Die Grippe-Saison im Kreis Ludwigsburg Der Impfstoff ist knapp bemessen

Von Michael Soltys
Die Impfung sei der wichtigste Schutz gegen die Grippe.⇥ Foto: Felix Kästle/dpa

Dem Impfen gegen Influenza kommt in diesem Winter besondere Bedeutung zu: Die Bereitschaft wächst, doch die Vorräte sind knapp. Die Hygienemaßnahmen tragen zum Rückgang der Infektion bei.

Bitte haben Sie etwas Geduld. In Kürze bekommen wir weiteren Impfstoff.“ So oder so ähnlich werden in diesen Tagen Patienten in den Arztpraxen vertröstet, die sich gegen Grippe impfen lassen wollen. Teilweise gibt es gar keinen Impfstoff, teilweise ist nur wenig davon vorrätig. Das bestätigte Dr. Carola Maitra, Vorsitzende der Ärzteschaft im Landkreis Ludwigsburg, auf Nachfrage der BZ. Nur vereinzelt seien die Arztpraxen mit ausreichend Impfstoff ausgestattet. Für die nächsten Wochen seien weitere Lieferungen angekündigt, in Frankreich und anderen Ländern wurden Impfdosen bestellt. Selbst teure Varianten des Impfstoffes seien mittlerweile von der Kassenärztlichen Vereinigung zugelassen.

Offensichtlich habe die Corona-Pandemie die Bereitschaft gestärkt, sich impfen zu lassen, konkrete Zahlen liegen der Ärztin allerdings nicht vor. Betriebe werben bei ihrer Belegschaft offensiv für die Grippeimpfung. Das lässt sich sogar in den Kliniken des Landkreises beobachten, wo in diesem Jahr etwa die doppelte Anzahl von Mitarbeitern den Betriebsarzt wegen der Impfung aufsucht, wie ein Sprecher der Kliniken-Holding auf Anfrage sagte. In diesen Zeiten will offenbar niemand das Risiko eingehen, sich mit zwei gefährlichen Krankheiten anzustecken.

Geringe Virenaktivität

Auch die Klientel der Patienten ist häufig dieselbe wie bei Covid-19: Ärzte empfehlen die Impfung gegen Grippe vor allem für chronisch kranke Menschen und für Menschen über 60 Jahre. Doch eine Altersbeschränkung gibt es nicht. Laut Carola Maitra kann sich jeder auf Kosten der Krankenkassen gegen Grippe impfen lassen. Erkenntnisse darüber, ob und wie viele Menschen sich gleichzeitig anstecken, liegen bisher noch nicht vor. Darüber könne erst nach dem Verlauf der aktuellen Wintersaison geurteilt werden.

Von einer wirklichen Grippewelle kann in diesem Winter bisher allerdings noch nicht die Rede sein. Es bestehe bisher „eine sehr geringe Aktivität an echter Influenza“, sagt Maitra. Bereits im vergangenen Winter beobachtete das Robert Koch-Institut eine sehr kurze Grippewelle, die schnell abklang. Dabei dürfte der einsetzende Kampf gegen die Corona-Epidemie eine bedeutende Rolle gespielt haben, stellten die Berliner Virologen im April fest. Kurz gesagt: Was gegen Covid-19 hilft, schützt auch gegen die Grippe. Auch die erhöhte Impfbereitschaft sollte dazu beitragen, die Grippe einzudämmen, hofft die Vorsitzende der Ärzteschaft im Kreis Ludwigsburg.

Unsichere Entwicklung

Und wenn das nicht der Fall ist und es doch eine schwere Grippewelle gibt wie zuletzt im Winter 2017/2018 (siehe Infokasten)? Gibt es Absprachen zwischen Ärzten und Kliniken, wie sie bei einer hohen Belegung von Krankenhausbetten durch Covid-19-Patienten verfahren wollen? Solche Vorhersagen lassen sich nicht treffen, sagt Carola Maitra, weil es unsicher ist, wie sich das Infektionsgeschehen entwickeln wird. „Niedergelassene Ärzteschaft, Gesundheitsdienst, Verwaltungen und Kliniken sind über die Krisenstäbe in ständigem Austausch“, sagt sie. Sollten die Infektionszahlen und damit auch die Notwendigkeit von Einweisungen ins Krankenhaus steigen, werde es weitere Planungen geben, „um eine etwaige Gefährdung der Versorgungslage zu verhindern.“

Mehr als 25 000 Tote bei Grippewelle 2017/2018

Die letzte schwere Grippewelle traf Deutschland im Winter 2017/2018. In dieser Saison starben nach Angaben des Robert-Koch-Instituts in Deutschland 25 100 Menschen durch Influenza. Das sind mehr als doppelt so viele Menschen als seit Beginn der Pandemie an oder mit Covid-19 gestorben sind, und zeige die Gefährlichkeit dieser Krankheit. Bis Mittwoch, 11. November, verzeichnete das Robert-Koch-Institut 11 767 Todesfälle wegen des Coronavirus SARS-CoV-2.

Die Grippewelle stellte 2017/2018 das Gesundheitssystem jedoch ebenfalls auf eine harte Probe. Rund neun Millionen Menschen suchten wegen Symptomen die Arztpraxen auf. Geschätzt wurden 45 000 Patienten in Krankenhäuser eingewiesen.

Die wichtigste Schutzmaßnahme gegen Grippe sei die Impfung. Daneben gilt, wie bei Covid-19 auch: gründliches Händewaschen und Abstand halten zu Erkrankten.

 
 
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