Dürr, Sioux und Marabu Mit KI gegen den Fachkräftemangel

Von Claudia Mocek
Nicht nur etwas für Microsoft und Co: Unternehmen im Kreis arbeiten schon mit Künstlicher Intelligenz und planen dies auszuweiten. Stellen soll das nicht kosten. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Firmen im Kreis Ludwigsburg machen positive Erfahrungen mit Künstlicher Intelligenz. Sie wird zum Wettbewerbsvorteil und entlastet Mitarbeiter von ermüdenden Routineaufgaben.

 Wie sieht es in Unternehmen des Kreises mit der Künstlichen Intelligenz aus? Die BZ hat nachgefragt.

Im Online-Geschäft setzt Sioux Schuhe aus Walheim seit mehreren Jahren beim Newsletterversand auf KI, sagt Geschäftsführer Lewin Berner: „Wir haben eine sehr große Kundendatenbank und es geht darum, in diesen großen Datenmengen Muster zu erkennen und unsere Kunden mit für sie relevanten Angeboten anzusprechen.“ Aktuell werde eine KI-basierte Anwendung ausgerollt, die den Online-Produktkatalog pflegt und die Produktbeschreibungen erstellt. Negative Konsequenzen für die Mitarbeiteranzahl sind laut Berner nicht zu befürchten, im Gegenteil: „Wir können dadurch vielmehr unsere Mitarbeiter von wiederkehrenden, zeitaufwendigen und ermüdenden kleinteiligen Routineaufgaben entlasten“, sagt er. Diese könnten sich dadurch auf wichtigere und interessantere Aufgaben konzentrieren und seien besser für Kunden ansprechbar – ein Wettbewerbsvorteil für das Unternehmen.

Freie Kapazitäten

Auch der Tammer Hersteller von Druckfarben Marabu setzt KI ein, in Entwicklung, Cybersicherheit und Marketingkommunikation. „In naher Zukunft sehen wir weitere Potenziale, da einige interessante KI-Programme in Kürze verfügbar sein werden“, sagt Nico Ziesel, Senior Manager Marketing und Communication. Stellenstreichungen befürchtet er deshalb aber nicht: „Es werden in den nächsten Jahren weltweit die Unternehmen am stärksten wachsen, die die richtigen KI-Instrumente am effektivsten einsetzen.“ Hier sieht sich Marabu sehr gut aufgestellt. KI reduziere Fehler, automatisiere Aufgaben, unterstütze bei Entscheidungen und beschleunige die Weiterentwicklung. Die frei werdenden Kapazitäten würden dringend für neue Aufgaben und das Unternehmenswachstum gebraucht. Aus heutiger Sicht gebe es keinen Bereich im Unternehmen, der künftig vom KI-Einsatz generell ausgeklammert werde.

Die Bietigheimer Dürr AG nutzt auch KI, etwa in den Software-Produkten, die den Kunden mit den Maschinen angeboten werden. Sie unterstütze bei der Qualitätssicherung von Lackierereien eingesetzt, sagt Mathias Christen, Corporate Communications & Investor Relations. Mithilfe von KI-Algorithmen und Machine Learning werden auch Ursachen für Fehlermuster ermittelt und mögliche Fehler im Voraus erkannt. Grundlage bilde eine digitale Akte, die für jedes lackierte Auto erstellt werde. „2022 wurden wir mit unserer smarten Software ‚DXQanalyze’ als Gesamtsieger beim Microsoft Intelligent Manufacturing Award ausgezeichnet“, sagt Christen.

Bots für Routineaufgaben

Bei Dürr wird KI auch in den Geschäftsprozessen eingesetzt. Bei der Robot Process Automation werden wiederkehrende Büroarbeiten auf Bots, also auf Computerprogramme übertragen, die diese automatisiert und ohne menschliches Zutun ausführen.

Dabei gehe es nicht darum, Stellen einzusparen, sagt Christen: „Vielmehr schaffen wir den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den entsprechenden Abteilungen mehr Freiraum für anspruchsvolle Tätigkeiten, indem ihnen die Bots langwierige und monotone Routineaufgaben abnehmen. In Zeiten des Fachkräftemangels ist das der richtige Weg.“ Dürr will den Einsatz von KI und Bots ausweiten. Dafür wurde in Bietigheim-Bissingen ein Team „Robot Process Automation“ geschaffen. Die Mitglieder unterstützen andere Abteilungen dabei, in Frage kommende Prozesse mit Hilfe von Bots zu automatisieren.

 
 
- Anzeige -