Die Pandemie beim ärmeren Teil der Bevölkerung im Landkreis Ludwigsburg Corona und das soziale Gefälle

Von Frank Ruppert
Die Stadt Köln hat im Stadtteil Chorweiler mit Impfungen in sozialen Brennpunkten begonnen. im Kreis Ludwigsburg ist dergleichen nicht geplant. ⇥ Foto: Oliver Berg/dpa

Ob Ärmere häufiger erkranken als andere, wird im Kreis nicht erhoben. Insgesamt trifft sie die Lage aber härter.

Die RKH Kliniken melden, dass derzeit 60 bis 70 Prozent der Corona-Patienten bei ihnen einen Migrationshintergrund haben. Deutlich mehr als vor einem Jahr. Eine Erklärung ist, dass immer noch überproportional viele Migranten und deren Nachfahren in beengten Wohnverhältnissen leben und Jobs haben, bei denen Homeoffice nicht möglich ist. In Köln hat man deshalb jetzt in einem sogenannten sozialen Brennpunktviertel mit dem Impfen begonnen.

Landratsamt hat keine Daten

Wie sieht es im Landkreis Ludwigsburg aus? Wie viel härter trifft die Pandemie Menschen, die weniger Einkommen haben im Kreis? Das Landratsamt Ludwigsburg weiß es nicht. „Bei der Erfassung der Infizierten werden keine Einkommensverhältnisse erhoben“, erklärt Sprecher Dr. Andreas Fritz. Rückschlüsse aus bestimmten Stadtteilen seien im Kreis nicht möglich, da es zum Beispiel Stadtteile, wie jetzt in Köln diskutiert, im Kreis Ludwigsburg nicht gebe.

Auch werde die Staatsangehörigkeit nicht erhoben. Dennoch schreibt sich das Landratsamt auf die Fahne, Informations- und Aufklärungsmaterialien in unterschiedlicher Sprache zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus sei nicht geplant Impfkampagnen in Moscheen oder Vierteln mit vielen Sozialwohnungen durchzuführen. Dies sei auch erst sinnvoll, wenn die Impfpriorisierung aufgehoben wurde.

Ärmere leiden mehrfach

Ob seine Klientel häufiger an Corona erkrankt als andere, kann auch Georg Voigtländer nicht sagen. Der Leiter der Diakonischen Bezirksstelle in Bietigheim-Bissingen weiß aber, dass Menschen in Not, die die Hilfen seiner Beratungsstelle annehmen, stärker unter der Situation leiden als andere. „Sie haben oft ihren Nebenjob verloren, weil diese zum Beispiel im Gastrogewerbe sind. Zudem leben viele in beengten Wohnverhältnissen“, sagt Voigtländer. Das erschwere das Leben der ohnehin oft klammen Menschen weiter. Auch durch den Wegfall des Schulessens seien die Familien belastet, weil nun häufiger eingekauft werden müsste. „Der Tafelladen ist für viele eine regelmäßige Anlaufstelle geworden“, sagt Voigtländer.

Voigtländer spricht sich dafür aus, diese Menschen möglichst bald wie in Köln zu impfen. Davon hätten unter dem Gesichtspunkt des Infektionsschutzes auch andere Bevölkerungsschichten etwas.

 
 
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