Die Jagd auf einen Mörder in Bietigheim-Bissingen Schnitzeljagd durch die Stadt

Von Rena Weiss
BZ-Redakteurin Rena Weiss (2. von links) und ihre Familie begaben sich in der Bietigheimer Altstadt auf Schatzsuche.⇥ Foto: Martin Kalb

„my City Hunt“ hat eine Smartphone-Schatzsuche durch die Stadt entwickelt. Die BZ hat das Spiel getestet. Das Fazit ist positiv, doch gibt es hier und da Verbesserungsvorschläge.

Bietigheim-Bissingen steht unter Schock: Ein landesweit bekannter Historiker wurde brutal ermordet. Vieles deutet auf ein rituelles Verbrechen hin. Doch wer hat ein Motiv? Spielt vielleicht das aktuelle Buch des Opfers eine Rolle, das einen mysteriösen Geheimbund thematisieren soll? Die Behörden in Baden-Württemberg stehen vor einem Rätsel. Wer dieses Rätsel lösen möchte, muss allerdings nicht etwa bei der Polizei als Ermittler anfangen, sondern kann ein neues Escape Game in Bietigheim-Bissingen spielen. Die BZ hat das Spiel der CityHunters GmbH & Co. KG getestet.

Sogenannte Escape Rooms gewannen in den letzten Jahren immer mehr an Beliebtheit. Eine Gruppe ist dabei in einem Raum eingeschlossen und kann sich durch das Lösen von Aufgaben befreien. Das Unternehmen „my City Hunt“ hat es sich nun auf die Fahne geschrieben mit einer neuartigen Smartphone-Schatzsuche einen solchen Escape Room an die frische Luft zu holen. Es soll eine Kombination aus Schnitzeljagd und Escape Room sein. Bei der Bietigheim-Bissinger Variante ist jedoch bis zum Schluss nicht ganz klar, welche Elemente tatsächlich vom Escape Room stammen. Dem Spielspaß tut das jedoch keinen Abbruch.

Der Einstieg in das Spiel ist etwas holprig. Per E-Mail erhalten die Spieler eine Anleitung. Es wird dazu geraten, das darin enthaltene Ticket und die Schatzkarte auszudrucken. Letzteres stellte sich im Verlaufe des Spiels als sehr praktisch heraus, beim Ticket kann man sich das Papier jedoch sparen. Einloggen können sich die Spieler über eine Web-App. Im Gegensatz zu Apps, die sich der Anwender auf sein Smartphone lädt und installiert, wird eine Web-App über den jeweiligen Webbrowser genutzt. Die Vorteile sind, dass der Nutzer kein spezielles Betriebssystem benötigt, sondern nur ein internetfähiges Smartphone oder Tablet mit einem aktuellen Webbrowser, GPS-Ortung und Fotofunktion, allerdings sorgte die Web-App hier und da auch für Komplikationen im Spiel. Dazu später mehr.

Es gibt einen Teamleiter, dessen Handy neueren Datums sein sollte, genügend mobile Daten zur Verfügung haben sollte und GPS, denn er ist für die Navigation zuständig. Sprache, Ort, Teamname auswählen und wer will, kann zudem noch ein Teambild hochladen. Alle weiteren Spieler können sich Charaktere, wie Ermittler, Abenteurer oder Professor, aussuchen. Zusätzlich sollten sie ihre Handynummer angeben. Denn die Charaktere erhalten während des Spiels immer wieder Zusatzaufgaben per SMS geschickt, die wiederum per Web-App geöffnet werden können. Ist das alles erledigt, wird das Spiel mit einem Video eingeleitet. Das Video ist für ein derartiges Spiel gut produziert. Durch den Sepia-Effekt wirkt es mysteriös und sorgt für die richtige Stimmung. Man kann sich auf einen faszinierenden Mysterythriller wie bei Dan Brown einstellen, verweist „my City Hunt“ auf Bestseller-Romane wie Sakrileg, Illuminati und Inferno. Wie deren Hauptfigur Robert Langdon entdecken auch die Spielerteams geheime Botschaften, knacken verschlüsselte Codes und lösen verzwickte Logikaufgaben, so die Pressemitteilung.

Start ist bei der Stadtkirche

Start des Spiels ist an der Stadtkirche in Bietigheim, weitere Aufgaben erscheinen erst, wenn der jeweilige Ort erreicht ist. Dabei spielen Ortskenntnisse nur bedingt eine Rolle, da die Web-App anhand einer Karte den Weg anzeigt. Wer nun aber hofft, die Aufgaben haben auch einen Bezug zur Stadt, der wird enttäuscht. Zwar spaziert man durch die Stadt, doch eine Verbindung zur Stadtgeschichte oder einzelnen Gebäuden und Personen hat das „my City Hunt“-Spiel nicht. Vermutlich ist es so auch zu erklären, warum die Gruppe später an die viel befahrene B 27 geleitet wird. Passend ist dann wiederum, dass eine Aufgabe am Polizeirevier angesiedelt ist. Doch der triste Parkplatz dort hat wenig Charmantes. Schöner sind dabei die Wege durchs Hexenwegle, den Bürgergarten und am Wobachfelsen entlang, findet Rebekka Matthes, die mit ihrer Familie das Spiel für die BZ getestet hat. „Der erste Teil hat mir von den Standorten her sehr gut gefallen, der zweite nicht.“ Ihre Mitspielerin und Schwägerin Helene Weiss stimmt ihr zu. Das Hexenwegle und der Wobachfelsen kannte die 30-Jährige bislang nicht: „Von dieser Seite habe ich Bietigheim noch nie gesehen“, sagt sie.

Rund drei Stunden werden von den Machern als Dauer angegeben, dabei werden circa fünf Kilometer zurückgelegt. Bei gemütlichem Tempo sind das durchaus realistische Angaben. 12,99 Euro pro Person kostet es, das Rätsel um den ermordeten Historiker zu lösen. Alles in allem ist dieser Preis ein wenig zu hoch. Denn wie bereits angekündigt, hängt die Web-App hier und da. Antwortmöglichkeiten müssen mehrmals gedrückt werden, bis sie akzeptiert werden.

Bei manchen Aufgaben hilft ein Blick ins Inventar, dabei startet es die Aufgabe jedoch wieder neu und in manchen Fällen muss der Weg von der vorherigen Station zur jetzigen erneut zurückgelegt werden. „Ich würde eine tatsächliche App zum Herunterladen bevorzugen“, sagt Mitspieler Max Appel. Der Sersheimer ist jedoch von den diversen Interaktionen mit unterschiedlichen Medien und dem Einbeziehen der Charaktere positiv überrascht.

Lustige Zusatzaufgaben

Neben den Hauptaufgaben des Spiels erhält jeder Mitspieler, außer dem Teamleiter, zusätzliche Aufgaben. Diese haben jedoch nichts mit dem eigentlichen Spiel zu tun, dienen aber dazu, zusätzliche Punkte zu erhalten. Das können Fragen sein, Rätsel, aber auch Aufgaben, in denen bestimmte Fotomotive dargestellt werden müssen. „Die Bilder-Aufgaben waren immer sehr witzig“, sagt Weiss, und Matthes ergänzt: „Davon hätte es ruhig mehr geben können.“

Fazit: Die drei Stunden gingen schnell herum und die Aufgaben waren spannend und hier und da auch recht knifflig. Von einem tatsächlichen Bezug zu Bietigheim-Bissingen würde das Spiel profitieren und auch den Preis besser rechtfertigen. Allerdings gibt es hier bereits weitere Ideen. Das Startup-Team arbeite an weiteren digitalen Outdoor-Erlebnissen: „Wir werden unser Portfolio schon bald um weitere Stadtabenteuer in Bietigheim-Bissingen erweitern“, sagt Spielentwickler Daniel Sekula.

www.mycityhunt.de/escape-game

 
 
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