Ehrgeiziges Projekt in Tamm Neues Wohngebäude am Bahnhof

Von Michaela Glemser
Der Parkplatz vor dem Bahnhof in Tamm: Hier soll das neue Haus mit 52 Wohneinheiten entstehen. ⇥ Foto: Martin Kalb

Auf dem Park & Ride-Platz nahe dem Bahnhof sollen 52 neue Wohneinheiten in einer besonderen Immobilie geschaffen werden.

Auf dem Grundstück in der Bahnhofstraße 31, wo sich derzeit die Park & Ride-Stellplätze befinden, soll ein langgezogenes Mehrfamilienhaus mit rund 52 Wohneinheiten entstehen. Diese sollen in Drei-, Zwei- und zum überwiegenden Teil in Ein-Zimmerwohnungen angeordnet werden. Das Gebäude mit seiner nach vorne zum Ortseingang hin abgerundeten Gestalt soll wie auf einem Tisch über dem Erdgeschoss thronen, wo die jetzt vorhandenen, öffentlichen Stellplätze wieder hergestellt werden.

Die Tiefgaragen-Parkplätze für die Bewohner des neuen Gebäudes sollen in den unteren Stockwerken über einen Autoaufzug erreichbar sein. Insgesamt sollen auf dem Flurstück rund 2600 Quadratmeter neuer Wohnraum geschaffen werden, wobei neun Wohneinheiten zu Preisen von 33 Prozent unter der ortsüblichen Vergleichsmiete an Menschen mit Wohnberechtigungsschein vergeben werden sollen. Die Mietpreisbindung für diese neun Wohneinheiten soll bei 30 Jahren liegen.

Es gibt bereits einen Investor, der diese Planung eines Stuttgarter Architektenbüros umsetzen möchte. Zudem möchte der Investor zehn der P & R-Parkplätze der Kommune für seine Wohneinheiten nutzen, um bei der Umsetzung seiner Wohnungsnutzungen flexibler agieren zu können.

Architekt Johannes Daniel Michel hat in der jüngsten Tammer Gemeinderatssitzung die Planungen nochmals detailliert vorgestellt. Auf dem zurückgesetzten Dachgeschoss des vierstöckigen Gebäudes soll eine großzügig begrünte Dachlandschaft mit einem Kinderspielplatz geschaffen werden. Auch ein Gemeinschaftsraum der Bewohner des Hauses soll in einem Pavillon auf dem Dach angesiedelt werden.

Trotz des Interesses eines Investors an dieser fortgeschrittenen Planung muss die Gemeinde das Grundstück öffentlich ausschreiben, sodass sich auch noch andere Investoren darum bewerben können. Für die Grundstücksgröße von rund 1690 Quadratmetern soll ein Verkaufspreis von einer Million Euro festgelegt werden. Mit dem künftigen Investor wird ein städtebaulicher Vertrag abgeschlossen, in dem alle Einzelheiten genau geregelt werden sollen. Auch einen entsprechenden Bebauungsplanentwurf haben die Tammer Gemeinderäte in ihrer jüngsten Sitzung beschlossen.

„In einer Zeit, in der dringend Wohnraum benötigt wird, planen wir an einer geografisch schwierigen Stelle ein besonderes Projekt mit zukunftweisender Architektur“, lobte Gemeinderat Dr. Andreas Richter die Pläne. Sein Ratskollege Reiner Balko dagegen war vom Gebäude in Holzbauweise mit Laubengängen im Norden und Loggien im Süden nicht so ganz überzeugt. „Die Nähe zur Bahn und die Lage an einer viel befahrenen Landesstraße machen die Fensteröffnung und die Belichtung schwierig. Wir sollten auch noch einmal von einem unabhängigen Gutachter ein Schallschutzgutachten für die umliegende Wohnbebauung einholen. Der Schall könnte vom neuen Gebäude reflektieren“, mahnte Balko.

Bürgermeister Martin Bernhard entgegnete, dass das Grundstück mit den Parkplätzen ohnehin schon versiegelt sei und sich jetzt die Chance für die Kommune biete, für dieses Grundstück noch Geld zu erhalten. „Es gibt viele Menschen, die krampfhaft Wohnraum suchen und an unterschiedlichen Wohnformen interessiert sind. Daran werden wir uns gewöhnen müssen“, betonte Bernhard.

Vier Gegenstimmen

Gemeinderat Robert Malessa erinnerte daran, dass der Investor die Kosten für das nötige Bebauungsplanverfahren tragen müsse. Weiterhin sei darauf zu achten, dass kein sozialer Brennpunkt mit dunklen Räumen am neuen Gebäude entstehe, so Malessa.

Bei vier Gegenstimmen genehmigten die Gemeinderäte die Entwurfsplanung für das neue Gebäude, die öffentliche Ausschreibung des Grundstücks sowie die Aufstellung des entsprechenden Bebauungsplans im vereinfachten Verfahren. Auch für das Areal im Westen mit dem Bahnhofsgebäude wurde ein Planverfahren in Gang gesetzt, denn dort sollen Ausleihstationen für Pedelecs, Carsharing- und E-Ladestationen, Fahrradboxen und eine öffentliche Toilette in städtebaulich geordneter Weise einen geeigneten Standort finden.

 
 
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