Digitalisierung an Schulen Jedem die eigene Lernplattform

Von Gabriele Szczegulski
Die Lernplattform Moodle wird vom Kultusministerium empfohlen, alle Schulen können eine kostenlose Version herunterladen, die Nutzung läuft über den Landesserver Bildung.⇥ Foto: Postmodern Studio

Das Homeschooling geht weiter: Jede Schule hat eine andere Art, dieses Aufgabe zu bewältigen und ist meist auf sich alleine gestellt.

Moodle, DiLer, Teams, Nextcloud, Units Messenger – Namen, die vor der Corona-Pandemie wenige kannten, auch in den Schulen. Dann wurden Rektoren und Lehrer sowie die Schüler zu E-Learning- und Informatik-Profis. Sie mussten innerhalb kürzester Zeit die Möglichkeit für den Fernlernunterricht schaffen. Die Angebote der Lernplattformen sind zahlreich. Doch was ist das richtige für welche Schule, Klassenstufe und Lerninhalt?

Aufwändige Administration

An Bernhard Dietrichs Gemeinschaftsschule im Sonnenfeld Sachsenheim wird schon seit fünf Jahren mit DiLer gearbeitet. „Wir haben damit eine Lösung, die gerade für das Lernen auf verschiedenen Niveaustufen ideal ist“, sagt der Schulleiter. DiLer ist internetbasiert und laufe stabil, so Dietrich. Für das Fernlernen speziell suchte die Schule eine gute Konferenzlösung und hat sich nach einigen misslungen Versuchen, wie Dietrich sagt, für Webex entschieden. Die kostenlose datenschutzkonforme Version wird von den Lernbegleitern für den Unterricht benutzt und laufe sehr gut. „Für Klassenpflegschaftsabende, Informationsveranstaltungen und Konferenzen haben wir drei bezahlte Streams, da ist es auch kein Problem, wenn 100 Teilnehmer im Meeting sind“, sagt Dietrich.

Mit Nextcloud wird der Zugriff auf die Daten in der Schulcloud organisiert. „Für die datenschutzkonforme Kommunikation können wir einen in DiLer integrierten Messenger oder das Videotool Talkie nutzen“, erklärt er weiter. Zusätzlich wird die App UntisMessenger genutzt – „für Schüler ist die App-Variante natürlich komfortabler zu bedienen“, sagt der Pädagoge.

„Was wir auf jeden Fall noch benötigen neben einem schnellen Internet, sind Stunden für die Administration der vielen Endgeräte und Apps, die wir angeschafft haben“, sagt der Schulleiter, Bei 300 Endgeräten sei die Schule quasi ein mittelständiges Unternehmen, müsse aber momentan mit 2,5 Deputatstunden pro Woche die ganze EDV an der Schule administrieren.

Die Realschule im Aurain in Bietigheim nutzt vor allem die Plattform Microsoft Office 365 Teams, wie Schulleiter Claus Stöckle mitteilt. Laut dem Rektor funktioniere Teams sehr gut, es gab keine Ausfälle, und ein Unterricht nach Stundenplan war stabil möglich. Die Klassen, so erläutert Stöckle,  sind als einzelne Teams mit ihren jeweiligen Fächern angelegt. Es gibt für jeden Schüler zusätzlich die Funktion eines Kalenders. Dieser wird als persönlicher Stundenplan genutzt. Jede Schulstunde ist digital aufbereitet mit Videofunktion, die Lehrkraft nutzt hierzu die Funktion der „Besprechungen“. In dieser Besprechung gibt es für die Schüler auch die Funktion des „Handhebens“ wie im realen Unterricht. Die Gruppenräume in Besprechungen eignen sich sehr gut zu Gruppenarbeiten. Die Lehrkraft, so Stöckle, legt die verschiedenen Gruppenräume in der Besprechung an. Sie kann die Schüler diesen zuordnen und jederzeit in den Gruppenräumen präsent sein oder Hilfestellung geben. Zudem gibt es in jedem Team die „Aufgabenfunktion“. Über diese können die Schüler die von der Lehrkraft gestellten Aufgaben bearbeiten und wieder zurückschicken.

Zufrieden mit Teams

Die Realschule im Aurain führt mit Teams auch Veranstaltungen durch, wie die Berufsvorstellung für die zehnten Klassen. Stöckle wünscht sich, dass die Nutzung von Teams beibehalten werden kann und auch anerkannt wird. „Wir wollen uns nicht von Nicht-Praktikern von diesem Weg abbringen lassen. Microsoft Office Teams ist eine großartige Plattform“, sagt Claus Stöckle.

Die Realschule Bissingen arbeitet mit der Lernplattform Moodle und dem integrierten Videokonferenztool Big Blue Button. Moodle wird vom Kultusministerium empfohlen. Hanspeter Diehl, Schulleiter der Realschule, gefällt vor allem der einfache Zugriff über alle mobilen Endgeräte. Das Tool sei sehr umfangreich, ein Datenaustausch einfach möglich. Zudem sei externe Lern-Software integriert. „Die Plattform ist auch datenschutzkonform, da sie eine Freigabe des Kultusministeriums hat“, sagt Diehl. Nach Startschwierigkeiten am 11. Januar, zu Schulbeginn,  laufe die Lernplattform nun äußerst stabil, „allerdings muss an der Leistungsfähigkeit und der Stabilität des Videotools weiter nachgebessert werden. Zuverlässiger Fernunterricht verlangt nach großer Verlässlichkeit der eingesetzten Systeme“, so Diehl.

Problem WLAN

Im Lichtenstern-Gymnasium in Sachsenheim, so teilt der stellvertretende Schulleiter Helmut Dinkel mit, wird Microsoft Teams 365 benutzt. Damit sei man sehr zufrieden, da der Anbieter auch permanent Verbesserungen und Erweiterungen einpflege. Die Funktion sei sehr stabil, Problem sei eher die WLAN-Situation der Anwender. Schwachpunkte von Teams seine, dass Chatverläufe nur sehr mühsam gelöscht werden können, die Lehrer darauf achten müssten, dass die eigenen Einstellungen kontrollierbar sind, damit „Schüler nur mit unterrichtswesentlichen Informationen versorgt werden“, so Dinkel. Zudem sei das Datenmanagement für Schüler schwierig, da es keines gebe und auch die Datensicherheit sei nicht nachweisbar.

Er wünsche sich, dass es in Zukunft mehr Infrastruktur vom Kultusministerium gebe und gute Lernplattformen Bestandteile der Digitalisierung des Kultusministeriums werden und nicht, wie im  Moment, der Zukauf einiger Bausteine wie Itslearning und Threema als Bestandteile. Im Moment aber sei Teams die beste Lösung für das Gymnasium.

 
 
- Anzeige -