Einmal hinter die Kulissen der Olympischen Spiele blicken zu können, war super spannend.“ Julia Hennig von der DLRG Bietigheim-Bissingen ist immer noch hin und weg von der Woche in Paris. Die 26-jährige Würzburgerin war als Rettungsschwimmerin in Paris im Einsatz.
Eine Rettungsschwimmerin in Paris Olympia: Ein Blick hinter die Kulissen
Julia Hennig von der DLRG Bietigheim-Bissingen war als Rettungsschwimmerin in Paris. Dort erlebte sie emotionale Athleten, wagemutige Fotografen und eine unglaubliche Stimmung.
Ihre Aufgaben waren ganz vielfältig. „Ich war beispielsweise in einer Fan-Zone eingeteilt. Außerdem war ich beim Wasserball, beim Kanu-Slalom, beim Rudern auf einem Inflatable-Rescue-Boat (IRB) und beim Schwimmen“, berichtet die studierte Juristin, die im Mai ihr Referendariat abgeschlossen hat.
Athleten gehen ans Maximum
Doch warum benötigt man bei Wettkämpfen überhaupt eine Absicherung durch Rettungsschwimmer, die Athleten sind doch alle perfekt austrainiert? „Der Hauptgrund ist: Die Athleten gehen an ihr absolutes Maximum, sogar über ihre körperlichen Grenzen hinaus“, sagt Hennig. Da könne es auch mal bei Sportarten wie Schwimmen passieren, dass die Leute zusammenbrechen.
„Das ist tatsächlich auch passiert, allerdings als ich nicht da war. Eine Schwimmerin ist nach den 200 Meter Lagen am Beckenrand zusammengebrochen“, erzählt Hennig. „Und bei den Outdoor-Disziplinen wie beispielsweise Rudern kam es auch immer wieder vor, dass es den Athleten nach ihrem Rennen nicht gut ging – vor allem, wenn die Wettkämpfe um die Mittagszeit stattfanden. Einige Athleten haben sich übergeben.“
Es geht allerdings nicht nur um die Sicherheit der Sportler. „Beim Schwimmen beispielsweise haben sich die Fotografen über den Beckenrand gelehnt, um die besten Fotos zu machen, und wurden nur am T-Shirt festgehalten“, fügt die 26-Jährige hinzu.
Viel Zeit und viele Möglichkeiten blieben da nicht, das olympische Flair aufzusaugen. „Es kam auf den Einsatzort an. Wenn man beim Schwimmen im Warm-up-Bereich war, hatte man zwar ganz andere Einblicke in die Wettbewerbe, aber vom Wettkampfgeschehen bekam man nichts mit“, erzählt Hennig. Als sie den Platz direkt auf der Startbrücke hatte, bekam sie hingegen alles hautnah mit, war praktisch besserer Zuschauer. Wenn die Würzburgerin mal etwas Freizeit hatte, ging es in die Innenstadt.
Einen Nachmittag ging es in den Champions Park, in dem sich die Athleten vorstellen, die am Tag zuvor Medaillen gewonnen hatten, oder ins Deutsche Haus. „Ein bisschen was hat man von Paris mitnehmen können. Aber das olympische Flair ist ja, dass man bei Wettkämpfen vor Ort ist“, erklärt die 26-Jährige.
Krasse Stimmung
Besonders fasziniert war sie von den Schwimm-Wettkämpfen. „Ich bin selbst Schwimmerin, da bin ich sicherlich voreingenommen, weil ich die Wettkämpfe verfolge. Aber so eine Veranstaltungshalle mit bis zu 13.000 Zuschauern und so eine krasse Stimmung kennt man normalerweise nicht. Es war unbeschreiblich laut“, berichtet Hennig.
Dabei war sie doch etwas erstaunt. Auch die Olympia-Teilnehmer kochen nur mit Wasser. „Ich dachte, die Leute sind jetzt bei Olympia, da wird das Rad neu erfunden. Doch die Schwimmer machen gar nicht so viel anders als ich bei meinen Wettkämpfen“, erklärt die Juristin, die sich gerade auf die Rettungsschwimmer-WM im australischen Brisbane vorbereitet. „Ich war aber noch nie auf einem Wettkampf, bei dem so viele Athleten geweint haben – zum Teil aus Freude, zum Teil aus Trauer. Zum Teil auch nur, weil ein Set im Training nicht lief“, sagt Hennig. „Das muss so ein Druck für alle gewesen sein, bei Olympia zu starten.“
Hennig war eine von 14 deutschen Rettungsschwimmern, die in Paris im Einsatz waren. „Als das französische Pendant der DLRG, der FFSS, Ende Mai, Anfang Juni feststellte, dass er nicht genügend Rettungsschwimmer für die Olympischen Spiele hatte, wurden die Verbände in Kanada, Belgien und Deutschland angeschrieben. Da war ein Formular angehängt, mit dem man sich bewerben konnte“, berichtet die 26-Jährige. „Die Hürde war nicht sonderlich hoch. Französisch-Sprachkenntnisse waren eine Bedingung, dazu natürlich Erfahrungen mit Retten in offenen Gewässern.“
Sofort Feuer und Flamme
Als die Anfrage aus Frankreich kam, war die Rettungsschwimmerin sofort Feuer und Flamme. „Mein erster Gedanke war: geil, will ich machen“, sagt die 26-Jährige. „Ich musste es aber noch mit meinen Trainern absprechen, ob es sich mit dem Training zeitlich auslässt. Ich fliege Ende August nach Australien, um dort die Weltmeisterschaften zu schwimmen. Dafür muss man sich ja auch irgendwie vorbereiten.“
Denn der Einsatz in Paris beschränkte sich nicht nur auf die Woche als Rettungsschwimmerin. Hennig musste wie auch die anderen Deutschen das französische Rettungsschwimm-Abzeichen ablegen, das deutsche Zertifikat wurde nicht anerkannt. „Meine Trainer haben aber gemeint, das ist eine einmalige Chance, so nahe an Olympia heranzukommen.“