Mehr als drei Jahrzehnte lang war Jochen Feyerabend Kopf und Herz der Besigheimer Feuerwehr. Bei der nächsten Hauptversammlung am 25. Januar will der rührige Kommandant nun seinen Abschied bekannt geben.
Ehrenamt bei der Feuerwehr Die Feuerwehr war 32 Jahre langdas zweite Zuhause
Drei Jahrzehnte war Jochen Feyerabend Kommandant der Besigheimer Feuerwehr. Nun gibt er den Stab weiter und hört auf.
„Bei der Feuerwehr lernt man, mit Geräten umzugehen. Man trifft neue Gesichter und man engagiert sich für die Bevölkerung“, zählt Jochen Feyerabend all die guten Gründe auf, die ihn dazu bewogen haben, bei der Feuerwehr einzusteigen. „Mein Interesse lag nun mal nicht beim Fußball. Ich wollte lieber etwas machen, zu dem auch handwerkliches Geschick gehört. Ich wollte einen Bereich finden, bei dem man sich weiterbilden kann zum Nutzen der Allgemeinheit“, beschreibt Feyerabend seine Intension.
Gruppendynamik ist stark bei der Feuerwehr
Damals, zur Zeit seines Entschlusses, der Feuerwehr beizutreten, gab es noch keine Jugendfeuerwehr. Er kam mit 18 Jahren zur Feuerwehr. Die Grundausbildung startete er nach langer Wartezeit. „Da war Geduld gefragt. Trotzdem konnte man an den Übungen regelmäßig teilnehmen“, erinnert sich der Kommandant der Besigheimer Wehr. Als gebürtiger Besigheimer kannte er schon viele der Kameraden. „Da kam dann dennoch ein ganzer Schwung neuer Leute in mein Leben. Da entsteht schnell eine ganz besondere Gemeinschaft, weil man im Einsatz zusammen arbeitet“, beschreibt Feyerabend die Gruppendynamik.
Im April 1990 wurde er zum Ausbilder im Sprechfunk für den nördlichen Landkreis, dieses Amt behielt er bis weit in die 2000er-Jahre hinein. Weitere Lehrgänge in der Führungsebene wie der des Zugführers folgten, wobei der Zugführer über dem Gruppenführer steht.
Jochen Feyerabend hatte noch immer Kapazitäten frei und entschied sich, 1993 den Lehrgang zum Führer in der technischen Einsatzleitung zu besuchen, um bei größeren Schadenszenarien im Landkreis mitwirken zu können. Seit dieser Zeit ist er auch im Landkreis in der Feuerwehr aktiv.
Weil damals auch Führungsstellen in der Besigheimer Feuerwehr neu zu besetzen waren, wurde Feyerabend 1991 zum stellvertretenden Gesamtkommandanten gewählt, der von der Stadt bestellt wurde und 1993 dann zum Gesamtkommandant bestellt und gewählt.
Bedingt durch die Satzungsänderung, die Besigheim und Ottmarsheim in zwei Abteilungen aufteilt, hatte er von 1998 bis 2013 gleichzeitig das Amt des Abteilungskommandanten Besigheim in Amtsunion mit dem Gesamtkommandanten.
In seine lange Zeit als Kommandant brannte sich natürlich auch so manches Schreckensszenario in sein Herz. Die großen Brandeinsätze hätten es schon in sich.
Sternstunden und Schreckensstunden
Feyerabend denkt an den Fall, als vor wenigen Jahren ein Haus an der Enz abgebrannt ist. Auch schwere Stunden und Schocks trägt diese Gemeinschaft zum Glück gemeinsam, so der Kommandant.
Unter die Haut ging dem Kommandanten sein erster schwerer Einsatz bei einem Verkehrsunfall zwischen Ottmarsheim und Gemmrigheim, bei dem drei Personen tödlich verletzt wurden. „Das waren dramatische Bilder, die bleiben. Damals gab es noch keine Notfallseelsorge“, erklärt er. Man sei nach dem Einsatz noch zusammengesessen und habe darüber gesprochen und sich gegenseitig getröstet. Heute ist das völlig anders geregelt. „Wir holen unsere Leute von der Seelsorge dazu, wenn wir merken, dass jemand mit einer schwereren Situation nicht fertig wird.
Feyerabend erzählt, welche Situation ihn persönlich am meisten mitgenommen hat, sodass er danach auch einen Seelsorger aufsuchen musste: Einem Feuerwehrkameraden wurden die Steillagen der Besigheimer Weinberge zum Verhängnis. Dort sei ein Schlepper umgekippt. „Der Kamerad geriet darunter und wir konnten ihm nicht mehr helfen“, beschreibt er die Situation.
Bei der letzten Hauptversammlung im Jahr 2023 war er schon 30 Jahre Kommandant. Damals kündigte Feyerabend seinen Kameraden an, noch maximal zwei Jahre länger im Amt zu bleiben. „Ich bin jetzt 63. Bis 65 darf man das Amt begleiten. Ich werde definitiv nicht am letzten Tag das Amt abgeben, sondern wir stellen vorher die Weichen“, so Feyerabend Ein Kamerad, der in der oberen Führungsebene aktiv ist, habe sich bereit erklärt, das Amt zu übernehmen. In der kommenden Sitzung der Feuerwehr Besigheim am 25. Januar seien einige Wechsel zu erwarten.
Weiterhin aktiv im Gutachterausschuss
Angst vor Langeweile hat Jochen Feyerabend nicht, schließlich hat er noch die Funktion des Vorsitzenden im Gutachterausschuss Besigheim, zu dem der Gemeindeverwaltungsverband Bönnigheim mit Kirchheim und Erligheim sowie Besigheim gehört. Jochen Feyerabend hat neben dem Ehrenamt schließlich auch noch einen Beruf als selbstständiger Architekt, der ihn ausfüllt. Seit Juni 2006 ist er stellvertretender Kreisbrandmeister. Auch dieses Amt wird am 25. Januar 2025 enden.