Diskussionen ade Meckern wird jetzt sofort mit Gelb bestraft

Von Simon David

Der DFB hat die bei der Europameisterschaft erfolgreich angewendete Regel übernommen, dass sich nur noch der Kapitän mit dem Unparteiischen austauschen darf. Reaktionen aus dem Bezirk.

Ende Mai 2024: Am vorletzten Spieltag der Fußball-Kreisliga A1 erzielt der Tabellenzweite TSC Kornwestheim in der sechsten Minute der Nachspielzeit den 3:2-Siegtreffer gegen Tabellenführer Dersim Spor Ludwigsburg. Das Aufstiegsrennen wird dadurch noch spannender als zuvor. Unmittelbar nach dem Treffer wird der Unparteiische von zahlreichen Spielern umringt. Die Gäste hadern nicht nur mit der langen Nachspielzeit, sondern auch mit dem vermeintlich nicht regelkonformen Siegtreffer, dem eine Abseitsposition des Torschützen vorausgegangen sein soll. Spieler und Verantwortliche beider Mannschaften diskutieren leidenschaftlich mit dem Schiedsrichter, der den Treffer gibt und vier weitere Minuten nachspielen lässt.

Erfolgreiche Umsetzung bei der EM

Solche Szenen soll es ab der Saison 2024/25 nicht mehr geben, denn nach dem Erfolg bei der Europameisterschaft im eigenen Land hat der Deutsche Fußball Bund (DFB) die sogenannte Mecker-Regel auch für den Ligaspielbetrieb übernommen – bis in die unterste Klasse hinein. Laut dieser ist es nur noch dem Kapitän einer Mannschaft gestattet, sich im Falle einer diskussionswürdigen Schiedsrichterentscheidung mit dem Unparteiischen auszutauschen. Alle übrigen Spieler sowie die Trainer müssen sich zurückhalten. Andernfalls droht eine Verwarnung in Form einer Gelben Karte.

Bei Spielern aus der Region kommt diese neue Regelung positiv an. „Darauf hat jeder gewartet. Leider geht es ohne Regel offenbar nicht. Da fasse ich mir auch an die eigene Nase, denn manchmal reibt man sich schon an Kleinigkeiten auf“, erklärt Simon Herbst, Spielertrainer des Bezirksliga-Aufsteiger Spvgg Besigheim. „Bei der EM wurde die Regel konsequent angewendet, ich hoffe, dass es im Liga-Alltag bei uns genauso umgesetzt wird, denn mit der Bestrafung des Fehlverhaltens steht und fällt das Ganze.“

Eingewöhnungszeit benötigt

Das sieht auch Kevin Merkler vom TASV Hessigheim so. „Ich bin gespannt, ob es ruhiger wird, oder ob mehr Partien mit neun gegen neun Spielern zu Ende gehen“, sagt er. Merkler erwartet jedoch, dass zumindest die meisten Spieler sich nach einer Eingewöhnungszeit an die neue Vorgabe halten. „Es muss sich einspielen, aber mit Glück sind wir nach der Vorbereitungsphase soweit, dass jeder die Regel beherzigt.“

Vor allem die Rolle des Kapitäns wird nach Auffassung einiger Spieler noch mehr Gewicht und Verantwortung bekommen. „Die Kapitänsfunktion wird sich etwas verändern. Es wird noch stärker als bisher darauf ankommen, dass ein Spieler mit kühlem Kopf und viel Fingerspitzengefühl Spielführer wird, der in beide Richtungen vermittelnd wirkt – beim Schiedsrichter und beim eigenen Team“, sagt Herbst. Merkler hebt auch die Vorbildfunktion des Kapitäns hervor, doch sieht er auch die übrigen Mannschaftskollegen in der Pflicht, mögliche Hitzköpfe im Team vor einer Überreaktion gegenüber dem Unparteiischen oder Gegenspielern zu bewahren.

Schiedsrichter sind geschult

Auch die Schiedsrichter erhoffen sich eine Erleichterung ihrer Arbeit auf dem Platz. „Die Spieler werden die neue Regel recht schnell spüren“, sagt Tobias Lauber, Obmann der Schiedsrichtergruppe Vaihingen. „Für die Schiedsrichter, die weniger kommunikativ sind, wird es eine Herausforderung.“ In der vergangenen Woche wurden er und seine Kollegen geschult. Der Kleinglattbacher betont, dass die Schiedsrichter präventiv eingreifen sollen. Manch ein Kollege könnte allerdings auch zu streng durchgreifen, befürchtet er: „Wir sind alles nur Menschen. Ich bin mir aber sicher, dass in einem Jahr keiner mehr darüber spricht, weil sich alles eingeschliffen hat.“

Mehr Schutz vor Übergriffen könnte auch wieder mehr Menschen begeistern, zur Pfeife zu greifen. Denn ohne Unparteiische kein Sportbetrieb. Das sieht auch Herbst so. „Wir müssen froh sein, dass es Menschen gibt, die bereit sind, als Schiedsrichter zu fungieren. Wir müssen die Unparteiischen unterstützen und ihnen mit dem gebotenen Respekt begegnen“, betont der Besigheimer Spielertrainer.

 
 
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