausschauen. So mancher Ausflügler oder neuer Einwohner der Stadt Sachsenheim kennt die wechselvolle Geschichte nicht, die sich hinter den Bauwerken der Domäne Rechentshofen verbirgt. Vom Kloster über einen herzoglichen Jagdsitz und ein Landwirtschaftsgut zu einem Pferdewirtschaftsbetrieb: Im Gehöft vor den Toren des Kirbachtals hat sich im Laufe der Jahrhunderte vieles verändert und so manche schicksalhafte Begebenheit abgespielt.

1240 gegründet

Im Jahr 1240 wurde von Belrain von Eselsberg und seiner Frau Agnes von Bilversheim das Kloster Rechentshofen gegründet und 1267 in den Zisterzienserorden aufgenommen. Es bestanden enge Verbindungen zum Kloster Maulbronn, dessen Äbte sich auch um die Nonnen im Kloster Rechentshofen kümmerten. Belrain von Eselsberg hat das Kloster wohl nicht nur für die Grablege seiner Familie aus der Taufe gehoben, sondern auch, um seine Tochter Berchtrad versorgt zu wissen. Sie wurde schließlich auch Äbtissin des Klosters, das nie mehr als 20 Nonnen zählte und auch Töchtern aus dem niederen Adel und höheren Bürgerfamilien im Gegenzug für Stiftungen Aufnahme bot. Im Rahmen des Bauernkrieges plünderten aufständische Landwirte um Hans Menckler aus Bönnigheim das Kloster und brannten es nieder.

Im Zuge der Reformation versuchte der württembergische Hof das Kloster zu schwächen und untersagte Neueintritte. Die Nonnen selbst waren in zwei Lager gespalten. Einige wehrten sich, teilweise auch mit Handgreiflichkeiten und Schmähgedichten, gegen den „neuen Glauben“, dem wiederum andere bereits folgten. 1564 musste auch die letzte Nonne des Zisterzienserklosters, Magdalena Schenkin von Winterstetten, auf ihre klösterlichen Rechte verzichten und den reformatorischen Bestrebungen endgültig Platz machen. Das Kloster selbst nutzten die Herzöge von Württemberg ab 1583 als Unterkunft für ihre Strombergjagden. Die umliegenden landwirtschaftlichen Flächen wurden schon als Domäne Rechentshofen bewirtschaftet. Deren Erträge kamen erst der Kirche und den Schulen zugute, später dem Staatsvermögen und schließlich dem Besitz der Hofkammer des Hauses Württemberg. Die Domäne wurde verpachtet und die ehemalige Klosteranlage als Hofstelle zur Bewirtschaftung der umliegenden Felder genutzt.

„Meine Familie kam schon 1874 als Pächter auf die Domäne Rechentshofen. Ich selbst war in sechster Generation bis 2011 die letzte Pächterin“, sagt Julia Essich-Föll. Früher gab es Schweine, Kühe, Pferde und Ochsen für die Feldarbeit, Hühner, Gänse und einen Pfau auf Rechentshofen. Die Landwirtschaft wurde zu Beginn noch sehr traditionell ausgeführt. Auf dem Hof waren viele Mitarbeiter und Erntehelfer aus dem ganzen Ort. „Daher ist für viele Menschen, vor allem aus Hohenhaslach, bis heute die Domäne Rechentshofen noch ein ganz besonderer Ort mit vielen Erinnerungen“, erinnert sich Essich-Föll, deren inzwischen verstorbener Vater Walter eng mit der Geschichte der Domäne verbunden ist. Er erlebte auch einen der drei verheerenden Großbrände auf der Domäne leibhaftig mit.

Bereits 1882 wurde die ehemalige Klosterkirche durch ein Feuer zerstört. Später, im Jahr 1929, brachen nach einem Blitzeinschlag im Hauptstallgebäude die Flammen aus. 1996 brannte schließlich ein Teil des Schweinestalls, dem auch viele Tiere zum Opfer fielen.

Im Laufe der Jahre nahm die Bewirtschaftung der Äcker und Felder mit Maschinen immer mehr zu. Zuletzt dominierten vor allem die Schweinezucht und Schweinemast, die Schafzucht, der Getreide- und Zuckerrübenanbau sowie die Saatgutvermehrung auf der Domäne. „Immer wieder gab es auch Versuche mit anderen Anbaupflanzen wie Sonnenblumen, aber letztlich war eine verantwortungsvolle Landwirtschaft in der heutigen Zeit nicht mehr möglich, um das historische große Gehöft aus dem 13. Jahrhundert erhalten zu können“, erklärt Essich-Föll das Ende des Pachtvertrags im Jahr 2011.

Nicht mehr öffentlich

Nach langer Suche fand die Hofkammer des Hauses Württemberg mit der Familie Layher Käufer für die Gebäude und einen Teil der umliegenden Flächen. Der Großteil der landwirtschaftlichen Flächen befindet sich bis heute im Besitz der Hofkammer und wird weiterhin als „Domäne Rechentshofen“ geführt. Die einstige Klosteranlage und Hofstelle wurde unter Berücksichtigung der Maßgaben des Denkmalschutzes zum Pferdewirtschaftsbetrieb Rechentshof umgebaut, der heute als Privatbesitz nicht mehr der Öffentlichkeit zugänglich ist. Damit wurde ein neues Kapitel der Geschichte der Domäne aufgeschlagen.

 
 
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